Trüb, Nebel, kalt. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Häuslicher Zwist“, „Nina“, ohne Aimée, im Theater an der Wien „Zauberflöte“, Therese singt zum 2. Mal und ist wieder von Angst gequält. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 373. Schickte für den Grafen und mich um Billetts zur heutigen 3. Vorstellung vom Karussell. Holte bei Liebmann Geld, um Badenthal (?) zu zahlen, 6500 fl., samt Interessen. Besuchte Liebisch und sah seine neuen Zimmer von Bschaidner. Suchte Kammerlacher in Schönbrunn und lud ihn für Mittwoch zum Speisen. Nach Mittag kam der taubstumme Balassa wegen Billetts für das Karussell, ich gab ihm, Hitzinger und Joseph eines. Unterhielt mich eine Weile mit Schreiben, dann arbeitete ich in Institutsgeschäften. Therese hat nun weniger Angst. Sie sang auch besonders rein, mit vieler Stärke, und wurde sehr applaudiert. Ich fand vorher Gesellschaft, war in der Garderobe und ging nach der 2. Arie ins Burgtheater. Da waren Richart und Nitschner. Therese kam erst um ½ 11 h.
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Trüb, Regen. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Nina“, im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“. Früh zu Hause, brachte Joseph Sitze im 3. Stock ging in No. 373, war bei Liebmann. Elsler speiste bei uns. Nach Mittag zu Haus, zahlte noch dem Badenthal sein Kapital von 6500 fl. Das teuflische Wetter bestimmte mich, Compagnie zu suchen. Um ½ 6 h kam der Wüterich in einem rasenden Humor, war grob wie der gemeinste Kerl. Sein Begegnen empörte mich, ich ließ es ihn auch fühlen. Ich war ganz verstimmt, ließ ihn stehen und ging aus dem Zimmer. Der Elende will nur Betrüger um sich. Mächtig wirkte der Ärger auf mich, ich war für nichts empfänglich, konnte nicht einmal schlafen.
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Schnee und Regen, gegen Mittag heiterte es sich aus, abends heiter. Im Burgtheater „Folgen des Maskenballs“, Witwer“, zum 1. Mal „Überraschung“ von Sonnleithner. Im Kärntnertor-Theater „Lustiger Schuster“, im Theater an der Wien „Fiesko“. Therese liegt an Kopfschmerzen. Früh zum Wüterich; der Mensch schien alles vergessen zu haben, war der beste, aber ich sprach kein Wort und antwortete auf seine Fragen nur karg. Zum Kridl um die 2000 fl.. Dermer brachte mir ein Senflöfferl von Glas. Kammerlacher von Schönbrunn erwarteten wir zum Speisen, er kam erst um 2 h, dann Stifft, danach Krieghammer mit Kathi. Ich blieb zu Haus, suchte Gesellschaft, ging ins Burgtheater und Kärntnertor-Theater, wartete die Oper zwar aus, langweilte mich aber sehr. Die „Überraschung“ missfiel ganz, das Erscheinen eines jährigen Kindes von einem Mädchen der Louise Balfre (?) machte vollends den Ausbruch des Zischens.
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Maria Empfängnis. In der Nacht fror es. Im Burgtheater „Proteus“, „Es spukt“, [im Kärntnertor-Theater] Joh[ann] von Paris“ mit der Sessi, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Früh zum Grafen, um ½ 10 h zu den Franziskanern, Predigt von Werner. Fand ein Gedränge zum Morden, ging wieder zum Grafen. Kehrte wieder auf den Platz, der Diebstahl einer Brieftasche machte mir bei der Sakristei etwas Platz, hörte den zweiten Teil. Fanny wurde übel, sie war mit Bettl und ging mit Schenk auf die Bastei, ich mit Kárner und Seitz; es war gedrängt voll. Der russische Kaiser fuhr in Uniform von Hiller und unser Kaiser in russischer Uniform in die griechische Kirche. Mittags allein, nach Mittag zum Grafen, später zu Rumpelmayer. Richart arbeitete an der Optik, sie ging mit Therese spazieren. Abends kam Jungmann, mit diesem in Compagnie, Préférence zu spielen.
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Heiter, gäh trübte es sich, mittags fing es zu regnen an, es regnete fort. Im Burgtheater „Geprellter Geizhals“, „Man kann sich irren“, „Magnetismus“ von Iffland; im 1. und 3. [Stück] spielt Döbbelin. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Sessi als Emilie, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Früh zum Grafen, Liebmann, Walnefer, zu Radl auf den Platz. Mit dem Hofrichter vom Johann Motesiczky von Nadas (?) wegen dessen liederlichem Sohn ins Arbeitshaus und bei der Moser, brachte ihn aber nicht an. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Jo[ephine ?] trank mit uns Kaffee. Abends ins Kärntnertor-Theater, um mit Haim zu reden, dann ins Burgtheater, fand Compagnie, Steindl (?), schlief etwas.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).