Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 6071 - 6075 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6071 1814 3 15 Dichter Nebel, sehr kotig. Der Stoß ist noch immer fest. Im Burgtheater „Kolonie“, „Deutsche Hausfrau“, im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, zum 1. Mal „Nächtlicher Liebhaber“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Früh zu Hause, dann Revision der Garderobe und Küche. Diner bei Quarin, er lag an Halsschmerzen im Bette und erzählte, dass gestern der reiche Papierfabrikant Pachner (?) an einer Halsentzündung starb. Mit speisten noch Phillebois, Babette, Peck und Nina. Zu Hause fand ich Fanny, welche Therese geschmackvolle Strumpfbänder brachte. Ich erinnerte sie an die versprochenen Hosenträger. Arbeitete bis 6 h, dann ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie, vorher mit F[anny] zu Schenk, die Bettl abzuholen, F[anny] zeigte mir die angefangenen Hosenträger, wir waren kindisch. Die Phillebois versprach mir ein Uhrband zu klöppeln. Band 08 (VIII.), Seite 9r
6072 1814 3 16 Trüb. Im Burgtheater „Rollas Tod“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Der gebesserte Lorenz“ und „Aschenbrödel“. Früh kam schon die Muhme Tischler gratulieren. Zu Quarin, welcher krank, zum Schießl, Froon, welchem ich seine 40 fl. Douceur gab, so wie dem Huber und Haim. Dann ins Neudegg. Therese ging zur Fischer und aß mittags allein. Ich fand Compagnie. Nach Mittag fuhr Therese zur Moser, zum Peter, von da mit Richart zur Mühlhofer. Ich arbeitete zu Haus. Wegen Quarins Krankheit wurde Samstag das Diner bei Phillebois abgesagt Abends ins Burgtheater, zum Rohrweck. Vorher führte ich beide Goldmann ins Lusthaus, weil es sich ganz ausheiterte und die Sonne angenehm schien. Fand noch Therese und Richart und fuhr dann mit ihnen. Heute ging der Stoß ohne Schaden. Band 08 (VIII.), Seite 9r
6073 1814 3 17 Ein heiterer, schöner Tag; in der Nacht fror es. Wie wohl tut es, die Sonne zu sehen ! Im Burgtheater „Bürgermeister“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, „Liebhaber“, im Theater an der Wien „Eselshaut“ zum 7. Mal. Früh in No. 373, die Garderobe zu revidieren, zum kranken Quarin, zum Scheiger. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an den Grafen, für Radl einen Brief an den Oberamtmann. Therese ging Visiten zu machen und gratulieren, ich zu Rohrweck, lud ihn und Kornhäusel für Samstag. Dann fand ich sie samt ihr im Burgtheater. Vorher machte ich mit Leithner eine Promenade auf der Glacis. Band 08 (VIII.), Seite 9r
6074 1814 3 18 Heiter. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“, dann zum 1. Mal „Kleiner Proteus“, mit Pepi Koberwein. Im Kärntnertor-Theater „Barbiere di Siviglia“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“ mit Wild, Seneschall Forti. Früh arrangierte ich manches zur Optik, empfing Gratulationen, setzte die Revision der Inventarien fort. Ging zum kranken Quarin. Der Scheiger Karl brachte Therese das brillantene Kreuz zum Geburtstag. Später ins Neudegg. Mittags waren Richart und Elsler unsere Gäste. Am Nachmittag fuhr Therese Visiten machen. Ich schrieb an den Grafen und ging ins Laboratorium zu Neefe, dann ins Leopoldstädter Theater, Sartorys Einnahme „Bürgerinnen von Wien“, von Bäuerle. Valentits kam und brachte mir Gelder für Interessen, dann erhielt ich wieder 2 fatale Briefe vom Tyrann, die ich mit Kraft und Salbung beantwortete. Therese kam um 11 h zu Quarin, und nach Mittag, als er eben versehen wurde. Ich fand ihn noch vor Mittag, er sprach, nötigte mich ein paar Mal zum Bleiben, ich blieb über eine Stunde. Um 6 h lief ich wieder zu ihm, fand Phillebois, Valentits im Tafelzimmer, alles bestürzt. Ich ging hinein, stand lange vor seinem Bette, er kannte niemanden mehr. Der Prälat von Schotten hörte ihn beichten Es war sein letzter Tag. Band 08 (VIII.), Seite 9v
6075 1814 3 19 Heiter, gefroren. Im Burgtheater „Kleiner Proteus“, „Es spukt“. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 31. Mal, Einnahme [fehlt]; im Theater an der Wien „Fehl geschossen“, „Aschenbrödel“. Quarins Todestag. Er starb früh ½ 3 h im 81. Jahr an der Entkräftung; der freien Künste, Weltweisheit und der Arzneikunde Doktor, k.k. Reg[ierungs]rat, Leibarzt, der gelehrten Gesellschaft in London, Madrid, Venedig, Kopenhagen, Villa[… ?,unleserlich], dann der Aka[demie ?, unleserlich] in Wien Mitglied, 6maliger Rektor. Sein Verlust ist mir sehr empfindlich, hart trifft mich der Schlag. Ein vortrefflicher Mann, alle die ihn kannten, werden um ihn trauern. Am Vormittag ging ich hin, sah ihn auf dem Paradebette; Phillebois ließ eben die Sperr vornehmen. Heute kommt alles Unangenehme zusammen. Ich bin so voll in Kopf und Herz, dass mir nicht einmal das schöne, so mühsame Perlen-Uhrband von Therese solche Freude machte, wie ich sie fühlen würde, wenn ich froh, ruhig sein könnte. Ins Neudegg, dann zu Haus, schrieb an den Grafen, ging zu Rohrweck speisen, da waren Kornhäusel, Götzl, Strack (?), Fritz und eine große Pepi. Nach Mittag zu Haus, expedierte an den Grafen, Therese nahm die Kunesch mit in das Theater, ziemlich voll. Dann 7. optische Vorstellung, vom Schießl Manöver auf der Schmelz und Phaeton mit 2 Pferden von Schießl, von Neefe Tempel des Ruhms. Es kamen Schießl, LaRoche, Ruthner (?), Neefe, Richart, Frau, Hoffmann, Fanny, Bettl, Josephine, Toni, Nene (?) Rodler, Pepermann, Frau, Rohrweck, Frau, Kornhäusel, Mühlhofer Vater, Therese und Joseph, Moreau, Nina, Sepherl und Galina vom Radl, Hruschka mit kleinem Dupré (?). Therese kam erst, als alles zu Ende war, trug das brillantene Kreuz. Nichts machte große Wirkung, es wurde auch nicht gut geleitet. Wir gaben Kapaun, Bœuf à la mode, Salat, Zunge, Gansleber, Tiroler Strudel, Saibling. Sie blieben bis gegen 1 h, aber es war nicht recht lustig. Fanny und Nina halfen Therese, erstere hustete sehr stark. Band 08 (VIII.), Seite 9v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b