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Anzeige von 6096 - 6100 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6096 1814 4 9 Karsamstag. Kalt, heiter. Nach 7 h zum Grafen, mit Hannibal wegen Almássy zum Joël, Haggenmüller zahlte und stellte Billetts auf 5 Monate aus Den Vormittag in Kassenangelegenheiten beschäftigt, zu Rumpelmayer, ging zu Dermer. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, zum Grafen. Man sagt, am 30. März wären wir in Paris gewesen. Nach 6 h zu Rumpelmayer und Seitz, beiden schickte ich Tokajer und Menischer. Auf den Graben, konferierte mit Geissler und Gatterburg, sprach nach langer Zeit Liebisch, um 8 h mit Gewey und Dermer in die Möhrung (?), wo wir viel Jux wegen einem waschblau Angeloffenen hatten. Band 08 (VIII.), Seite o. fol. v.
6097 1814 4 10 Ostersonntag. Schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater Deklamations-Unterhaltung für die Wohltätigkeit, Heurteur deklamierte von Weidmann den „Einzug in Paris“, Weidmann wurde gerufen. Früh zum Grafen. Von Radl kauften wir Kälbernes für 18 x. Stifft kam in Eile und erzählte, dass sein Vater schrieb, am 30. wurden die Schanzen von Paris gestürmt, 96 Kanonen erbeutet, am 3. zogen Alexander und der König von Preussen im Jubel in Paris ein. Napoleons Statue wurde niedergerissen. Nach Mittag erschien ein Extrablatt. Den Vormittag schlenderte ich herum auf der Bastei, alles ist voll Jubel. Nach Mittag arbeiteten Richart und ich an Neefes Tempel, dann in den Prater, abends fuhr Rumpelmayer ins Bureau. Mit dem jungen Joël verwettete ich wegen Paris 10 fl., welche ich gerne zahlte. Mittags alleine. Im Prater bewirtete mich Schenk mit Kaffee, fand Stifft, Gewey, Dermer, Jungmann. Mit letzterem ging ich in die Stadt, zu Rumpelmayer, mit ihm nach Haus, seine Marie spielte den „Kleinen Deklamator“ unübertrefflich. Erst gegen 12 h kam ich nach Haus. Band 08 (VIII.), Seite o. fol. v.
6098 1814 4 11 Ostermontag. Heiter. Im Burgtheater „Des Kaisers Bild“, ländliche Szene in Versen, Koch, die Korn, dann männliches und weibliches Landvolk, „Standesproben“.Im Kärntnertor-Theater „Die gute Nachricht“ von Treitschke, Musik von Weigl, Hummel, Kauer, Beethoven, vorher „Lotterielos“ Im Theater an der Wien „Kluge Frau (?)“. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zu Rumpelmayer, Seitz. Auf den Kohlmarkt, Bastei, fand Kárner, Dermer, Peter, Rohrweck, Schenk mit Anhang. Nina speiste und ging mit Therese zu Mühlhofer. Ich wartete auf Stifft bis 4 h, dann in den Prater, plauderte ich viel mit Schön, der mich bis ins Burgtheater begleitete. Von da ins Kärntnertor-Theater, fand Leithner, suchte Therese im Kärntnertor-Theater, zusammen nach Haus. Beide Stükke sind ohne Wert, wurden aber der Anspielungen wegen gut aufgenommen Im Burgtheater ist eine neue Lampe, die Höhlung mit Silber plattiert, gibt ein grelles, aber kein angenehm, dauerndes Licht. Im Burgtheater war die Kaiserin, wo „Gott erhalte !“ gesungen wurde. Therese gab dem Neefe 2½ Ellen fein dunkelblaues Tuch. Band 08 (VIII.), Seite o. fol. v.
6099 1814 4 12 Heiter. Im Burgtheater „Kaiserbild“, Einquartierung“ und „Edelknaben“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, „Frohe Nachricht“, im Theater an der Wien „Eselshaut“, gefällt gar sehr. Früh zum Grafen, Gyurkovics, Offenheimer, Treitschke. Therese geht morgen zur Optik laden, ich lud Jonak, Pölt, Hiertl (?). Von Offenheimer erhielt ich 10 #. Um 11 h kam Oberstleutnant Landgraf Fürstenberg begleitet von 4 Postillionen; welcher nach Mittag in die Burg einreiten wird. Das Publikum begleitete ihn mit Jubel bis in die Kriegskanzlei. Ich war bei der armen Richart. Mittags allein, nach Mittag ging ich auf allen Straßen herum; der Jubel war über alle Beschreibung. Therese war bei Dermer mit Hoffmannischen, ich mit Ferdinand Huber bei Kridl, wo wir ihn sehr bequem sahen. Eben kam die Keglevich an. Eine Eskadron von Hessen-Homburg begann den Zug, dann war eine große Menge bürgerl[icher] Kavall[erie], vorn Postmeister Ritter mit seinem silbernen Horn, dann 104 Postillions. 10 Postoffiziere hatten den Oberstleutnant Fürstenberg in ihrer Mitte, dann folgte wieder bürgerl[iche] Kavall[erie], sein Karakol (?), 3 Pferde nebeneinander gespannt, grün, auf allen Seiten stand „Poste de Paris“. Therese führte ich nach Haus, ich ging in den Ratssaal, hörte seine Rede an Feldmarschall Colloredo, in welcher die Armee dem Hofkriegsrat dankt, sich seinem Schutze empfiehlt und den Enthusiasmus der Pariser beim Einzug schilderte. Ich ging ins Burgtheater, nach der Szene deklamierten Korn und sie ein Gelegenheitsgedicht zwisschen Bauern und Bäurinnen vom Eug[en ?] Stubenrauch. Dann ins Kärntnertor-Theater, wohin die Kaiserin kam und mit Jubel empfangen wurde. Band 08 (VIII.), Seite o. fol. v.
6100 1814 4 13 Heiter. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Degen bringt „Paris ist über“. Den Vormittag beim Grafen, Sekretär Keller, Richart richtete die Optik her. Beim Rumpelmayer mittags allein, nach Mittag in voller Arbeit, weil Schießl krank; statt seiner Neefe. Ich richtete alle Figuren, stellte die Dekorationen von Mozart und Tempel des Ruhmes auf, musste fort zu Radossevich. Die Goldmann Therese nahm Abschied, sie ist bei Korntheuer in Brünn mit 1000 fl. engagiert; auch Jeanette geht mit Borgi (?) nach Preßburg. Heute neunte optische Vorstellung, Tempel des Ruhmes; Neefe schrieb in aller Eile Verse auf Geweys 50. Geburtstag, welchen er morgen feiert. Die Gesellschaft war sehr zahlreich: Weiß mit den Großbauerschen (?), Huber Ferdinand, Schwester, Nina mit 2 Klimburg, Phillebois, Babette, Lottl, Peck, Wokurka mit Liesi und Freund, Fölsch (?) mit Sigl, Reisser mit Oberstleutnant Pock (?), Hartl mit Frau, Peltz mit Frau, Reimann mit Familie, Aspelmayer mit Maria und jungem Mann, jung Müller, Maschinist Schmidt, Hoffmann mit Joseph, Tony und 2 Mädchen. Scheffel (?) ging gleich wieder fort. Die Vorstellung gelang sehr, dann war alles lustig und froh, wir lasen Gedichte, Reissers Napoleons Vergötterung, von ihm diktiert. Sassen bei Würsteln, Kälbernem und Schinken bis nach 12 h zusammen. Band 08 (VIII.), Seite 12r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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