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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6161 1814 6 13 Ein warmer Tag; gegen Mittag trübte es sich, Gewitterwolken stiegen auf. Im Burgtheater „Schmuckkästchen“, Im Theater an der Wien „Alle fürchten sich“, „Das übelgehütete Mädchen“ von den Koblerischen. Gleich um 7 h zum Grafen, dem Salieri und Schenk schickten wir Billetts. Ich bekam zur morgigen Generalprobe vom Löhr, Huber; zum Kridl, bei dem wir das Transparent probierten. Ich gab 2 Billetts im 5. Stock der Richart, 2 der Josephine, 1 dem Hauschka, dann im Parterre 2 dem Reimann, 1 dem Jungmann. Mit dem Grafen sehr beschäftigt. Nina speiste bei uns Nach Mittag mit Neefe und Brinke (?) auf den Spittelberg zum Baumgartner (?), seine Optik anzusehen, welche sehr mittelmäßig ist. Blieb in Gesellschaft, abends zum Kärntnertor herein. Band 08 (VIII.), Seite 21r
6162 1814 6 14 Vom gestrigen Regen keine Spur mehr. Im Burgtheater „Korb“, „Gute Nachricht“, im Theater an der Wien „Deserteur“. Vor Mittag Generalprobe zu „Weihe der Zukunft“ von Sonnleithner, Musik von Weigl. Früh schickte Therese Billets zum Schenk, in die Apotheke. Um 6 h kam Färber (?) von Eisenstadt, dem ich auch ein Billett zur Irene gab .Früh zum Grafen, Huber kam hin, der erhält den Braunen vom Heyssan zum Reiten. Um 10 h mit Jungmann ins Kärntnertor-Theater, voll, beleuchtet, große Hitze. Der erste Chor, alle Männer in Rot mit Silber, die Damen in Weiß gekleidet, dann die neue Kurtine mit der Spinnerin am Kreuz, die Ansicht von Wien, die aufgehende Sonne und die fliehenden Gewitterwolken machten großen Effekt. Die Cephisen (?) des Janer (?) und Milder „Gerechtigkeit“ verstand ich nicht, so wurde die Illusion oft unterbrochen. Der Einzug der 90 Paare ist sehr inponierend, die Choreographik von „Corda principi sacravimus (?)“ ist gut gemacht. Von 11 bis 1 h dauerte die Vorstellung. Ich musste stehen, kam sehr ermattet und voll Durst nach Haus, aß nur Suppe. Richart und Jos[eph ?] speisten da, nach Tische kamen Kridl, Schießl. Mit diesen ging ich aus. Kam in Gesellschaft, abends sah ich die Illumina[tionen] bei Braun (?), 3 (?) Deym [?, unleserlich] Band 08 (VIII.), Seite 21r
6163 1814 6 15 Heiter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Wiedersehen“, Schauspiel in 2 Akten von Carol[ine] Pichler, dann „Glückliche Wilde“ von den Koblerischen. Im Theater an der Wien „Rückkunft des Kaisers“, Singspiel in 1 Akt von Veith (?), Musik von Hummel, dann „Trau, schau, wem“ von Karl Scholl (?). Riedl frühstückte da, dann zum Grafen und Ferdinand Pálffy, den ich wegen Dekret und meinem Entrée sprach, das er abzuändern verheissen hatte. Er will, dass ich den Grafen bewegen soll, unser Haus in er gegen Theateraktien zu verkaufen. Später zur Keglevich, mit Richart ging ich auf die Hauptmaut, Therese mit Mirus die Illumination ansehen. Mittags allein, nach Tische kamen Richart, sie, Jungmann, tranken Kaffee. Therese ging zur Mühlhofer, Richart kam nach. Nach 5 h sahen Richart und ich die Beleuchtungen der Stadt, lasen die Polizeiordnungen. Ich kam zur Rosen, aß Rostbraten. Richart erwartete mich bei der Triumphpforte, schlichen nochmals herum, dann ins Bett. In der Nacht kam Vinzenz von Bologna. Band 08 (VIII.), Seite 21r
6164 1814 6 16 Beide Hoftheater geschlossen, im Theater an der Wien das Gestrige. Um 8 h zum Grafen, seit 4 h wimmelt es auf den Straßen. Um 9 h fuhr der Graf zum Theresianum, von wo um 10 h der Einzug des Kaisers zu Pferd erfolgt. Die Bürger und Garnison machen die Spaliere, auf dem Hofe wechseln Musikchöre. Vor 10 h begann der Donner aus 100 Kanonen, aus jeder wurden 15 Schuss gemacht; und das Geläute aller Glocken. Württemberg als Kommandeur ritt mit entblösstem Degen dem Kaiser zur Linken. Um 11 h kam der Zug von der Herrengasse auf den Michaelsplatz, voraus Konstantin-Kürassiere, die Eröffnung von unserer eleganten Bürgerkavallerie mit neu uniformierter Musikbanda. Mit dem Großherzog von Würzburg ritt der Kronprinz in Regimentsuniform; über eine Stunde dauerte der Zug. Der Kaiser sieht wohl gesund, nur älter aus. Therese blieb zu Hause, hatte Richart, Schwägerin. Ich ging herum, war bei Kridl, blieb bei Dermer, wo auch Gewey war. Nina speiste da. Nach Mittag Ruhe. Um 6 h mit Jungmann zu einigen Illuminationen, dann zum Dehne (?). Abends von ½ 9 bis ½ 11 h ging ich mit Therese herum, sahen den Hohen Markt, Rathaus, Renn-, Herrengasse, bei Braun, Fries (?), Kärntnertor-Theater, Deutsches Haus, Johannesgasse und dergleichen, dann ging ich allein, fand Schenk mit Mädchen, um 2 h kam ich ins Bett. Band 08 (VIII.), Seite 21r
6165 1814 6 17 Den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Wiedersehen“ und „Der neue Gutsherr“, im Theater an der Wien „Trau, schau, wem““, und „Rückkehr des Kaisers“. Bei Hofe Appartement, abends 8 h, Glückwünsche. Den Vormittag mit dem Grafen, mit dem Vinzenz beschäftigt. Therese führte ich in die Reitschule, Kridl kam mit. Mittags allein. Nach Mittag mit Marolly und Jahny beschäftigt, bekam von Huber ein Billett für morgen ins Theater. Abends brachte ich den Pressburger Damen Teschenberg und Schlossern die Irene (?) Heute nach Mittag wurde dem Brandl seine ganze Werkstatteinrichtung lizitiert. Als ich dieses sah, war ich ganz erschüttert. Wie kann ein Mensch das Erbe seiner Eltern so mutwillig verschwenden ? Ich war auf der Wieden, bei Alkens. Später suchte ich Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 21v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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