Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 7. Mal, Einnahme 181 fl., Im Theater an der Wien „Belagerung von Saragossa“, im Leopoldstädter Theater „Aschenschlögel“, im Josephstädter Theater „Lustiges Beilager“. Früh 8 h, weil ich einen freien Tag hatte, ging ich in den Prater, fand Schenk, Hassaureck mit Anhang, Mittags waren Koch und Radl unsere Gäste, wir bewirteten mit Forellen. Der Köchin gab ich ein Chemisette, welches guten Eindruck machte. Nach Mittag zu Haus, nach 5 h mit Ehrimfeld zu Mainolla (?), zusammen über die Glacis beim Neutor hinaus, zum Kärntnertor herein und ins Theater. Es war leer, die Loge gab ich Reimann, war bei ihnen. Im Parterre, fand Mama, bei Therese, welche sehr hübsch sang. Plauderte mit Stabl, Damm, Melchior, dann nach Haus.
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Warm. Im Kärntnertor-Theater „Grenadier“ und Pantomime, im Theater an der Wien „Camilla“ mit Brandstätter, im Leopoldstädter Theater „Schweden vor Brünn“, im Josephstädter Theater „Lustiges Beilager“. Früh zu Haus, dann besorgte ich mehrere Aufträge, sprach die Peter, den Binder Jeckel (?), welchen ich nach Preßburg empfahl. Schrieb an Kárner wegen Tagwerker Gessmann (?) und Scheurer (?) als Galeriedirektor. Traf dann mit Stessel und Scheurer selbst zusammen, empfahl letzterem seinen Schwager auf’s angelegentlichste, war bei Rohrweck, Brandmayer. Kaufte für Hruschka eine Schale mit Bronze-Henkel für 10 fl. Therese kaufte mir Handschuhe, gab Lektionen. Ich war noch bei Dermer, traf mit Kerner zusammen. Mittags war die Töpfer unser Gast. Nach Mittag zu Haus, die Krieghammer kam und erzählte, dass sich gestern die Major Ungerhofer (?) ein junges gebildetes Weib von 23 Jahren, die im 6. Monat schwanger war, um die Mittagsstunde in die Donau stürzte und ihren 6jährigen Knaben, des Vaters Freude, mit sich fortriss. Sie wurden aufgefangen und waren tot. Schrecklicher Fall, von dessen Veranlassung man keine Ursache weiß. Dann kam die Langer (?), welche ich schon 10 Jahre nicht sah, um mich um Einkassierung der Palm’schen Obligationen zu bitten. Wisenfeld, Ehrimfeld besuchten mich auch. Abends ging ich zur kranken Mirus, dann ins Josephstädter Theater. Im Theater fand ich die Fier mit Krieghammer, Froon mit der Mayer, dann kam er. Ich schlich herum, langweilte mich, dann aßen wir bei Belgrad. Therese war bei Peter. Fand Poltoni, die Huber, Goldmann mit Ullmann, Jungmann. Letztere behandelten Therese sehr kalt; wie undankbar !
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Warm. Im Kärntnertor-Theater „Franzisca von Foix“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Wegen Entbindung der Mad. Campi wagt die Mad. Heurteur, für jetzt die Königin der Nacht zu singen. Früh war ich bequem zu Haus, weil der Graf in Baden, später zu Hassaureck, Theaterkasse um Loge für Schenk, zur Mainolla (?) wegen Billet, worin sie mir wegen 10 fl. schrieb, die ihr fehlen, da nur Ehrimfeld und die Magd im Zimmer waren. Zu Stessel, mittags bei Radl. Nach Mittag zu Hause, erwartete Ehrimfeld, der von Mainolla (?) kam, voll Verdruss war, sich aber nichts merken ließ. Dann ins Theater an der Wien; die Heurteur wurde so ziemlich gut empfangen, nach der 1. Arie beklatscht, die 2. ging schlecht; man zischte, am Ende war alles ruhig.
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Früh sehr warm, die Hitze nimmt zu. Im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Früh schrieb ich an Mericzay wegen dem Binder Jeckel, ging zur Hruschka – Magdalena –; Therese brachte ihr die Kaffeetasse, war dann bei ihrer Mutter speisen. Ich speiste bei Quarin, dort waren Greibich von Albert, Raitrat Litomirsky, die Babette und Peck; wir unterhielten uns gut. Ich war bei Ehrimfeld wegen Serenade für Radl, brachte der Hruschka Pressburger Zwieback, traf dort Therese, die Zeuner und Mutter. Nach Mittag zu Haus, in den Garten zu Bergenstam (?), am Spittelberg, beim Auge Gottes, No. 219. Erste Probe zum „Zerstreuten“ und „Armen Hansel“. Fand den Garten sehr winkelhaft, das Haus klein, unordentlich, die Probe mittelmäßig. Ich fand es heute unerträglich warm. Große Korrespondenz, die Briefe an den Grafen gab ich gleich Cavriani mit. Dem Pásztory gab ich Kunde, was eine elektrische Scheibe koste. Um 9 h in die Stadt, begleiteten Therese, dann gingen Pfennigbauer und ich ins Jahnische Bierhaus. Schweiger (?) begleitete mich um ½ 12 h.
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Unerträgliche Hitze, gegen Mittag trübte es sich und ein kühler Wind wehte, den ganzen Nachmittag regnete es. Im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, dann zum 1. Mal „Schatz im Traum“, Ballett in 1 Akt nach der Operette „ 2 Geizige“; im Theater an der Wien „Belagerung von Saragossa“. Schnupfen und Husten quälten mich die Nacht, ich fühle die Kopfschmerzen. Nach 8 h kam Theresens Mutter und blieb den ganzen Tag. Ich arbeitete den ganzen Morgen mit Joseph (?) am Kellerstand. Ging mit Radl Verschiedenes kaufen, zu seiner Tändelei. Nach Mittag ruhte ich. Abends kam die Josephine. Ehrimfeld und Poltoni holten Therese ab, um zu Peter zu gehen. Ich besuchte die Mirus, dann ging ich auch zur Gesellschaft bei Peter. Versammlung im Zimmer, Sonnleithner war der Stern, dessen Scherze uns alle aufheiterten. Ullmann, Jungmann, beide Goldmann nebst der gewöhnlichen Gesellschaft waren da. Um ½ 2 h kamen wir nach Haus; dies ist mir zu spät.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).