Aschermittwoch. Die Kälte wächst noch. Im Kärntnertor-Theater große Akademie für die Findlinge, 3 Tableaux gestellt von Tremel, „Des Landwehrmanns Abschied“, „Tod des Prohaska“, „Preussische Jäger“, und ein allegorisches von Füger, dann Deklamation. Den Vormittag beim Grafen, Rumpelmayer. Mittags allein, Stifft und Neefe kamen. Nach Mittag mit Julie in die Porzellanfabrik, dann nach Haus, zum Grafen. Abends mit Therese, Kunesch, Agnes und Nina ins Kärntnertor-Theater, 3. Stock. Ich fand Compagnie im Parterre, plauschte mit Muth, Gabrieli, Marie von Rothruff und unterhielt mich. Die 3 Tableaux, die „Preussische Mutter“ von Grünthal, und „Das deutsche Mädchen“, von Korn gesagt, wurden wiederhol; die Musikstücke waren ohne Wirkung.
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Strenge Kälte. Im Burgtheater „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Semiramis“ Rumpelmayer legt heute im Rate sein Jurament als Hofrat ab, bei ihm Souper, wo auch ich geladen bin. Den Vormittag beim Grafen, zum Schießl, bestimmte Dienstag zur Optik, zum ersten Mal mit Brand von Moskau. Lud Quarin ein, welcher unpässlich ist. Mittags allein, Kárner, Stifft, Jeanette kamen. Nach Mittag zu Hause, Rudolph Krieghammer, Kadett bei Sommariva Kürassieren kam, der Bursche macht sich gut. Später zu Vladár mit Brief von Franz aus Augsburg, zu Jahny, zu Rumpelmayer mit Champagner, Menischer und Konfitüren. Dann in sein Bureau, zusammen nach 7 h zum Souper bei ihm, mit Seitz, Frau, Treber (?), Jonak, Peltz (?) und Frau, Mayer, Wanner (?), Eichenfeld, 2 Offiziere, eine verwandte Majorin. Letsch (?) lernte den 3 älteren Mädchen ein paar analoge Szenen auf des Vaters Beförderung, welche die Mädchen recht herzlich vortrugen, sie tanzten auch ein kleines Terzett. Peltz spielte Pianoforte, sang komische Lieder, dann war ein Buffett. Das ganze zwanglos, angenehm und ich recht gut unterhalten. Nach 11 h ging’s nach Haus.
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Die Kälte lässt etwas nach. In den Hoftheatern nichts wegen Josephs Jahrestag, im Theater an der Wien „Friedrich von Österreich“ von Iffland, langweilig. Früh kam der Tischler, um in den Fenstern des Schlafzimmers Fächer zur optischen Maschine einzurichten. Ich ging zum Grafen, wohin auch Rumpelmayer kam. Mittags war Kárner da, hatte ihn lang bei mir. Nach Mittag ins Neudegg, dann in Compagnie um etwas zu soupieren. Therese ging zur Mühlhofer. Ant[on] Offenheimer schickte mir zwei englische Barbiermesser. Ich verkaufte Dukaten für 8 fl. 53 x, Kurs 194 fl..
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Kalt, neblig. Im Burgtheater „Familie“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Gärtnerin“ von Kobler, im Theater an der Wien „Alaman, Prinz von Catania“. Therese ging zu Sonnleithner und Phillebois, lud sie für Dienstag zur Optik. Ich brachte Schießl 2 Bouteillen Slivovitza. Den Vormittag beim Grafen, Quarin, der sich zur Ader ließ. Mittags beim Grafen mit Radossevich, Rumpelmayer, Seitz, Oberst Scheibler, jung Wrbna, Starhemberg, Batthyány. Abends bei Schießl Probe von Moskau, Therese, Neefe und LaRoche waren da; mich befriedigte das Ganze nicht. Dann ins Kärntnertor-Theater, zu Schenk, fand Fanny, Joseph. Dann in Compagnie, etwas zu soupieren.
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Im Großen Redoutensaale „Wellingtons Sieg bei Vittoria“ von Beethoven; im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Fried[rich] von Österr[eich]“. Therese geht zur Mühlhofer und speist bei ihnen. Bei Kaan, „Landhaus an der Heerstraße“, „Buchstab“, „Totenansager“. Zum Grafen, mit ihm wegen seiner Abreise beschäftigt, zur Buchwieser, welcher ich Dukaten für ihre „Semiramis“ brachte, plauschte lange mit ihr. Mittags en visite bei Quarin, dann suchte ich Compagnie zum Speisen. Nach Mittag ins Neudegg, Kaffee trinken. Zum Kaan, fand Compagnie, plauderte mit Schießl, Neefe, Mühlhofer und Hegele.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).