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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5886 1813 9 12 Trüb, kalt; gegen Mittag wieder Regen, alles Elend müssen wir ertragen ! Nach mehreren Regengüssen heiterte es sich abends aus. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Theater an der Wien „Kluge Frau im Walde“, im Redoutensaal Akademie für die Opern-Gesellschaft, zur Bezahlung der Gagen. Früh arbeitete ich zu Haus, in das alte und neue Quartier, schrieb an den Grafen. Um 11 h kamen Stifft und Jean, nach 12 h entschloss ich mich, vor der Linie zu speisen. Dem Kridl gab ich 6 fl. für die Soldaten. Nach 11 h wurde Theresens Mutter versehen und bekam die letzte Ölung. Therese war nicht dabei, besuchte sie aber zweimal, fand sie ruhig, aber äußerst schwach. Oeppinger kündigte einen sanften Tod an. In der Nacht blieb die Sepherl dort. Ich fand im Burgtheater Weigl, hörte von der kalten Aufnahme der patriotischen „Wehrmannslieder“ im Redoutensaal, dass nur 800 fl. eingenommen wurden, keine Noblesse erschien, dass der Kaiser wegen provisorischer Zahlung nichts resolvierte, dass von Ende des Monats keine Gagen mehr bezahlt werden. Alles zusammen möchte einen zur Verzweiflung bringen. Am Dienstag fängt die Oper mit dem „Augenarzt“ an. Band 07 (VII.), Seite 160v
5887 1813 9 13 Endlich sieht man einmal Sonnenschein ! Im Burgtheater „Der Dichter“, „Oheim als Neffe“, „Gefährliche Nachbarschaft“ im Theater an der Wien „König Theodor“. Die Mama ist im Alten, Therese ging zu ihr. Den Vormittag brachte ich in beiden Quartieren zu, um 12 h auf die Börse. Arrigoni speiste bei mir, Jeanette, Jean und Wisenfeld kamen, mit welchen ich plauderte. Dann ging ich ins neue Quartier, schrieb dem Grafen, schickte ihm das gestern Abend erschienene Extrablatt wegen Pirna. Stifft kam, um 7 h im Regen mit ihm ins Burgtheater, fand Compagnie, unterhielt mich sehr mittelmäßig. Der Nina schickte ich einen Aufsatz wegen Partezettel, denn die Mutter ist sehr schlecht. Band 07 (VII.), Seite 160v
5888 1813 9 14 Heiter. Im Burgtheater „Dichter“, in Versen, Lustspiel in 1 Akten, „Oheim als Neffe“ und „Beide Auvergnaten“. Im Theater an der Wien „Jean de Paris“. Die Mutter ist sehr unruhig. Therese blieb zu Hause und schrieb die Liste unserer Freunde und Bekannten zusammen, denen wir Partezettel schicken. Sie lag den übrigen Tag, hatte Besuch von Josephine, welche schon viele Monate nicht da war, von Krieghammer, welche sich beurlaubte. Am Vormittag begegnete ich Hassaureck, welcher falliert. Dann mit Stifft und Jean zusammen, speiste in Compagnie. Nach Tisch kam Jean zu uns, mit ihm ins neue Quartier, dann machten wir eine Tour über die Linie. Kam abends mit Schenk zusammen, welcher mir Hassaurecks Falliment bestätigte. Sie luden mich auf morgen zu Mittag speisen. Die Sepherl war bei der Mama. Abends erschien ein Extrablatt über eine glückliche Affäre von Hiller. Band 07 (VII.), Seite 160v
5889 1813 9 15 Trüb. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater Eröffnung „Augenarzt“, mit Dunst; im Theater an der Wien „Brautkranz“, „Aschenbrödel“. Früh schrieb ich an Offenheimer, weil er wankt, um meine 1100 fl. 20er und 108 # und gab selbe Stifft zum Einnehmen, welcher mich früh besuchte. Die Mama liegt ganz bewusstlos; sie verschied um 9 h früh. Ich kam eben von Rumpelmayer, als ich diese traurige Nachricht vernahm. Später kam die Goldmann Jos[ephine], dann die Nina, welche bei uns blieb und die Sepherl schickte, die Mama anzukleiden. Therese gab Nina 8 Ellen schwarzen Taffet zu einem Trauerkleid. Nina gab ich den Partezettel zu lesen, dann schickte ich es zu Wallishauser. Elsler und Böger besuchten uns. Ich speiste bei Schenk, nach Mittag mit Stifft ins Spital. Schrieb an den Grafen und Czernin nach Prag und fuhr mit Therese und Nina zu Meissl nach Hacking, sahen die Anlagen, den Teich, die Grotte, Tiroler Hütte, Badhaus, Tempel und das niedliche Haus, sehr elegant möbliert. Dann bewirteten sie uns mit einer Jause. Um 7 h kamen Neefe und Turnau; wir blieben bis gegen 9 h, dann mit Neefe etwas in Compagnie gegangen. Band 07 (VII.), Seite 160v
5890 1813 9 16 Heiter. Im Burgtheater „Dichter“, „Oheim als Neffe“, „Lügner und Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, „Wehrmannslieder“, im Theater an der Wien „Vizekanzler“. Um 11 h Öffnung der Mama. Therese, Nina und Richart gingen einen schwarzen Hut kaufen. Ich war mit Stifft früh im Bade, machte Vorkehrungen, die Partezetteln zu versenden, war im alten und neuen Quartier. Ging dann zur Öffnung. Oeppinger und Dunzendorfer öffneten den Bauch; es fanden sich die Gedärme im Brand, welche er herausnahm und zerschnitt, die Gebärmutter in Fäulung; der Tod unausweichlich. Mittags waren Elsler, Nina unsere Gäste, die Mirus Therese war lange bei uns. Nach Tisch kamen Ullmann, Stifft, Jean und Jeanette, welche ich später mit Zinnicq bekannt machte und Konferenz im Wagen hielt. Therese, Nina und Richart fuhren mit Seppel im Wagen nach Dornbach, dann zu Peter, sahen das neue Quartier, welches recht hübsch, tranken Kaffee. Abends um 6 h Begräbnis der Mutter bei St. Stephan, 65 Jahre alt. Da waren mehrere Bekannte. Fritz kam gegen 8 h und wir trollten uns nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 160v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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