Heiter, kalt. Im Burgtheater und Kärntnertor-Theater nichts wegen Leopolds Tod, im Theater an der Wien „Schauspieldirektor“. Des Grafen Abreise, vor 7 h zu ihm. Den Vormittag sehr beschäftigt, brachte Rumpelmayer seine Obligationen zerschnitten zurück. War selbst bei Kreibich, Schießl, arbeitete zu Haus. Bei Dermer hörte ich Mohrhardts (?) Tod in Prag. Mittags waren der Kadett Rudolph Krieghammer, dann Neefe und Nina da. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, zu Radossevich und Batthyany, dann ins Neudegg, abends ins Theater an der Wien, unterhielt mich mit Schneidermann (?), Gewey, Wothe, ging mit Stifft nach Haus. Stifft berichtete, dass am 19. die Preussen und Russen wieder geschlagen, dass 2 Regimenter von uns dabei waren, dass wir in Italien zurück mussten, Der Kaiser reiste am 20. von Troyes nach Bar-sur-Seine zurück, das Hauptquartier ist in Troyes.
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Kalt, neblig, immerwährender Winter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Hannibal“, Trauerspiel in 5 Akten in Jamben vom Gen[eral] Rothkirch, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh stellten wir der Josephine an blauem Porzellan 1 Punschtopf, 2 ovale Suppentöpfe, 2 Kasserol, viereckige Salatschüssel, 2 ovale und 2 runde Schüsseln, 2 ovale Saucieren samt Tassen, 3 Dutzend Teller, 6 weiße Berliner Schalen samt Tassen, 1 Kaffee-, 1 Michkanne zusammen im Wert von 125 fl.; sie war angenehm überrascht. Früh arbeitete ich zu Haus, zu Richart, welche uns Zucker kaufte, zu Batthyány, Radossevich. Dem Grafen schrieb ich dass Fürst Batthyány für Radossevich nichts tut, dass der Kurs 205 fl. ist. Mittags suchte ich Compagnie, nach Mittag arrangierte ich allein zur 5. optischen Vorstellung. Es kamen Quarin, Phillebois mit Frau, Babette, Richart , Agnes, Brenner – dessen Frau noch in den Wochen –, Peck, Kreibich mit Frau, Dermer, Baron Aichen, Bittner mit Frau, Pfersmann, Rumpelmayer, Seitz, Pettenkofen, Kridl, Fanny, Hoffmann, LaRoche, Neefe, Joris und Nina. Schießl kam erst spät, Joseph noch später. Der Brand von Moskau wurde zum ersten Mal gezeigt und machte große Wirkung, alles ging gut. Kridl musste wegen Nasenbluten weggehen, Quarin ging nach der Optik, doch blieben Phillebois, Frau, Agnes, Richart, Brenner, Fanny, Peck, Dermer, Neefe Joris, Schießl, Marie, LaRoche auf Forellen und Poulard bis fast 12 h, LaRoche als Bauchredner. Blücher und Wrede sind zersprengt, Napoleon siegte.
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Kalt. Im Burgtheater „Hannibal“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Fehlgeschossen“, „Aschenbrödel“, mit Treitschke Ramiro, Jos[ephine ?] Demmer Aschenbrödel. Früh in Geschäften, dann nach Ottakring, Breitensee, zu Batthyány, Radossevich. Mittags speisten Schießl und Elsler da; ersterem brachte Therese ½ Dutzend Tücheln, den Eipeldauer, der Marie zum Geburtstag ein Schreibzeug und eine Tasse aus Porzellan mit Devise, zusammen im Werte von 60 fl. Therese machte ihm den Vorschlag, mir die Revue auf der Schmelz statt den Augarten zu machen. Nach Tische kam Huber und brachte den Gang samt einer Musterfigur vom Schmidt, recht brav. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus in Kassengeschäften, schrieb an den Grafen; der Kurs ist 212 fl. Man sieht nächstens einer Schlacht entgegen. Abends ins Burgtheater, sehr schön geschrieben, sehr mittelmäßig aufgeführt, viele lange Stellen, die Handlung wenig anziehend.
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Trüb, die Kälte lässt nach, etwas Schnee. Im Burgtheater „Taubstummer“, dann zum 1. Mal „Die Kolonie“, Lustspiel in 1 Akt. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Schauspieldirektor“. Früh kam Stifft, Radl, Fanny. In No. 373, expedierte die Wägen nach Preßburg zurück, schrieb an den Grafen. Zu Rumpelmayer, ins Rathaus. Richart ist sehr bestürzt, weil der schändliche Geiz der Eltern die Ursache ist, dass heute der junge Spanraft (?) zum Rekruten genommen wurde .Mittags bei Quarin, mit Stifft, Greco (?) – Leibarzt der Königin von Neapel –, einem jungen Schweizer Arzt von Aarau, Kreibich, Pettenkofen, Kridl, Glandinger (?) und Baron Hans (?). Abends im Neudegg, ins Burgtheater, schlief etwas.
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Den ganzen Tag Schnee. Im Burgtheater „Kolonie“, „Schmuckkästchen“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Raub der Zemire“, im Theater an der Wien „Schwestern von Prag“. Vormittags führte ich Therese, Josephine und Tony in des Grafen Zimmer und zum Zuckerbäkker, dessen Blumen ausTragant anzusehen, und tranken Kaffee. Ich gab Therese und Josephine französisches Papier, Oblaten, Siegelwachs und eine Blume aus Alabaster, wozu ich bei Reimann ein schwarzes Postament machen lasse. Dann zu Rumpelmayer, schrieb an den Grafen. Mittags allein, Josephine, Jungmann und Hoffmann leisteten Gesellschaft. Nach Mittag zu Reimann, Hoffmann, führte Fanny und Bettl zum Hamberger (?) um Augengläser für den Vater. Zu Bschaidner, sah mir einige Bilder an. Dann nach Hause, fand Richart, die mir sagte, dass sie Wege wisse, den jungen Prunmayer (?) ganz frei zu machen. Ich blieb zu Hause, nach 8 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).