Kalt, nach Mittag fing es zu regnen und schneien an. Im Burgtheater „Üble Laune“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Jäger“ von den Koblerischen, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die Eselshaut, oder die Blaue Insel“, Märchen aus dem Französischen von Gewey, Mus[ik] von Hummel, Dekor von Carlati (?) und Gail. Früh zu Gyurkovits, zu Scheiger wegen Theresens Schmuck, dann in No. 373, die Inventarien zu berichtigen. Mittags waren Joseph, Tony, Kárner und Kridl unsere Gäste. Therese fuhr mit Jos[eph ?], Tony in den Prater, zur Moser und Muth. Ich schrieb an den Grafen. Nach 5 h mit Leithner, dann der Compagnie wegen ins Theater an der Wien, kam neben ihr und der Familie zu sitzen. Das Ganze langweilte sehr, die Musik hat wenig Gefälliges, die Maschinerie ging schlecht. Kaum rettete ich das Ganze vor dem Auszischen. Ein Pas de deux tanzen Kinder allerliebst. Trotz Regen und Glatteis war es doch gedrängt voll.
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Glatteis. Tauwetter, auf den Straßen schwimmt es. Im Burgtheater „Geteiltes Herz“, „Zriny“, im Kärntnertor-Theater Matrosenterzett, „Samtrock“, „Das übelgehütete Mädchen“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Früh erfuhr ich, dass der Schuft Nagl kein Douceur zu geben sagte, ein Graf habe seinem Sohn geholfen. Dies empörte mich und ich beschloss zu ihm zu gehen; vorher in No. 373. Durch Jonak erfuhr ich, dass er Fourier in der Artilleriekaserne bei den Handlangern sei; ich ließ den Lumpenkerl nach Mittag zu mir rufen. Ich ging zu Schießl, brachte ihm einen neuen Schal und sah ihn am Manöver an der Schmelz arbeiten. Lissl verkaufte mir 507, meistens inständige (?) # und ich gewann 100 fl. Zum Weirother (?) in die k.k. Reitschule, sprach Kernhofer. Nach Tische, als mich eben Therese quälte, mich des Prunmayer anzunehmen, kam Nagl, dieser elende Kerl, dem ich seinen schlechten Streich vorhielt, dann bei der Brust fasste und ihn zur Tür hinauswarf. Ich arbeitete den ganzen Nachmittag, Richart kam wegen ihres Neffen zu bitten, welches ich endlich zusagte und zu Rumpelmayer ging, dann ins Burgtheater ging. Rumpelmayer versprach mir, sich um Prunmayer anzunehmen.
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Heiter, glatt, man schwimmt. Im Burgtheater „Besuch“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Im Leopoldstädter Theater ist nicht die Einnahme des Jean Sartory „Kosaken in Wien“, Lustspiel in 3 Akten mit Tänzen, von A[dolf] Bäuerle. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, zum Stifft, erhob Geld. Mittags bei Quarin mit Peck allein, wir unterhielten uns gut. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, dass Schwarzenberg am 3. Troyes stürmte, dass die Franzosen haufenweise ihr Gewehr wegwerfen, das 600 Kavall[erie] so ins Gedränge kamen, dass sie absitzen und sich ergeben mussten, dass Blücher mit der Armee schon in Meaux sei. Therese fuhr zur Moser, zur Mühlhofer, welche krank ist. Ich ging ins Leopoldstädter Theater, fand Compagnie, dann antwortete ich meinem Bruder auf seinen Brief vom 7., gab ihm wiederholt einen derben Verweis wegen seinem Schweigen, da unsere Mutter so schwer krank sei. Das Singspiel ist sehr schlecht, den Wert haben Dekor, Musik und Tänze; sonst langweilt es sehr. Müllers Musik ist sehr gefällig. Sartory wurde heiser, spielte also gar nicht, statt seiner Caché. Ich plauderte mit Wolf (?), Hönig (?), Neefe, Weinberger.
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Gefroren, dichter Nebel. Im Burgtheater „Johanna von Momtfaucon““, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Eselshaut“. Bei Kaan „Geschwister“, von seinen Kindern gespielt, dann „Sorgen ohne Not“. Ich gab Schießl und Marie Billetts, welche bei uns speisten. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, dann zu Stifft, welcher an der Brust leidet. Bei St. Michael kam ich mit Leithner zusammen, begleitete ihn bis Ungargasse. Nach Tisch kamen Neefe und Gewey, und blieben den ganzen Tag; ich schrieb inzwischen an den Grafen. Abends zu Kaan; ein Kind wurde krank, so blieben die „Geschwister“ weg. Fand Compagnie, Piringer, Gimnich, Pepermann, Schießl, mit dem ich mich unterhielt. Heute starb Catlau an Nervenfieber
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Neblig. Im Burgtheater „Jäger“, im Kärntnertor-Theater „ Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Eselshaut“, gefällt mehr. Früh arbeitete ich zu Haus, zu Putz in Institutskassengeschäften. Fuhr ins Diana-Bad, zum Radl. Therese ging zur Moser speisen. Dann besorgte ich für Therese das Kreuz bei Scheiger. Bei Radl gab Therese der Sepherl 2 recht niedliche Chemisetten. Ich fand Gehör (?), Schaffer, dann einen Oberleutnant von der Konskription mit Frau, den Richter Rat Seiler, Syndikus Niesl (?), Sperr-Kommissar Angerbauer und meinen Tücheldrucker Kulesch (?). Um 4 h schlich ich mich davon, schrieb dem Grafen. Abends sprach ich Leithner, dann ins Theater an der Wien, fand Gewey, das Theater voll und ging mit Langerhans (?) in die Stadt. Heute starb die Tänzerin Vanio (?)
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).