Trüb, nach Mittag Regen, abends windig. Im Burgtheater „Deutscher Hausvater“, im Theater an der Wien „Moses“. Früh zum Grafen, mit Czausanszky beschäftigt, dann mit ihm ins Quartier. Suchte Compagnie zum Speisen, am Nachmittag beim Grafen, um 7 h fuhr er nach Baden. Ich ging auf die Landstraße zum Karpfen (?) baden, fand Compagnie und soupierte dann im Garten bei der Birne. Um 10 h ins Bett.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Armer Poet“, „Organe des Gehirns“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, ging zur Terzaghi, Offenheimer. Bei Offenheimer und Arnsteiner machte ich das Geschäft wegen Umsetzung der Scheine zu Zwanzigern, nämlich bei Offenheimer 2227 fl. 20er, am 31. Oktober, bei Arnsteiner 2900 fl. 20er, zusammen 5127 fl. 20er. Ins neue Quartier, dann suchte ich Compagnie zum Speisen um gleich nach Tische ins Freie zu gehen. Ich unterhielt mich recht gut. Nach 8 h ging ich über Wiesen durch das Lerchenfeld auf die Bastei, fand Compagnie, dann nach Haus. Schöner Mondabend.
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Früh Regen. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Das Sonett“, Lustspiel in 1 Akt in Versen, dann „Aschenbrödel“, Rainoldi als Hofnarr. Ich arbeitete ich zu Hause, dann im Keller, im neuen Quartier. Zur Terzaghi, schrieb an Therese und den Grafen. Mittags ging ich ins Freie, wo ich auch blieb. Abends auf die Bastei, wo ein entlaufener Ochse beinahe alles in Schrecken versetzt hätte. Der Abend war sehr angenehm; ich fand Stifft. Abends kam Mericzay von Preßburg.
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Trüb, es regnete stark und wurde kalt. „Essex“ mit Lange, im Theater an der Wien „Don Juan“. Gestern marschierte das Regiment Deutschmeister in Begleitung der Bürgercorps. Früh zu Mericzay, dann ins neue Quartier, zum Jean, Nagl. Ich lasse alles in unserem Quartier zusammenrichten. Mittags erwartete ich den Grafen, dann zum Radl speisen, Bei Richart war Assen. Am Nachmittag zum Grafen, mit Mericzay Geld zählen. Abends an die Wien, den Dirzka als Leporello zu hören; gefiel nicht. Fand Stifft, Jean, auch im 2. Stock Compagnie, Assen. Stifft, Jean und ich soupierten im 2. Stock recht gut. Der Kurs hebt sich sehr, heute war er 168 fl.. Heute erschien die Verordnung, dass alles kalibermäßige Gewehr binnen 24 Tagen abgeliefert werden muss, da Mangel an Feuergewehren ist. Alle Hoffnung auf Frieden schwindet.
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Kühl, heiter. Im Burgtheater „Rosen des Malesherbes“, „Deutsche Kleinstädter“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Heute muss jedes Haus einen, auch mehrere Männer zum Schanzen auf Tulln abgeben. Auch Maurer und Zimmerleute werden ausgehoben. Früh zum Grafen, sehr mit ihm und Mericzay beschäftigt, Mittags speiste ich in Compagnie. Nach Mittag große Unterredung wegen der Badener Geschichten. Um 5 h zum Offenheimer, schlossen das Geschäft wegen 3000 # ab, er versprach mir 50 #. Der Kurs ist heute 178 fl.. Ich schrieb dem Vasall, dass ich die 1200 fl. 20er bei Ausbruch des Krieges haben müsse; er kam gleich zum Speisen und suchte mir Frieden einzureden. Schrieb Therese, abends mit S[chenk] ins Freie. Er war sehr galant, wir soupierten zusammen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).