Tauwetter. Im Burgtheater „Hannibal“, im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, „Glückliche Wilde“ von den Koblerischen, im Theater an der Wien „König Theodor“, auf dem Zettel Mad. Forti. Der Graf will mich durchaus nach Preßburg haben; ich habe Schwindel und schrieb, dass ich vor Dienstag nicht fahren kann. Meinem Paten Karl bei Reimann brachte ich bewegliche Figuren und Zwieback. Ich schrieb an Treitschke und Buchwieser, Therese ging zu Sonnleithner und lud sie am Montag zur Optik. Ich musste zu Rumpelmayer, ins gräfliche Haus, zur Terzaghi, arbeitete an der Berichtigung des Inventariums, bekam einen Brief meines Gyurkovits, welchen ich in meinen Rockärmel steckte und 3 Stunden suchte, nicht einmal essen konnte ich, erst nach Mittag fand ich ihn. Sprach mit Gyurkovits wegen Erhebung von 940 #, schrieb an den Grafen, dass der Kaiser in Chaumont sei; der Kurs ist 213 ¼ fl. Abends ins Neudegg, ins Kärntnertor-Theater, war auf der Bühne, sprach mit Hausner (?), welche Edelsteine die Weiber am liebsten haben: Diamanten und Antiken. Dann soupierte ich in Compagnie.
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Abwechselnd Schnee und gefroren. Im Burgtheater Lange als Bayard, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Der gebesserte Lorenz“, „Aschenbrödel“. Akademie von den Medizinern im Universitäts-Saale, für die verwundeten Krieger, Entrée 2 fl; Stifft brachte mir Billetts. Den Vormittag zu Hause, wegen Sohn der Nagl zu Rumpelmayer, weil er sich morgen stellen muss. Dann in die Akademie, unterhielt mich mit Schenk, Mosel, Dermer, Forti, der Milder. Der Saal war nicht sehr voll, die Musik aber angenehm. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen, meiner Mutter, wegen Leopold Nagl durch Watzal einen Brief an Romano, dass er als unobligater Fourier angestellt werde, dann einen an Hauptmann Hampel beim Fuhrwesen. Alles gelang und der Bursche ist frei. Therese machte Besuche, ich arbeitete fort. Abends ins Theater an der Wien, fand Gewey, Mayer. Die Compagnie bewog mich, trotz der Völle zu bleiben.
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Neuer, tiefer Schnee. Im Burgtheater „Silb[erne] Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Fried[rich] v[on] Österreich“. Früh zu Stuppan (?), wegen Franz DeCaro nach Preßburg, zum Gyurkovits wegen der 940 #, schickte Kleiner 2 Eimer Roten, schlichtete mehrere Geschäfte, schrieb an den Grafen. Bekam von Hoffmann von Wimpassing einen Brief, dass meine Mutter am 4. sehr schlecht wurde und kaum mehr leben wird. Sehr bestürzte mich dieser Schlag. Ich schrieb gleich der Nany und schickte ihr 30 fl. Indes ich bei Gyurkovits Dukaten gewogen, richteten Richart und Therese zur 6. optischen Vorstellung zu, für die Hofkriegsratsgesellschaft, mit Joseph, Tony Hoffmann, Rumpelmayer, Frau mit 4 Kindern, Bourguignon, Harting, Treber (?), Jonak, Watzal, Letsch, Goretti (?), Stifft, Reisser, Langhans (?), Treitschke mit Frau, Kornhäusel, Rohrweck, Henriette, Schießl, Richart, Neefe Nina, Lenotre (?). Vor Anfang bedienten wir alles mit Kaffee, Zunge, Würsteln, Wein etc, zwischen Mozarts Andenken mit Krapfen. Alles schien sehr vergnügt, ich war es nicht, der Verlust meiner Mutter machte mich sehr traurig. Die Gesellschaft blieb bis 12 h.
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Unmäßig tiefer Schnee. Im Burgtheater „Einquartierung“, „Wiedervergeltung“, im Kärntnertor-Theater „Strickleiter“, dann Divertissement „Jäger“ von Kobler, im Theater an der Wien „Schauspieldirektor“. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, in No. 373, wegen Dukaten zu Stifft, ins Neudegg. Mittags bei Quarin mit den Hofräten Gürtler, Sieber, Gruber, Abt, Brenner, Bittner, Stuppan und dem jungen Somogyi. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, ging zu Rumpelmayer, brachte für seine Frau 12 Lichtergläser, versprach ihm Wein für seinen Bedarf und billige, herabgesetzte Preise. Ging dann ins Kärntnertor-Theater, wo ich Compagnie fand. Das Divertissement ist sehr schlecht und wurde nur sehr mittelmäßig getanzt.
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Schneegestöber, sehr kalt, schrecklicher Winter. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Blaubart“. Früh zum Szem (?) um 100 # für Vinzenz, zu Quarin, zum Sensel (?) Zimmer ansehen, zu Richart; heute wäre eine Fahrt ins Lusthaus angenehm. Nach Mittag zum Grafen Pálffy, schrieb an meinen. Es kam eine Lieferung Wein. Meine Schwester schrieb mir, dass unsere gute Mutter sich bessere; wie tröstlich ist dies für mich ! Therese ist immer bei Josephine, sie scheint etwas Geheimes zu arbeiten. Ich ging in die Müllersche Galerie, wo man wegen der wenigen Menschen nicht einmal die Aurora (?) und Dresden beleuchten wollte, bis ich Spektakel machte. Dann ging’s; ich unterhielt mich recht gut. Dann zu Richart, ins Kärntnertor-Theater, dort plauschte ich in Compagnie.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).