Ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Gastrecht“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Eselshaut“, bei Kaan „Zum Goldenen Löwen“, „Pächter Robert“. Am Vormittag arbeitete ich zu Hause, ins Neudegg, zur Terzaghi. Nina kam von Fuljod mit der Nachricht, dass sie 1000 fl., Therese aber nur 500 fl. von Quarin erbte. Auf der Bastei war alles gedrängt. Mittags allein, ich aß nur Suppe, bin so abgespannt, so matt. Nach Mittag lag ich auf dem Sopha, schrieb ich an den Grafen, ging zu Stephan Zichy. Abends zu Kaan, fand Schenk, Julie, Bettl; sehr warm, musste aushalten.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Gerechte Strafe“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Listige Gärtnerin“ von Kobler, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Ich bin sehr matt, Therese von Zahnschmerzen geschwollen. Früh zum Offenheimer, in No. 373, ins Neudegg. Nina war unser Gast. Nach Mittag zu Haus, ruhte, mir ist gar nicht wohl. Schrieb an den Grafen, zu Rumpelmayer. Um ½ 6 h zu Quarins Leichenbegängnis, ich erschien ganz schwarz und so viele. Die ganze Universität ging mit, voraus Phillebois, der Rektor magnificus, die 4 Dekane mit ihren goldenen Ketten und Medaillen folgten gleich der Leiche. Ich ging mit Bittner. Therese saß verschwollen zu Haus, ich suchte Compagnie und aß Kälbernes. Um 9 h expedierte ich noch einen Brief von Rumpelmayer an den Grafen, dass Vinzenz Major wurde, wegen der Affäre am 6. bei Parma.
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Heiter. Im Burgtheater „Puls“, „Kleiner Proteus“, Im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Früh schrieb ich ein Billett der Smitmer, ging zu Rumpelmayer, Terzaghi, Offenheimer. Mit Kárner auf die Bastei und zu Radl speisen, allein mit Birkmayer, der durch Fritz Beamter wurde. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, der mir sagte, dass er nach Quarins Tod Wien verlässt. Therese fuhr mit Josephine in den Prater, da begegnete ihnen die fatale Illésházy. Abends ins Burgtheater, voll. Kam in Compagnie von Ferdinand Huber. Die kleine Koberwein hat wohl Talent, hat aber ein fatales Organ. Bei Kindern ist alles liebenswürdig. Beim Vorrufen dankte er als Bauer, Jude und Franzose.
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Neblig, es heiterte sich aus. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, „Raub der Zemire“, im Theater an der Wien aufgewärmt „Genoveva“, gespielt von Perinet. Heute ist von Vinzenz in der Zeitung, dass er sich im Angesicht des Königs von Neapel am 6. so ausgezeichnet habe, dass ihm bei Parma ein Pferd erschossen wurde. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an den Grafen. Zu R[umpelmayer ?], bei welchem ich heute speiste, schrieb Radl einen Aufsatz an den Oberamtmann; Ich war im Neudegg, auf der Bastei, beantwortete des Grafen Brief wegen Quarin, schrieb einen zweiten. Bei Rumpelmayer speiste nebst seiner Schwägerin der Arzt Schiffmann (?). Nach Mittag fuhren R[umpelmayer ?] und ich in den Prater, dann arbeitete ich. Besuchte die Phillebois und sagte ihnen vom Grafen alles Schöne, und dass er ihm mit Vergnügen seine fernere Freundschaft anbietet. Um 8 h ins Kärntnertor-Theater, fand Radl, Birkmayer, dann nach Haus. Mir ist noch immer nicht wohl; ich bin sehr matt und schlafe schlecht.
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Nebel. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Genoveva“. Früh arbeitete ich zu Haus, zu Offenheimer, Terzaghi. Begegnete der Marie vom Ullmann, die klagte, dass ihrer Schwester ein Soldat von Deutschmeister die Brieftasche mit 93 fl. aus der Hand riss, davon lief, nun aber schon auf der Polizei sitze. Ich ging mit ihr, der Kerl wurde in die Alserkaserne gebracht, er hatte nichts mehr, also schon weggeworfen, sie wird wohl nichts mehr finden. Ins Neudegg, Bastei, mittags allein. Nach Mittag ging Therese mit Richart zur Moser, ich schrieb an den Grafen, holte Therese ab, fuhr mit ihr zum Reimann, zur Nigris, er befindet sich in Triest wohl, sie kommen aber nach Venedig als Marinekommissär. Dann ging ich ins Kärntnertor-Theater. Nach dem 1. Akt suchte ich Compagnie und aß Kälbernes.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).