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Anzeige von 5551 - 5555 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5551 1812 10 12 Ein angenehmer Tag, schöner Herbst. Im Burgtheater „Altes Gemälde“, „Eduard in Schottland“. Im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, „Fassbinder“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“; nach dem 1. Akt erscheint ein neuer Vorhang nach Petter und Schödelberger, von Gail und Schilcher ausgeführt. Früh ging ich in die Kasse und erhob für Therese und Nina den Kriegssteuer-Ersatz 1794-97 mit 147 fl. BZ. Dann zu Gyurkovits, Joël, Zeuner, um 11 h mit Origoni ins neue Quartier. Die Hruschka war unser Gast geladen, ließ aber wegen Pepi absagen und so lud ich Castelli und Arrigoni. Nach Tisch kam Jeanette, Castelli erzählte von den Aventüren seiner Pepi mit Bánffy und Hruschka. Therese ging mit Josephine zur Mühlhofer und Peter um sie morgen nach Döbling einzuladen. Ich machte Therese die Überraschung, schickte ihnen den Seppel nach und sie fuhren von Peter in den Prater zum Lusthaus. Ich blieb zu Haus, schrieb an den Grafen und begab mich abends ins Theater an der Wien, fand gleich Compagnie, plauderte mit Hofrat Fritz, Fier, sah Gottdank mit Fier. Die Lampe von Paris mit 12 argantischen Lichtern ist von außerordentlicher Wirkung, die Kurtine mit Gold-Rahmen gefiel mir nicht, und mit mir waren viele gleicher Meinung. Nachher zu Castelli, wo nur Hassaureck und Gimnich waren; wir unterhielten uns sehr freundschaftlich. Therese war den Abend zu Haus, allein. Band 07 (VII.), Seite 122v
5552 1812 10 13 Ein schöner Tag, nur großer Staub. Im Burgtheater „Verwundeter Liebhaber“, „Geteiltes Herz“, „Masken“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien das ausgezischte Schauspiel von Hutenwalker (?) „Rudolph von Habsburg“, verkürzt. Früh arbeitete ich zu Hause, dann zum Schwaiger, badete im Diana-Bad. Mittags speisten Gewey und Schießl bei uns, nach Tisch wurde gleich die Tour nach Döbling zu Arnsteiners großer Kaffeegesellschaft gemacht. Therese fuhr mit Josephine und Peter, Schießl war schon verheissen, Gewey musste zu Pálffy und kam nach. Ich ging daher mit Ehrimfeld allein und kamen eben an, als es zu regnen anfing. Vorher sahen wir den Garten des Griechen (?) anfangs Döbling, Arnsteiner und Brandstätter waren schon da. Unsere Unterhaltung schränkte sich auf’s Zimmer ein, denn es regnete anhaltend. Arnsteiner bewirtete uns sehr gut, wir waren ausgelassen lustig, hatten mit Peter und Ehrimfeld viel Spaß. Nach 9 h fuhren wir nach Haus. Indessen kam der Graf an. Band 07 (VII.), Seite 122v
5553 1812 10 14 Heiter, doch sehr kotig. Im Burgtheater „Dir wie mir“, dann „Maske für Maske“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann tanzt Duport zum 1. Mal in „Figaro“. Im Theater an der Wien „König und Stubenheizer“, „Fehlgeschossen“ von Costenoble und dann zum 1. Mal „Hagestolz und Körbe“ von Kotzebue, worin Moreau zum 1. Mal und allein spielt. Am Vormittag beim Grafen und sehr beschäftigt. Therese ging gratulieren, von Reimann erhielt sie ein kleines bronzenes Handleuchterl. Mittags allein, nach Mittag ruhte ich. Mit Gewey konsultierte ich, um Knittelverse am 15. November zu machen. Therese ging mit mir ins Theater an der Wien, auf dem Wege kam Dermer zu uns. Am meisten gefiel uns das 2. Stück, nur verdarb die Krüger des Dichters schöne Worte, Witz und Laune. Das Intermezzo gefiel nicht, Moreau nur wenig, wurde aber dennoch vorgerufen und entschuldigte sich über die Ausfälle auf die Damen, schloss mit dem Verse: „Wäre Kotzebue wie ich in Weimar gewesen, gewiss hätte er den Text nicht so derb gelesen.“ Band 07 (VII.), Seite 122v
5554 1812 10 15 Am Vormittag Regen, dann heiter. Im Burgtheater „Pflegesöhne“, im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“, italien[isch], im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Beim Erwachen gab ich meinem guten Weibe Taffet auf ein Kleid, ein orientalisches Medaillon und 100 fl.; Josephine kam mit dem faden Hoffmann und brachte Therese eine Haube und Chemisette mit Spitzen, die Hruschka Percal auf ein Kleid. Sie bekam alle Augenblikke Besuche. Ehrimfeld erfreute sie mit Blumentöpfen. Ich war den Vormittag beim Grafen, Kárner. Mittags speisten wir beim Quarin, es waren Familie Phillebois ohne Mutter, Exz. Baron Weber, Appellationspräsident, Hofrat Zeiller, Regierungsrat Andreas, Prälat von den Schotten, Propst von den Michaelern, ein angenehmes Mahl. Um 5 h gingen wir zu Dermer, dann Therese nach Haus, ich ins Leopoldstädter Theater, fand Kárner, Zanini, plauderte mit ihnen, dann nach Haus und las Geweys „Pygmalion“. Heute legte Joseph Lang beim Magistrat in pleno den Bürgereid ab, abends Souper von der Kaufmannschaft im Börsesaal. Band 07 (VII.), Seite 122v
5555 1812 10 16 Trüb, kalt. Im Burgtheater „Tag der Erlösung“, Moreau als Gefangener, im Kärntnertor-Theater „Rosen des Malesherbes“ – nach langer Zeit das erste Schauspiel –, dann Duport in „Figaro“; hat das erste Mal nicht gefallen. Im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Am Vormittag mit dem Grafen beschäftigt, dann mit ihm zum Tapezierer Nagl, wo wir alte Möbel aussuchten. Er machte mir ein Geschenk mit einem Ruhebett von schwarzem Holz. Mittags bei Radl, Heyssan war auch sein Gast. Mittags kam Therese mit der Diana, ließ sich aber nicht sehen, sondern ging gleich zur Peter. Ich besuchte Gevatter Schenk, dann nach Haus. Durch Effenrath schickte ich dem Kriegseisen „Pygmalion“. Ich arbeitete zu Haus, abends kam ich mit Trupp zusammen, und begab mich bald zur Ruhe. Im Leopoldstädter Theater „Hans in seiner Heimat“, dankte und lud Ignaz Schuster als Hirschkopf auf morgen ein. Sprach von einem Rezept des Hausdoktors, von Einnehmen, einer Mai-Kur, viel rühren. Band 07 (VII.), Seite 123r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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