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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5556 1812 10 17 Ein heiterer Tag, kalt. Im Burgtheater „Livländischer Tischler“. Im Kärntnertor-Theater „Ferdinand Cortez“, im Theater an der Wien „Menschenhass etc.“, mit Moreau als Bittermann, Gottdank als Eulalia. Im Leopoldstädter Theater Einnahme des Ignaz Schuster „Cora“ travestiert von Perinet, Musik von Schuster. Um 7 h zum Grafen, der um 9 h abreiste. Mit Radl zu Pálffy, dann ich zur Hruschka, die mir 3000 fl. gegen Wechsel gab, zur Clear (?), um sie und Böger am Mittwoch zu uns zu laden. Therese lud gestern den Hofrat Fritz zur Optik am Mittwoch, ich lud durch Hruschka den Bánffy. Mittags war Schießl auf Fasan bei uns, nach Mittag Zurichtung zur Optik, schrieb dem Grafen. Abends ins Leopoldstädter Theater, fand Peter mit Gattin, Zeuner, dann Lieben (?). Dichtung und Musik sind äußerst schlecht. Therese hatte die Poltoni bei sich. Band 07 (VII.), Seite 123r
5557 1812 10 18 Trüb, ein dichter Nebel fiel ein, es wurde kalt. Im Burgtheater „Sitah Mani“, im Kärntnertor-Theater und Theater an der Wien „Johann von Paris“. Lieben (?) sagte, dass heute Piringers Geburtstag sei, dass sie früh nach Hainbach fahren. Ich machte den Spaß und fuhr mit Therese dahin, fanden niemanden. Therese nahm Obers mit Eiern, der Kutscher Eierspeis. Die Sonne vertrieb den Nebel und es wurde heiter, die Rückfahrt war angenehm. Mittags allein, nach Tische ließ mich Schenk rufen, fand Scholz, Jette Teimer. Wegen nahem Tod der Ehlers „Aschenbrödel“; Wild ist unpässlich und so übernahm Lavotta den Prinzen. Nach 5 h fuhren wir zur Teimer, welche noch einmal Toilette machte, dann sagte mir Jeanette Dermer, dass die arme Ehlers nach Mittag um 3 h gestorben sei; wie sehr dauert mich die Ärmste ! Wir fuhren im Quintett nach Liesing, volles Theater. Graf v. Haim und seine Frau, geborene von Eltz, spielten zusammen, sehr mittelmäßig. Sie ist ein schönes Weib. Als sie eine Strophe am Schluss der Operette singen musste, bewies sie, dass sie nicht singen kann. Im Mondenschein fuhren wir zur Kohlpringer, soupierten und kamen im Regen um 12 h nach Haus. Therese hatte die Nanett von Auersperg zu Besuch. Band 07 (VII.), Seite 123r
5558 1812 10 19 Ferdinand. Trüb, kotig. im Burgtheater „Das Rätsel“, „Hausdoktor“, Moreau als Eilmann. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Preciosa“, Schauspiel in 5 Akten, mit Tänzen, Chören, Jos[ephine] Demmer als Zigeunerin Preciosa, die Treitschke tanzt mehrere Solo. Früh zum Pálffy wegen Loge, zur Terzaghi, Hruschka, welcher ich den Wechsel brachte. Kaufte Lampe bei Rospini für Radl. Mittags war Schießl unser Gast. Nach Mittag arbeiteten wir an der Optik, Ehrimfeld kam auch, den ich nach und nach einweihte. Schrieb an den Grafen. Da es heiter wurde, fuhr Therese mit der Peter in den Prater, dann kam sie allein in das Theater an der Wien. Ich holte Schießl mit seiner Marie ab und kam nach. Im Theater fanden wir Huber Ferd[inand], Weiß, Götzl. Das Stück missfiel ganz, einige Ungezogene erlaubten sich unbegreifliche Ungelegenheiten und Späße. Die Treitschke tanzte das ung[arische] Solo und Pas de deux mit der Gritti sehr schön. Am Ende wurde sehr gezischt. Therese ging mit Richart und Zeuner nach Haus, ich zu Castelli mit ihm, Gimnich und Kronenfeld, Schenk und Hassaureck spielten schon. Ich blieb bis 12 h, dann nach Haus. Mit Brandl hatte ich wegen Zins viel Verdruss, er ist ganz vergessen und weiß nicht, was er schreibt Band 07 (VII.), Seite 123r
5559 1812 10 20 Trüb, neblig. Im Burgtheater Lange in „Essex“, in Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien zum 2. Mal „Preciosa“. Früh arbeitete ich zu Haus, ins gräfliche Haus, suchte Rumpelmayer und Wisenfeld auf. Suchte den Aufgang der Sonne von Nussdorf zu finden, ging zu Schießl. Am Vormittag war ich in der Mehlgrube, Lizitation von Seidensachen und Tücheln, mit Geissler, kaufte braunen und grünen Taffet, die Elle zu 1fl. 52 x, wirklich teuer. Mittags allein, nach Tische fuhr ich zur Begräbnis der Louise Ehlers, welches um 3 h im Theater an der Wien war. Sie starb im 23. Jahr am rheumatischen Kopffieber und hinterließ 2 Mädchen. Gleich nach Tische ging ich zur Begräbnis, sah die Leiche, welche wenig entstellt und durch eine Fanny (?) hässlich geschminkt war. Sie wurde am Halse geöffnet; man fand Drüsen, die einen schmerzhaften Tod nach sich gezogen hätten. Während dem Zug und den ganzen Abend regnete es. Ich ging mit Mayer, plauderte mit vielen, und ging mit in die Kirche. Da hielt ein erzdummer Kerl eine Leichenrede, die als Karikatur von besonderem Wert war. In Zeuners Compagnie fuhr ich in die Stadt. Abends ins Kärntnertor-Theater, volles Haus, fand Trupp, Kaiser, Mainolla, Sonnenstein. War auf dem Theater und traktierte die Mädchen mit Würsteln. Bei Therese war Heurteur. Band 07 (VII.), Seite 123v
5560 1812 10 21 Trüb, kalt. Im Burgtheater „Jenny“, „Vetter aus Bremen“, im Kärntnertor-Theater „La scelta dello sposo – Gattenwahl“, im Theater an der Wien „Preciosa“. Früh arbeitete ich zu Haus, ins Quartier des Grafen, schrieb an ihn, an den Hausmeister. Hofinger brachte uns das Fermoir aus Brillanten, welches seine Mutter von der Kaiserin Louise erhielt, sprach Krünes. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, arbeitete, richtete zur Optik zu. Ehrimfeld stellte ich als Gehilfen an, er half mir. Erste optische Vorstellung, um 7 h kam die Gesellschaft, Lina DeLucca besuchte Therese und blieb, Schießl mit Huth und Marie, Peter, Frau, Dermer, 2 Cappi, Pölt, Hruschka, Graf Bánffy, Hofrat Fritz, Böger, Krieghammer mit Kathi, Klöff mit Pepi, Ehrimfeld, Neefe. Die Dekoration mit dem Schiff und die Verwandlung in Apollos Tempel für Therese war sehr angenehm und gefiel. Sie war so überraschend, dass alles Wiederholung verlangte. Viele blieben und aßen mit uns Zunge, Würsteln, Salat. Wir waren dabei sehr munter und froh. Band 07 (VII.), Seite 123v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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