Die Barometer fallen, trüb, Regen; schlechter Sommer. Im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Pächter Robert“, „Schatzgräber“. Früh zu Hause, dann wegen Abänderung der Wechsel zu Kaan, zum Remele und ins neue Quartier. Schrieb an Czernin, welcher krank und an den Tyrann in Baden. Therese ging zur Moser nicht, weil es etwas regnete. Lange Unterredung mit der Sonnenstein, nun verheiratet, welche fürchtet, dass man ihren Mann zum Militär nimmt, weil er sich heute stellen musste. Mittags bei Quarin, dort speisten Babette, Vater, Kreibich von Albert, Bittner vom Hofkriegsrat, Hofsekretär Pettenkofen und Glandinger. Der Diskurs war sehr interessant, meistens politisch, von der Räumung Spaniens durch die Franzosen, der Flucht des Königs Joseph nach Bordeaux, von dem Verlust seines Schatzes, seiner Equipage, der ganzen Artillerie und 4000 bespannten Wägen. Gegen 7 h suchte Stifft und Jean, dann zusammen über die Bastei ins Kärntnertor-Theater, in die Loge, ich später ins Parterre und auf’s Theater. Therese hatte Besuch von Arnold und dem jungen Kridl; am Abend war sie allein.
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Heiter. Jahrestag des Brandes von Baden. Im Kärntnertor-Theater „Prüfung“, eine wahre Prüfung der Geduld; im Theater an der Wien „Wilh[elm] Tell“, mit Koberwein. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, schrieb an Kridl wegen Vladár. Um 12 h fuhr ich zu Jahny und blieb gleich vor der Linie. Therese gab sich heute mit Gratulationen ab. Ich speiste gut, nach Mittag wurde geplaudert, nach dem Gebetsläuten etwas gegessen, dann der Stadt zu gereist. Um 10 h lag ich und hörte von allen Annen-Musiken nichts.
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Sehr warm. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, Grünbaum als Julia, im Theater an der Wien „Kluge Frau“. Drittes Feuerwerk. Vor 8 h kam Radl, mit ihm ins neue Haus. Dort erwarteten mich alle Handwerker, traf Dispositionen, zum Grafen, Spengler, ins Theater an der Wien, erfuhr, dass Duport mit dem Ballett nicht fertig wird, dass die Kavallerie alle Proben mitmachte und nun marschieren muss, aber dennoch morgen das Ballett sein wird. Ich schrieb dem Grafen, schickte ihm einen Leuchter von der Batthyány. Fuhr mit Radl zu Simon und Brandmayer. Dann zum Speisen, am Nachmittag zu Kaan wegen Umschreibung der 5 Wechsel. Dann in den Prater, kam mit Dupré, Kárner, später mit Jean und Stifft zusammen. Schlichen herum, fanden manche Bekannte. Beim Feuerwerk banden wir unsere Hunde; es war sehr mittelmäßig. Sie eilten davon, ich ging ganz langsam. Therese speiste bei ihrer Mutter, fuhr dann mit ihr mit den Schimmeln nach Hietzing; abends blieb sie.
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Sehr schwül, früh Regen, dann heiterte es sich aus. Im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien zum 1. Mal großes Ballett von Duport „Aschenbrödel“, Dekor von Arrigoni, DePian und Janitz; Loge 14 fl., Sitz 2 fl. 30 x, Entrée im Parterre 1 fl. 30 x, 2. Galerie 1 fl.. Früh arbeitete ich zu Hause, ins Quartier, mit Hoffmann wegen Sitzen zur Terzaghi, Illésházy. Fuhr mit Jean zum Brandmayer, dann vor die Linie speisen. Um 8 h gingen wir in die Stadt, und erwartete den Grafen von Baden. Ich suchte ihn bei Terzaghi und Illésházy, er kam auf einer Estaffette. Mit Stifft ins Theater, die anderen Sitze bekam Haussareck. Sehr voll, außerordentlicher Aufwand an Garderobe und Dekors. Das Ballett gefiel nicht, auch sind die Preise zu hoch. Am wenigsten gelang das Turnier zu Pferd, der Einzug mit 16 Trompetern gefiel. Im Nachhause gehen regnete es stark, die Straßen schwammen. Therese war bei Moser und zahlte dem Fiaker 2 fl..
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Heiter, kühl. Im Kärntnertor-Theater „Il rivale di se stesso“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“ zum 2. Mal, vorher „Minnesinger“. Sehr früh zum Grafen, mit Quarin wegen Seppel gesprochen, dann auch den Vehring (?). Später ins Quartier, suchte nachher Kárner, um mit ihm wegen Stellung der 2. Division zu jedem der 12 ungarischen Husarenregimenter zu stellen (?). Mittags allein, nach Mittag Ruhe, Stifft und Jean kamen. Gegen 5 h ging ich ins Breitenfeld, machte die Tour vor die Linie und war um 10 h zu Hause. Therese hatte Besuch von der Kunesch und Turnau.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).