Ein heiterer Tag. „Schauspieler wider Willen“, Hilmer (?), „Geburtsfest“, Ballett von Vulcani. Um 7 h ins Antonsbad, fand meine lieben Müller, Nitschner, Lavotta, die Korn, die Streit (?) mit Teller und Dessauer. Nachher zu Haus, ließ mich quittieren von Sappeurkorporal Hoffmann, zum Grafen, mit dem ich wieder Sturm hatte, der Fatale ! Therese badete um 10 h zum ersten Mal im Engelsbad. Für Therese und mich ließ ich bei Döller mittags ansagen, wir speisten gut. Nach Tische führte ich Therese in einen Teil der Stadt, die Brandstätte zu sehen, dann setzte sie sich in den Park. Ich arbeitete zu Hause, dann zum Grafen, mit dem ich wegen der Sappeurs wieder Verdruss hatte, dann fuhr er um 5 h zum Glück nach Wien. Ich sprach Labasie (?), ging zum Haus, zahlte, ließ den Brunnen reinigen, war zu Haus. Bei Therese tranken die Musini und Richart Kaffee, und bestiegen mit der Müller die Lang’sche Anlage. Ich ging ins Theater, fand Danninger (?) Sedlaczek, Marie; war auf dem Theater, dann gleich nach Hause.
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In Baden. Es stürmte und regnete abwechselnd den ganzen Tag. „Aschenbrödel“ zum ersten Male, die Nani Spiri als Aschenbrödel, ich nahm drei gesperrte Sitze. Ich badete um 7 h im Antonsbad und Therese um 9 h im Engelsbad. Bis 11 h arbeitete ich zu Hause, Therese ruhte nach dem Bade. Ich sah in die Probe, in unser Haus. Mittags mit Richart und Musini bei Döller, Carnejeff kam auch mit. Es waren bei 70 Personen und das Essen zu wenig. Nach Mittag trank ich bei Richart Kaffee, harcelierte (?) mit Therese, welche leider einen Anfall von Eifersucht hat und bei meinem vielen Verdruss mich auch noch quält. Abends kam der Tyrann, der mir vorwarf, dass ihm Leute sagten, ich hätte beim Badner Haus 10.000 fl. gewonnen. Ich lachte dazu und ging ins Theater. Nach Mittag heiterte es sich aus. Die Oper wurde mit vieler Pracht und recht gut gegeben. Die vier Trompeter machten einen Teufelslärm. Die Spiri gefiel, am Ende war aber alles ruhig und niemand wurde herausgerufen. Ehrimfeld kam. Voll Verdruss legte ich mich auch gleich ins Bett und schlief schlecht.
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Kühl, heiter. In Baden „Gefangenschaft aus Liebe“, Lustspiel in 5 Akten von Wolf. Früh im Antonsbad, unterhielt mich mit Müller, Stankovits (?), Dessauer. Dann zum Grafen, der mir jetzt Verdruss macht, sooft ich ihn sehe. Therese badete. Nach 12 h in den Park, Richart ging mit, wir gingen aber nur vorbei, passierten die Annagasse, die Schöffmannische (?) und die andere Mühle, auf den Bauplatz des Fischer, um mit ihm ernstlich wegen des Notdaches zu reden, und dann zum Döller speisen. Nach Mittag hatte ich mit den Sappeurs wieder Anstände, die Kerls bereden einer den anderen. Nach 5 h fährt der Tyrann zum neuen Ballett an die Wien. Abends tranken Richart und Musini bei uns Kaffee, dann machten wir einen Gang über die Lang’sche Anlage, den Kalvarienberg hinab, durch die Mühle, Doblhoff’schen Garten und Gutenbrunn herein. Therese blieb zu Hause, ich sah noch 2 Akte, dann ebenfalls nach Hause. Therese bereitete mir Fisolen mit Eier.
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Ein heiterer Tag. Um 7 h im Bad. Kamper (?) erzählte mit von der Franzosen gewonnenen Schlacht, dass sie in Riga sind, dass gestern der „Vetter aus Bremen“ in Versen von Körner, dann „Dichter und Schauspieler“, nach Dupaty (?) von Lembert, sehr gefallen habe. Von Giulio Viganòs neuem Ballett an der Wien „Sappho von Mytilene“ oder „Die beleidigte Venus“ mit Musik von Hummel weiß er nichts. Die Treitschke trat darin wieder auf. In Baden „Ariadne auf Naxos“, travestiert, dann „Tempel der Terpsichore“. Therese badete, ich sah den Zimmerleuten nach, welche heute Schutt ausräumen und das Dach aufsetzen. Therese speiste allein vom Hirschen von Zezza (?), ich aß bei Döller. Mit Widerwillen denke ich an des Unholds Rückkunft. Er traf mich um 4 h bei der Ruine. Vorher war ich mit Müller, Nitschner, Stankovits und Kriegseisen (?) bei Scheiner, dann Promenade bis zur Aichelburg. Spät im Theater, wo ich mich langweilte.
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In Baden. Abwechselnd Regengüsse, höchst unangenehmes Wetter. „Aschenbrödel“ mit Spiri zum 2. Mal. Den ganzen Tag teils am Gebäu, teils mit Rechnungen beschäftigt. Ich sah den Grafen wenig, dies beruhigte mich. Mittags beim Döller, Therese aß allein vom Klügl. Abends im Theater, es war voll, ich versuchte mich zu erheitern. Bei Therese war Richart.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).