Dichter Nebel. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Theater an der Wien „Don Juan“, die Sessi-Neumann und Weinmüller singen. Den Vormittag zu Haus, in beide Quartiere, zur Terzaghi, zeigte die neue Wohnung. Mittags war die Agnes bei uns. Nach Tisch kam Stifft, Elsler, die Nina, Kunesch. Ich schrieb an den Grafen, sandte ihm das Extrablatt. Napoleons Pferd wurde ihm blessiert, der Colloredo nahm 2500 Garden gefangen. Abends ging ich ins Burgtheater, war mit Stifft in der Loge, dann ging ich ins Bierhaus zur Weintraube, wo ich mich mit Ullmann, Jungmann, Linder (?), Lange und Hoffmann unterhielt. Bei Therese war Lavotta, welche sich sehr über ihren Geliebten, seine Verschwendung und Grobheit beklagte.
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Starker Nebel. Im Burgtheater zum 1. Mal „Rückkunft aus Surinam“, Lustspiel in 3 Akten von Müllner; „Liebhaber und Geliebte“, im Kärntnertor-Theater „Prüfung“, Oper in 2 Akten von Huber, Musik von Gyrowetz. Im Theater an der Wien „Lully und Quinault“, Oper in 1 Akt, Musik von Maltha [sic], französisch, vorher „Geheimnis“, Musik von Solié. Früh arbeitete ich zu Haus, ins neue Quartier mit Terzaghi, schrieb an den Grafen. Rabe besuchte uns. Elsler war unser Gast. Nach Tisch kam Stifft, Jeanettl, hatten ihren Spaß, tranken Kaffee. Dann fuhr ich zum Radossevich, ging vor die Hernalser Linie, sah im Hohlweg den Platz, wo sich vorgestern nach 12 h, man sagt ein Schlosser, mit einer Muskete erschoss; noch liegt das Blut da. Abends durch das Lerchenfeld ins Burgtheater, fand zwar Compagnie, langweilte mich doch.
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Einmal ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Rückkunft aus Surinam“, gefiel nicht; dann „Dir wie mir“. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“, im Leopoldstädter Theater auf Allerhöchsten Befehl „Generalprobe auf dem Theater“, „Unterhaltung in der Ukraine (?)“. Früh arbeitete ich zu Haus, dann ins neue Quartier, zur Starhemberg. Ins Leopoldstädter Theater zu Neefe, sah die Maschinerie und Dekoration. Brachte für Roller seine Frau gedruckten Percal auf ein Kleid und sagte Neefe, er möchte sich einen Frack und ein Gilet abholen, welches ich aus meiner Garderobe wählte. Die Dekoration macht sich sehr hübsch, nur zu umständlich ist sie, zu viel Raum nimmt sie ein. Neefe war bei uns zu Mittag, da gab ich ihm auch noch das schwarz geschnürlte (?) seidene Beinkleid. Vorher war ich bei Schenk. Nach Mittag rauchte Jean Tabak, er und Stifft tranken mit mir Kaffee, dann lockte mich der schöne Tag ins Freie, ich kam nach Breitensee, die Felder waren noch nass. Um 6 h fuhr ich ins Leopoldstädter Theater, fand Compagnie, machte Platz der Kölbel, die Moser hatte Sitze mit der Wetzlar. Gefiel nicht, sehr warm, nur die Weimar erschien, die Kaiserin nicht. Bei Therese, welche auf der Glacis war, fand sich die klagende Goldmann ein.
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Ferdinand Cortez“, im Burgtheater „Brautkranz“, Trauerspiel in 5 Akten von Weissenbach, Lange als Graf Altomonte. Im Theater an der Wien „Fridolin“. Früh zu Haus, zu Rumpelmayer, in beide Quartiere, schrieb dem Grafen. Mittags bei Quarin, Babette und Peck waren da. Wegen Stall hatte ich einen Strauß mit Cavriani, weswegen es noch viel Verdruss geben wird. Nach 4 h mit Bschaidner zur Lerchenfelder Linie hinaus, auf die Wiesen und Anhöhen vor Ottakring, um selbe für die Optik zu zeichnen. Es wurde aber trüb und die Zeichnung konnte nicht geendet werden. Die Gegend von Ottakring mit dem Galizinberg und dem Dornbacher Schlosse gibt ein schönes Bild. Abends blieb ich, um 9 h erst in die Stadt.
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[Tag ergänzt] Trüb, die Barometer fallen. Im Burgtheater „Welche ist Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Moses“. Früh mit Schön wegen Stall neue Verhandlung, dann schrieb ich dem Grafen. Vor Mittag war der böhmische Hofmeister da. Stifft besuchte mich, ich wollte ihn begleiten, aber es fing zu regnen an. Um 12 h machte ich mich dennoch ins Freie, speiste und blieb. Gegen Abend schlich ich über die Felder durch das neue Lerchenfeld in das alte. Da war Kirchtag, in den Wirtshäusern und mehreren Sälen Musik. Da gab es die possierlichsten Auftritte, welche mich unterhielten. Gegen 4 h heiterte es sich aus, später ins Burgtheater, dann suchte ich Compagnie, um etwas zu essen. Therese war auf der Glacis, hatte abends Besuch von der Nina, Bonno und Nigris.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).