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Anzeige von 6146 - 6150 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6146 1814 5 29 Pfingstsonntag. Etwas trüb. Früh zum Grafen, Liebmann. Auf den Kohlmarkt, hörte von Hauptmann (?) Pálffy’s Misshandlung des jungen Kobler und Bernardell, weil sie mit der Ruyter (?) nicht tanzen wollten. Beide wurden widerrechtlich ins Polizeihaus gesetzt. Wie barbarisch ! Ich gab Hauptmann einen Vorschmack, was seine Frau zu erwarten habe. Bei Kridl kamen Kárner, Jungmann, Kunesch (?) zusammen, zu Radl, da war von Brünn Gubernialrat Sedlaczek und sein Freund Ackermann, liebenswürdige Männer, mit denen wir uns gut unterhielten. Um 5 h in Jungmanns Gesellschaft in den Augarten, da fing es zu regnen an, wurde heiter, in die Brigittenau. Der Wind wendete sich und wir waren in Regen eingehüllt. So nahmen wir die Retirade in den Augarten, kamen durchnässt an, lagerten uns im Saal, aßen gebackene Hähnel, Um 6 h hörte es zu regnen auf. Wir wandelten über die Bastei nach Haus. Ich legte mich gleich, trank Tee und so verhütete ich einen neuen Katarrh. Band 08 (VIII.), Seite 18r
6147 1814 5 30 Pfingstmontag. Trüb, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Gastmahl“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Der Graf sprach bei Erdödy mit Pálllfy, der sich beleidigt fand, dass ich ihn beim Ehrenwort wegen Erfüllung der Therese verheissenen Bedingnisse packte, da doch Joël und er das Wort lm Mund verdrehen. Den Vormittag beim Grafen, zu Pálffy wegen einem Schimmel, sprach mit ihm ein paar ernstliche Worte, dass mein Graf das Dekret vor Ausfertigung zu lesen wünsche. „Es ist alles abgetan, kein Dekret notwendig“, sagte er; „Nein, ohne Dekret, in welchem nach unserem Brief wir von ähnlichen Unbilden gesichert sind, ist nichts geendet“. Ich wollte unsere Bedingnisse wiederholen, da fing er vom Kaiser an und von der Achtung für Therese und dergleichen. Schreyvogel und der Regisseur Mayer traten ein und nichts konnte ich mehr reden, als ihn bitten, unsere Angelegenheit nach dem Sinne unseres Briefes zu enden. Joël liegt seit 3 Tagen an Podagra; möchte er doch krepieren ! Therese und ich aßen allein. Therese arbeitete an einem sehr eleganten Spenzer für die Schwägerin (?); sie und Richart tranken bei uns Kaffee. Später kam Jenik, mit dem ich in Institutsangelegenheiten arbeitete, Jungmann, mit dem ich herumschlenderte. Erhob bei Liebmann 500 #, war im Lerchenfeld, bei Bschaidner, dann trieb uns der Regen zum Gschössl, wo ich ganz vortreffliches Rostbratel erhielt, und gutes Bier tranken, aber die Maß für 26 x. Um 8 h in die Stadt, fanden Compagnie, blieben bis nach 9 h. Therese hatte die Bonno (?) und Kunesch bei sich. In der Nacht erhob sich ein heftiger Sturm. Band 08 (VIII.), Seite 18r
6148 1814 5 31 Heiter, kalt, rauer Wind. Im Burgtheater „Kleiner Deklamator“, dann zum 1. Mal „Der geprellte Geizhals“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen, dann „Heirat aus dem Wochenblatt“, Döbbelin, k[öniglich] preuss[ischer] Schauspieldirektor als Knochen, Jude, Willibald. Im Theater an der Wien „Eselshaut“. Abreise des Grafen; früh um 6 h zu ihm, Stuppan (?) bettelte sich ein, mit ihm zu reisen, nach 7 h fuhr er weg. Ich ließ ein Billett unterschreiben an Stifft auf 1500 fl. Zwanziger und 2000 fl. WW zahlbar am 31. Dezember. In der Burg sah ich die französische Kaiserin, die niemanden ansieht und wegen ihrem Stolz, ihrer Abneigung gegen Deutsche von niemandem geachtet wird. Später fuhr ich wegen 3 Stück Pressburger Tuch zum Tuchscherer Wüst, Therese fuhr mit In die Porzellanfabrik, zum Liebmann, 5000 fl. Zwanziger zu erheben, zu Offenheimer, wo ich 2 Stunden wegen Almássy verrechnete. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen, verkaufte bei Stifft 2000 fl. 20er für 200 ½ fl. Therese ging zu Fuljod, der den letzten Brief vom Pálffy nicht zu lesen bekam und bei der morgigen Sitzung in Erinnerung zu bringen versprach, zugleich aber versicherte, den Sinn der auszufertigenden Dekrete ganz im Gedächtnis zu haben. dann ging sie zu Denickel (?), welcher erzählte, dass die Platzer sehr melancholisch, ganz stumm sei, trotz allem Zureden der Nonnen nichts esse und sterben zu wünschen scheint. Arme Rosalie ! Ich war in Gesellschaft, aß vom Adler Rostbraten, kam später in Compagnie. Assen schickte uns Badner Kipfeln. Band 08 (VIII.), Seite 19r
6149 1814 6 1 Heiter. Im Burgtheater „Hausfriede“, Lustspiel in 3 Akten, im Kärntnertor-Theater von der Gesellschaft von der Wien „Neuer Gutsherr“, verehelichte Fellinger (?); im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Rindfleisch kostet 17 x das Pfund, Rundsemmeln für 12 x 2 Loth, ord[inäre] Semmeln 3 Loth, Brot nun 3 x 13 Loth; schreckliche Teuerung ! Der Graf ist in Preßburg. Früh arbeitete ich zu Haus, hatte mit der Mirus wegen Handwerkern und ihrer Vorforderung zu tun, sprach mit Hörr und Umlauf; ging zu Liebisch. Mittags war Elsler unser Gast, nach Mittag schrieb ich an den Grafen, fuhr zur Mirus um mit ihr und Neuberg wegen Konten – Hörr zu 119 fl., Umlauf zu 30 fl. – zu reden. Später noch Mayer, zum Gschlössl, setzte mich zum Jahny und Gengler (?), soupierte. Sie begleiteten mich zum Tor. Therese war bei Peter, blieb bis 8 h. Band 08 (VIII.), Seite 19v
6150 1814 6 2 Heiter, warm. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, Döbbelin als Jude Baruch. Im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Fiesko“, Heurteur, Lange als Verrina. Den Vormittag zu Hause. Stifft sagte, des Kaisers Abreise sei verschoben, man glaubt bis heute, den 2.; der Friede sei unterzeichnet. Mit Radl traf ich Verabredung wegen dem morgigen Diner im Prater beim Wilden Mann, weswegen ich dem Kridl und Kárner schrieb. Um 12 h, nachdem ich dem Grafen geschrieben, fuhr ich in Jungmanns Gesellschaft nach Sievering. Gingen durch Unter- und Obersievering, weil es zum Fahren zu schlecht, setzten uns beim Steinbruch unter den großen Nussbaum, aßen Zunge und trocken Brot. Nahmen uns einen Weiser auf den Himmel, der dem Schosulan (?) gehört, aber nicht hergestellt ist. Schlichen bis zum Abhang nach Grinzing, dann in Fischers Wasseranlagen, welch sehr angenehm sind, ließen die Wasser springen, aßen Kalbsschlögel und Salat, waren recht vergnügt. Machten nach 6 h den Rückweg auf die Bastei, wenig Leute. Kam in Compagnie, wo eine Weile geplaudert wurde. Therese näht fleißig an meinen Unterzieh-Beinkleidern.. Band 08 (VIII.), Seite 19v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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