In Baden. Trüb. „Augenarzt“. Therese packte meinen Koffer, früh ins Bad. Dann zum Kornhäusel und mit ihm zum Grafen, deliberierten über den Bauentwurf. Dann reiste er ab und nach Mittag der Graf; bis nach 12 h hatte ich mit diesem zu tun. Den Vormittag regnete es heftig, nachher heiterte es sich aus und es wurde ein schöner Tag. Wegen der Haim wurde der „Augenarzt“ abgesagt und das gestrige Lustspiel und Oper gegeben. Der Park war sehr brillant. Mittags mit Danninger und Musini bei Fleischberger, nachher zu Haus. War bei des Grafen Abreise, dann mit Korn, Lucan (?), Musini und Therese in die Alexandrowitsch’sche Anlage, da verließ ich die Damen und ging allein nach Helena, sehr voll. Mit Grüner und Klotz (?) ging ich ins Theater, voll, der Hof erschien auch. Nachher Redoute, ich ging aber gleich ins Bett. Therese hatte Kopfschmerzen und lag schon.
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Ein schöner Tag. Früh badete ich zum 12. Mal, nahm von Müller, Stralino (?), Kriegseisen, Fleschner (?), Fritz (?) u. dgl. Abschied. Arbeitete, sprach mit Syndikus Köcker und Bürgermeister, sah den großen Jahrmarkt, machte alle Geschäfte ab. Nahmen ein Gabelfrühstück bei Fleischberger und fuhren – Therese, Musini, die Hainz mit Albrecht und die Kondukteursfrau Kautzky – am angenehmsten Tage nach der Veste Merkenstein. Vorher kaufte ich der Dornheim und Fleischberger Leni jeder ein kleines Angora-Halstuch. Nach 1 h waren wir in Merkenstein, ich saß neben dem Kutscher etwas schlecht. Der vorige Küchentrager, nun Hausmeister, war unser Führer. Drei Stunden stiegen wir herum, hielten beim Brünnl, der Galerie, Brunnstube, in welche Musini und ich hineingingen, 20 Klafter tief. Beim Turm und anderen Aussichten Siesta. Beim Haus unseres Führers tranken wir Milch, Kaffee, Milch, aßen Butter. Sahen das Haus der Gräfin, bestiegen die Partien außer dem Garten; im Garten begleitete uns die Hirschkuh Gretl lange. Um 5 ½ h fuhren wir nach Baden, gingen gleich ins Theater, „Leichtsinn und gutes Herz“, dann „Namensfest“; am Vorabend Ludwigs „Vivat Ludovica“. Im Stück spielte Müller Enkel ganz erträglich. Nachher nahm ich von Therese Abschied, die sich sehr gut unterhielt und soupierte mit Gill (?) bei der Schwann, dahin kam Roser, Kapellmeister vom Josephstädter Theater, und wir fuhren in der schönsten Mondnacht nach Wien.
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In Wien. Im Burgtheater „Dichter und Schauspieler“, dann „Armer Poet“ von Kotzebue; im Theater an der Wien „Mahomet“, Tragödie nach Voltaire von Goethe. Um 7 h zum Grafen, zum Grafen Althan in die Burg, zum Offenheimer, Leykam. Mittags bei Richart, abends zu Haus. Mir ist nicht wohl, ich bin sehr matt. Abends bei Josephine, schrieb Therese, dass sie die Babi bei sich solle wohnen lassen, welche mit Putzsachen nach Baden kommt. Hatte Besuche von Jeanettl, Scheurer, war bei Schießl wegen der Optik, dem ich Wein und den Kasten der Optik zum Ausbessern sandte. In Bergers [Compagnie ?] im Theater an der Wien, unterhielt mich recht gut.
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In Wien. Ein finsterer Tag. Im Burgtheater „Pflegesöhne“, im Theater an der Wien „Respektable Gesellschaft“ und „Sappho von Mytilene“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags suchte ich Compagnie zum Speisen, nach Mittag zu Haus, dann fuhr ich zu Hainz(?), brachte ein Kistel Kölnischwasser, zum Keglevich in den Garten, mit Brandl zu Pacifico (?) wegen Kapitalanleihe von 2000 fl. Abends in Assens Compagnie ins Leopoldstädter Theater, „Isaak“, Melodrama von Perinet, Musik von Fuß, vortreffliche Musik. Die Hensler als Isaak, Wässer als Abraham gefielen sehr. Nachher Divertissement von Bogner (?), er tanzte mit Holzschuhen, alt, schlecht. Nachher ins Jahnische Bierhaus soupieren.
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In Wien. Sehr warm. Im Burgtheater „Rosen des Malesherbes“, „Zerstreute“ und „Der arme Poet“, alles von Kotzebue. Im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Den Vormittag beim Grafen, ging mit Radl herum, viel zu tun. Mittags suchte ich Compagnie zum Speisen, nach Mittag zu Haus, zum Grafen. Therese schrieb ich durch ihre Mutter, welche uns beiden sehr ungelegen nach Baden kommt. Um 7 h ging ich mit Ehrimfeld herum, dann spät zur Gesellschaft bei Peter. Da waren Sonnleithner, Florentin mit Frau, Poltoni, Zepetzauer, Sortschan, Jeanette mit Mutter, Huber mit Schwester, schwarze [Huber] detto, Tuscher, [die] Hauptmann Netterl, Goldmann Josephine, Jungmann, Ullmann, Pfennigbauer. Sie feierten Hubers Geburtsfest mit Gesang. Nach 10 h ging ich mit der Vasal (?) nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).