Heiter, gegen Mittag trübte es sich, dann Regen, nach Mittag wurde es kalt. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, Trauerspiel in 3 Akten. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Der neue Gutsherr“, Oper in 1 Akt aus dem Französischen von Castelli, Musik von Boieldieu, vorher „Savoyarden“; im Theater an der Wien „Deserteur“, Schauspiel in 4 Akten nach Mercier von Stegmayer. Therese geht zur Moser speisen, ich früh zum Grafen, zu Lange wegen Selans, der krank ist. Mit Offenheimer wegen Almássy zu tun Ich schrieb den Brief an Ferd[inand] Pálffy ab und schickte gegen Mittag. Möchte er doch dieser fatalen Sache ein Ende machen! Ich suchte Compagnie zum Speisen, war nach Mittag beim Grafen, arbeitete stets zu Hause. Therese kam erst nach 7 h zu Haus. Dermer kam, ich ging noch aus, um Compagnie zum Soupieren zu finden.
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Heiter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Vetter aus Indien“, Lustspiel in 2 Akten von Dilg, vorher „Verwundeter Liebhaber“. Im Kärntnertor-Theater „Edelknabe“, „Neuer Gutsherr“, im Theater an der Wien „Fiesko“ mit Heurteur, Verrina Lange. Früh zum Grafen, die Expensen von Almássy zu zahlen. Zum Joël, welcher sagte, dass er unseren Brief an Pálffy gelesen habe, es stünden nur unsere Forderungen, nicht aber was wir zu leisten, z. B., dass sie Choranführerinnen sind, in allen 3 Theatern zu spielen haben, u. dgl. „Das wird meine Frau nie tun !“ „Ja“, sagte er, „sie nahm es an. So sind die Weiber, sie sagen den Männern nie alles“. Damit ging ich. Nachher ins Hofmeisteramt, zum Löhr, bestand am Graben in No. 662 die Zimmer für monatlich 150 fl., war mit dem Grafen da. Mittags allein, nach Tische ging Therese zu Fuljod, ihm diese neue Niederträchtigkeit des Joël zu erzählen und ihm Vollmacht zu geben, den Vertrag auf unsere Äußerung zu schließen. Indessen kam ein Brief von Schreyvogel, worin Therese 1000 fl bekommt und in 3 Theatern singen soll. Fuljod fand es begreiflich, mit dem Chor hinauszutreten, sagte sogar, es sei bei der Kommission vorgekommen. Schändlich geht man um ! Ich ging zum Grafen, erzählte ihm alles, mit Therese zu Braun, der uns leider auch nicht viel Tröstliches sagte. Dann ging ich zum Schuster, Alkens, in die Heumarkt-Kaserne, zur Moser wegen der kranken Agnes, um 9 h mit Fechner in die Stadt. Machte einen Aufsatz, welchen ich abschrieb und morgen dem Grafen mitgeben werde.
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Heiter. Im Burgtheater „Vetter aus Indien“, „Einquartierung“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, gefiel nicht; im Theater an der Wien „Fridolin“, Schauspiel in 5 Akten, Mlle. Krosek (?) als Helene, Hr. Klimtsch als Gotthold von Felseck. Früh zum Grafen, zu Oberstleutnant Hajd wegen 200 #, zum Maler Hummel wegen Porträt, nach 10 h mit dem Grafen selbst zu Pálffy, ich blieb im Wagen. Der Graf bewilligte alles, nur jetzt nicht 1200, sondern nur 1000 fl., weil er schon so seine Eingabe an Ugarte machte, gab sein Ehrenwort darauf, auch, dass es sein Wille gar nicht war, dass sie mit dem Chor heraustreten soll. Therese war den ganzen Vormittag beim Bischof Dankesreiter wegen der Platzer. Mittags allein. Nach Mittag ging Therese zum Fuljod im Namen des Grafen, brachte ihm unsere Finaläußerung, und bat ihn, dafür zu wachen, dass das Dekret genau nach diesem Sinne ausgefertigt werde Ich ging zum Grafen, in die Theaterkasse, zum Pálffy, in den Strozzischen Grund, in den Prater, fand Leithner, soupierte beim Paperl, kam später in Compagnie und sprach Assen.
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Heiter. Im Burgtheater „Menschenhass“, Grünthal als Peter. Im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“. Orient[alisches] Divertissement, im Theater an der Wien sollte „Zauberflöte“ sein, Mad. Herrmann als Königin, wurde „Raul Blaubart“. Therese ging früh zum Fuljod und hörte, dass Pálffy leugnete, dem Grafen zugesagt zu haben, dass sie nicht im Chor singt. Wie schändlich ! Dann schrieb ich einen Brief, damit ging Therese zum Fuljod, der wieder manches stark fand. Um 12 h mit dem Grafen, Selans, der Teschenberg und Schlossern in das Panorama von Paris, dann ins 1. Kaffeehaus speisen, die Person zu 6 fl. Ich musste um ½ 4 h zu Kuefstein, Sekretärswahl, dauerte bis 6 h. Leopold Jenik (?), Raitoffizier bei Liechtenstein, wurde provisorischer Sekretär, Hirsch (?), Kammerschmidt, Herzl und Goldmann Ausschuss. Nachher auf die Glacis, Rosen, später kam ich in Compagnie.
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Heiter. Im Burgtheater „Joh[ann] Vasmer“. im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Hussiten“, Mlle. Krosek (?) Bertha, Klimtsch (?) Prokopius. Gestern konnte wegen Flucht der Mad. Ennikke, hier Herrmann, die „Zauberflöte“ an der Wien nicht sein. Früh zum Grafen, schrieb, wie ich hoffe, den letzten Brief an den Pálffy und sandte ihn gleich ab. Möchte doch diese Verhandlung einmal zu Ende sein ! Den Grafen ließ ich den Brief lesen, er fand ihn gut. Pállfy lud sich zum Diner ein, aber es wird nicht zu Haus gespeist, der Graf lud ihn für morgen, weil Pálffy ihn zu sprechen wünscht. Mittags allein, nach Tische kam Richart, aß mit uns Krebsen, später kam Jenik, dem ich das Institutsarchiv mit allen Akten übergab und Denickel (?) mitsandte. Nach Mittag in die Porzellanfabrik, Rosen, Bastei. Später kam ich in Compagnie, vorher aß ich Rostbraten.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).