Windig, sehr viel Staub. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, „Gute Nachricht“, gefällt sehr; im Theater an der Wien „König und Stubenheizer“, „Aschenbrödel“. Kanonade von 100 Kanonen wegen Einnahme von Paris, Te Deum, die Kaiserin, Prinzen, Königin von Neapel fuhren en compagnie nach St. Stephan. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich, Rumpelmayer, Dermer, mit ihm auf die Bastei. Dem Grafen holte ich selbst Loge an die Wien, zu Froon, da starb eben an der Glacis ein Landwehrmann, der eben ankam. Mittags beim Grafen, 10 Personen, Starhemberg, Radossevich, Lang, Seitz, Rumpelmayer, Kárner, Ulm. Nach Mittag zu Haus, Therese legte sich Vesicator auf, der Kopfschmerz bessert sich. Zu Bschaidner wegen Peter, der [Name fehlt[ begegnete ich, mit ihr nach Haus.
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Heiter, ein fataler Wind und Staub erhob sich wieder. Im Burgtheater „Ring“, 2. Teil, im Kärntnertor-Theater „Barbiere die Siviglia“, Im Theater an der Wien „Joh[ann] v[on] Paris“. Vor Mittag beim Grafen, mit ihm zu Dr. Sensel, die Zimmer ansehen, zu Keller mit 200 fl. Interessen. Mit Rumpelmayer in das Bürgerspital, Quartier auf Stiege 15 im 1. Stock, welches ich zu arrangieren versprach. Mittags allein, nach Tisch ging Therese zur Huber, mit ihr zu Poltoni auf die Landstraße. Ich suchte Leithner, vorher große Konferenz mit Josephine. Ich schrieb an Zinnicq wegen Susky (?), den Windischen (?), und arbeitete in Kassengeschäften. Erst um 6 h ging ich aus, war im Burgtheater, suchte Compagnie um zu soupieren.
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Heiter. Im Burgtheater „Taubstummer“, „Kleiner Proteus“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien Einnahme des Treitschke, „Brautschatz“ von Ochsenheimer, zum 1. Mal „Blöder Ritter“. Früh zum Grafen, Joël wegen Almássy, Keglevich. Dem Ehrimfeld gab ich die „Politique de l’ Europe“ abzuschreiben. Mit Therese zu Richart, mittags allein. Therese ging zur Moser, ich ging in Kassengeschäften, besuchte den kranken Schießl, der im Bette lag, aber besser ist. Holte Therese ab, zusammen über die Glacis, ich ins Theater an der Wien, Therese nach Haus. Im Theater an der Wien fand ich Richart mit Rioth (?), wegen der Begleitung entstand Verdruss. Ich machte die Austeilung der Bilder und Gesellschaft für die Optik am nächsten Dienstag.
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Heiter. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Gute Nachricht“ von Treitschke, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Früh zum Grafen, sehr beschäftigt, zu Richart um die Strauß (?) einzuladen. Zu Joël, Keglevich. Ich entwarf Auszüge aus Kassen- und Kontenzahlungen, hatte mich Pöcking (?) zu Gefallen in Berechnungen eingelassen. Dem Schießl brachte ich Medizin und Wein. Mit Schenk zu Hohenadel, vorletzte Musik, lud Lieben und Wildfeyer (?), Therese Fuljod und Meissl zur Optik. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Richart und ich arbeiteten. Dann ins Neudegg, Lerchenfeld, Felder der Schmelz zur Gumpendorfer Linie, zum Theatersteg, ins Kärntnertor-Theater. War auf der Bühne, dann ins Burgtheater, kam sehr müd nach Hause.
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Etwas trüb. Im Burgtheater „Othello“, in Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Gebesserter Lorenz“, „Blöder Ritter“. Früh zum Grafen, Stipsics (?), sonst rastlos beschäftigt. Dem Stessel schrieb ich, dass Napoleon den Thron abdiziert, dass ihm die Insel Elba im mittelländ[ischen] Meer und jährlich 6 Millionen Francs angewiesen sind. Therese lud die Kleiner und Pittoni (?), Lissl ein. Mittags war Nina da, welche Quarins Testament brachte. Nach Mittag zu Haus, dann in den Piaristensaal, um Suskys Maschinen zur „Ochsenhaut“ im Josephstädter Theater zu sehen. Wild begleitete mich. Dann zu Bschaidner, mit dem ich wegen seinem Sohn, der Artillerist werden wollte, große Konferenz hatte. Später Promenade ins Lerchenfeld, Burgtheater, Hof, Hauptwache, fand Huber, Eppinger, soupierte da und blieb bis 11 h.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).