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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5806 1813 6 24 Wolkig, kühl. Im Burgtheater „Zufall und List“, „Organe des Gehirns“, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Don Juan“ mit neuer Dekoration von Sacchetti und Arrigoni. Im Leopoldstädter Theater zum 1. Mal „Leinenweber“, dann „Unterhaltung in der Ukraine (?)“, Pantomime von Hampel mit Rainoldi. Um 8 h fuhr ich zu Hoffmann, nicht gratulieren, sondern ihn mit mir zu nehmen in die Porzellanfabrik und nach Ottakring. Zum Hensler, dann schrieb ich dem Grafen, war bei Terzaghi, brachte den Logenschlüssel. Bei Geissler kaufte ich Therese ein Parasol für 9 fl. Mittags mit Therese allein, wir ließen uns vom Leopoldstädter Theater gesperrte Sitze holen. Therese ging zu Peter, dann ins Theater, ich fuhr nach Mittag um 4 h mit Hoffmann und Stifft über Weidling nach Purkersdorf, sahen das elegante, halb ausgebaute Posthaus, gingen vom Regen getrieben ins Kaffeehaus, spielten Pyramide, aßen 2 gebackene Hähnel, welche wir samt Kaffee für 6 fl. bezahlen mussten, und fuhren um 6 h in die Stadt. Beim Burgtor brach der Reibnagel, wir machten die Tour über die Bastei ins Leopoldstädter Theater. Der Ballett war schon angefangen, gefiel nicht. Wothe ging mit uns in die Stadt. Band 07 (VII.), Seite 153v
5807 1813 6 25 Heiter. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Häuslicher Zwist“ und 3 Tableaux, im Theater an der Wien „Don Juan“, die Freibilletts sind ungültig. Früh machte ich an den Stadtkommandanten Württemberg einen Vortrag um Befreiung des Sprachmeisters Franz Schall vom Burgtheater vom Militär. Dann zum Grafen, zum Radl auf den Markt, zur Peter, sprach mit ihr lange. Es trübte sich, ein Sturm erhob sich und ich eilte in die Stadt. Es ist so kalt wie im November; in Baden werden sich die Patienten schlecht empfinden. Der junge Kridl war unser Gast, dann zum Grafen arbeiten, um 6 h zum Spengler Peyer, an die Wien, in die 2. Galerie, wo ich der Compagnie wegen blieb. Volles Haus, am Schlusse das Einstürzen des Saales und das Feuer von allen Seiten waren von großer Wirkung. Vorher mit Ehrimfeld Kaffee trinken ins Bürgerspital und 3 Partien spielen zum Sanenz. Dann soupieren in die Himmelpfortgasse. Band 07 (VII.), Seite 154r
5808 1813 6 26 Veränderlich, kalt, rauer Wind. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater Grünbaum in „Johann von Paris“, die Frau als Prinzessin von Navarra; im Theater an der Wien „Kluge Frau im Walde“. Den ganzen Vormittag im gräflichen Haus an den Inventarien gearbeitet. Böger war unser Gast. Nach Tische schrieb ich dem Grafen, dass das Regiment Radetzky-Husaren auf dem Marsch und die erste Station Kanisza sei. Therese ging nach Mittag mit Nina und Flaminia zum Pechwill in den Garten zur Hernalser Linie. Um 3 h kam der Graf selbst, ging aber gleich wieder aus. Eine Stunde später kam ich mit Aula zusammen, bis 7 h beim Grafen. Eine kleine Tour im Stadtgraben, dann ins Kärntnertor-Theater. Die Grünbaum sang vortrefflich, wurde nach dem 1. Akt vorgerufen. Dann ich mit Ehrimfeld auf die Bastei, kalter, rauer Wind. fanden Stifft, Hoffmann, Barits. Letzerer ging mit uns zur Hernalser Linie zum Pechwill, da waren noch Körbler, Brandl und noch ein paar; sie sangen Canons, die nicht zusammen gingen, wir mussten schwarzen Kaffee trinken und rissen uns mit Mühe los, um um 11 h zu Hause zu sein. Band 07 (VII.), Seite 154r
5809 1813 6 27 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Den Vormittag beim Grafen, zu Reimann und Sträubl im Keglevics’schen Garten. Um 12 h fand ich Stifft und Hoffmann; die engagierten mich in Döbling zu speisen. Ich fand Therese im Bett, dies bestimmte mich, zuzusagen. Wir aßen im Adler, Zaccar und Beym (?), Kaufleute, gesellten sich zu uns. Bei letzterem tranken wir Kaffee und machten dann um 4 h in einem Zuge die Tour über Kahlen- und Leopoldsberg. Wir sahen die Häuschen des DeLigne. Sehr beschwerlich war das Bergabgehen vom Leopoldsberg, dies erschüttert den festesten Mann. Zaccar musste Beym und Jean führen. Im Kahlenbergdörfel fanden wir Bernold (?), den Eigentümer des schönen Hauses, sahen seine Schweizerei und Garten. Dann zur Kirchweih nach Nussdorf, da gingen wir zur Rosen und mehr anderen Tanzmusiken. Endlich wieder nach Döbling zum Adler, restaurierten uns und kamen so ganz abgemattet um 11 h nach Haus. Am Tor hätte Stifft beinahe in einem Beisel Händel gehabt. Therese lag meistens, ich fand die Gute besser. Band 07 (VII.), Seite 154r
5810 1813 6 28 Veränderlich. Im Burgtheater „Quälgeister“, im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“, ita[lienische] Oper, im Theater an der Wien „Don Juan“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Radl in Compagnie von Barits und Ehrimfeld, Therese geht zur Moser. Sehr beschäftigt, vom Grafen Vinzenz nahm ich Urlaub, der mir zum Andenken eine Brieftasche gab, gelb, sehr reich und zierlich mit englischem Stahl verziert. Therese aß allein. Nach Mittag sprach ich Böger, ging herum, zum Arsenal, dann auf die Bastei, fand Stifft, Hoffmann. Nach 9 h aß ich etwas in Compagnie, dann ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 154r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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