Fahrt nach Magendorf mit Csiba, Mericzay und Bschaidner. Regen, höchst schädliches Wetter. In Fragendorf ist der sonst zum Durchfahren kleine Donauarm von außerordentlicher Breite. Um 10 h kamen wir in Groß-Magendorf an, sahen die Heutristen, untersuchten im Stadel das Kornausschlagen, fuhren in den Fasangarten nach Carlhaus, sahen die Pagerln mit den jungen Fasanen, ungefähr 800, ließen sie füttern. Mericzay und ich kauften junge Indianen, ich 6 Paar zu 7fl. BZ, welche wir nach Preßburg sandten. Nach 12 h nach Haus, beim Gschröffl (?) Diner. Unter dem Essen kam Graf Carl, mit ihm fuhren wir zur Gräfin nach Klein-Magendorf, machten mit ihr alles aus. Bschaidner zeigte ihr die Muster, sie wählte nach meiner Angabe. Um 5 h nach Groß-Magendorf, von dort an Balassas Gut vorbei nach Fragendorf, da waren wir um ½ 7 h, aber es wurde wegen Passierung von 3 Schiffen ein ganzes Joch abgetragen. Hier mussten wir halten bis ½ 10 h, über 40 Wagen sammelten sich auf beiden Seiten. Um ½ 11 h kamen wir in Preßburg an. Das Souper bei der Keglevich war schon vorüber, sie drang uns Wein, Brot und Käse auf, welches ich mit Schreiber und Rohrweck teilte. Wir lachten viel zusammen, Arminy unterhielt sie.
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Trüb. Früh arbeitete ich, ging zu Bschaidner, Mericzay, bestimmte alles zu Geschehende. Da fing es zu gießen an, das hinderte unsere Abreise nach Wien bis 10 h. Die Donau wächst sehr, die Gegend des Audörfels ist ganz überschwemmt. Man fährt mit Plätten über, wir mussten unseren Wagen hineintragen lassen. Um 12 h kamen wir nach Wolfsthal, die Beamten speisten und wir mussten warten. Rohrweck und ich hatten viel Spaß mit Schreiber. Im Regen kamen wir um 7 h nach Wien, fuhren bei der Rasumofsky-Brücke zum Peter, luden die Pagerln ab, fand Therese zu Haus. Ich ging zum Grafen, der eben aus Baden kam, um 9 h nach Haus. Ehrimfeld war da, dann gleich ins Bett.
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Es heitert sich aus. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Kranker aus Liebe“, im Theater an der Wien „Brandschatzung“ und Seiltänzer Cögen. Im Leopoldstädter Theater „Aschenschlögel“, Parodie in 3 Akten von Perinet, Musik zusammengesetzt von Gebel (?). Den ganzen Tag mit dem Grafen beschäftigt. Von Offenheimer nahm ich 4000 fl., gab 300 fl. dazu und nahm ein Billett von 5000 fl., am 31. Dezember zahlbar. Mittags bei Quarin, Abbé Neumann, Landrat Fumée, Jablonsky von Starhemberg, Kridl, Pfandler (?), Kaufmann Lossinzy (?) waren Gäste, sehr brillant, auch Ananos (?) etc. Nach Mittag mit Ehrimfeld zu Danhauser, zum Grafen, abends in Compagnie zu Hensler, sprach wegen Jeanette, dann zur Societé bei Peter. Therese, Poltoni mit Frau, Huber mit Schwester, die schwarze detto, Tuscher, Florentin, Pfennigbauer, Gitarrist Philippi, Wolfmayer, Zepetzauer (?), Hofstätter, Stettler (?), und noch ein Artillerie-Offizier, Sortschan (?). Es wurde gesungen und wir gingen erst um 12 h nach Hause. Ich schrieb noch an Mericzay.
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Warm, heiter; endlich einmal Hoffnung auf besseres Wetter. Im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Den Vormittag arbeitete ich in Instituts-Angelegenheiten, zur Richart, welche nach Baden fährt. Bei Therese speiste die Töpfer. Rohrweck brachte mir seine Eierbecherformen, wir plauderten von Preßburg. Mittags bei Radl, da waren Ehrimfeld, Sedlaczek (?), Schwester Marie, Frau v. Witzenberg (?). Im Lusthaus wurde Kaffee getrunken, da kamen Halbleib (?), Frau mit Seitz (?). Wir waren froh. Um 6 h im Redoutensaal, mit Arrigoni, Neefe und Ehrimfeld zur Terzaghi, von da zur Moser. Holten Therese ab, sie hatte Kopfweh. Gingen auf die Bastei, bei Albert nahmen wir Gefrorenes. Therese ging nach Haus, ich trieb mich noch auf dem Burgplatz herum. Nach 9 h nach Haus, schrieb noch dem Grafen Terzaghis Ankunft in Baden.
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Heiter, dann trüb. Im Kärntnertor-Theater „Michael Angelo“, dann Pantomime „Harlekin Fischer“. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Belagerung von Saragossa“, Lustspiel in 4 Akten von Kotzebue. Im Leopoldstädter Theater zum Vorteil des ganz sinnlosen Schikaneder „Die Schweden vor Brünn“, Schauspiel in 4 Akten von ihm selbst. Früh arbeitete ich in Institutsgeschäften, war wenigstens allein. Dann zum Peter, Radl. Mittags war Schießl unser Gast. Der Graf schrieb schon wieder, ich musste ihm Verschiedenes schicken, auch das Klavier, und schreiben, dass ich nicht komme. Radl vertraute mir seine Liebschaft mit der Bihler (?) Nani, Tandlerstochter in der Weihburggasse beim Engel, bat mich, für sie ein Billett malen zu lassen und eine Harmonieserenade zu besorgen. Koch begegnete ich und lud ihn für morgen samt Radl zum Speisen. Nach Mittag zu Haus, Therese ging zu Peter, fand da Männer (?). Abends ins Leopoldstädter Theater, um auch mein Scherflein beizutragen; Das Theater war nicht voll, das Stück gefiel, unterhält. Vortrefflich spielte die Ambling als 102-jährige Dirzka. Ich kam mit Ehrimfeld und Neefe, Therese abzuholen, blieben bis 11 h, dann nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).