Regen, nach Mittag schien es sich auszuheitern. Im Burgtheater „So muss man Füchse fangen“, Moreau als Christmann; im Kärntnertor-Theater „So machen sie es in der Komödie“, dann Duport in „Figaro“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh arbeitete ich zu Hause, verabredete mit der Rosel den Verkauf von 7500 fl.. Zwanzigern zum Kurs von 137 fl., erhob selbe bei Offenheimer, zahlte bei Ehz. Franz von 18.000 fl. die halbjährigen Interessen mit 540 fl.. zahlte mehreren Parteien. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen, ging zu Arnsteiner, zu Herz zahlen, zu Sekretär Müller abermals, dann ins Burgtheater. Therese fuhr mit der Rohrweck in die Brigittenau und zum Radl, machte ihm einen Besuch, erhielt einen von der Turnau, gingen zusammen dann auch ins Burgtheater. Volles Haus, ich fand Schwarz (?) von Freudenthal, Zeuner mit Compagnie und unterhielt mich. Moreau ist die täuschendste Kopie von Weidmann, gefiel sehr, wurde vorgerufen und dankte sehr bescheiden dem Publikum, der Direktion und den Künstlern.
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Heiter. Im Burgtheater „Mäon“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Respektable Gesellschaft“, „Zauberkampf“. Früh erhielt ich einen Besuch vom Sekretär Müller vom Ehz. Ferdinand, arbeitete zu Haus in Geldangelegenheiten, besuchte Radl auf dem Fischmarkt, ging ins Wassermagazin. Schrieb an den Grafen und bat ihn wegen dem unglücklichen jungen Csausansky. Ich begegnete Moreau, der mir sagte, dass ihm angetragen sei, morgen nochmals den Christmann zu spielen. Therese ging spazieren, ich fuhr nach Mittag zu Radl, ins Wassermagazin, zur Moser, bei welcher ich schon lange nicht war und brachte ihr die zweiten 400 fl. als Entschädigung. Sie war nicht zu Haus, ich suchte sie bei der Sklavin, Baumgartner, fand sie nirgends. Birkmayer begleitete mich, wir gingen zum Jüngling, da kam ich mit Neefe zusammen. Tranken bei den 7 Körben Bier. Dann ins Kärntnertor-Theater, volles Haus, Einnahme 552 fl. Ich war meistens auf dem Theater, scherzte mit Passy, dann im Regen nach Haus.
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Anhaltender Regen. Im Burgtheater „Häuslicher Zwist“, „Findelkind“, Moreau als Affenpreis. Im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Schwätzer“ mit Polawsky, „Hausgesinde“. Den Vormittag beschäftigte ich mich mit Geldgeschäften, zahlte an mehreren Orten. War bei Schwaiger, Radl besuchte mich und lief eilends davon, weil er etwas vergaß. Josephine hatte gestern den Czernin zu Gast, welcher ankam. Ihr geliebter Nichtstuer ist in der Weinlese. Vielleicht wirkte meine Lektion von vorgestern; sie ließ sich aber nicht sehen, obwohl sie es versprach. Mittags allein. Ich war bei Keglevich und Brandmayer, kam ganz bespritzt zurück. Ehrimfeld arbeitete an meinen Dekorationen, besserte mit Papparbeit aus, dafür belohnte ich ihn mit meiner Zufriedenheit. Es schien, dass er an meinem rötlich melierten Frack und Beinkleidern Gefallen fand; diese machte ich ihm zum Geschenk. Bei Therese war abends die Lavotta. Ich ging ins Burgtheater, fand Compagnie, doch unterhielt ich mich wenig. Ich muss gestehen, dass ich mit Moreau gar nicht zufrieden war, woran die Umgebung einen Teil der Schuld haben mag.
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Anhaltender Regen, elendes Wetter. Im Burgtheater „So muss man Füchse fangen“, Moreaus letzte Gastrolle als Christmann. Im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, die Loge an Quarin; im Theater an der Wien „Preciosa“. Ich schrieb an den Grafen, dass ich gestern mit Baron Braun wegen Verkauf unseres Badner Hauses per 17.000 fl. und eines Tausches des Hauses von Abbé Eberl sprach, dass wir morgen zusammen hinausfahren werden. Ehrimfeld kam und es wurde an der Ausbesserung fortgearbeitet. Ich besuchte Kárner, den ich schon lange nicht sprach. Vor Tisch kam Josephine und erzählte mir, dass sie mit Czernin gut sei, dass sie ihm gestand, dass sie mir 2700 fl. schuldig sei und dass er mit mir reden dürfe. Mittags allein. Nach Mittag gestand mir Therese, dass sie nun vergnügt und voll Hoffnung sei, aus ihrem Labyrinth herauszufinden. Ich schrieb an den Grafen und beantwortete seinen desperaten Brief, sich von Wien wegziehen zu wollen und so war ich den ganzen Tag zu Haus. Wurde durch des Grafen Ankunft unangenehm überrascht. Ich eilte zu ihm, und weil der falsche Mericzay die hohle Ausflucht nahm, dass er meine Badner Rechnung ohne Empfänge nicht revidieren kann, so setzte ich mich und schrieb 3 Stunden, alle Empfänger herauszuziehen und schrieb ihm dazu. Abends besuchte ich beide Hoftheater. Im Kärntnertor-Theater fand ich Richart mit Zeuner, ersterer sagte mir, dass heute die Hahn (?) versehen wurde. Im Burgtheater war ich auf dem Theater, plauderte mit Lefèvre, Moreau, Weidmann. Moreau gab auf mein Anraten einen Seitenhieb auf die Lästerungen der Kritiker, die ihn als Kopisten so unbarmherzig hernahmen. Er sprach: „Wenn ich den Kunstanforderungen nicht Genüge leistete, so ist die Beruhigung, Ihnen, Verehrungswürdigste, ein paar Stunden unterhalten zu haben, der schönste Lohn“.
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Trüb, Regen. Im Burgtheater „Mäon“, im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, dann Duport in „Zephir“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“. Vor 8 h beim Grafen, ertrug seine Launen mit Standhaftigkeit, sehr beschäftigt. Beim Arnsteiner holte ich den Rest des Geldes, weswegen ich sehr verlegen war. Therese aß allein, mittags bei Quarin, bei ihm speisten Hofrat Zeuner, Sekretär Kreibich (?), Dr. Lautsch, Abbé Neumann, Peck, Phillebois, Babette. Nach Mittag fand ich Therese schon mit Ehrimfeld im Aufrichten der Optik beschäftigt. Zweite optische Vorstellung, meistens für Ninas Gesellschaft. Die heutige Gesellschaft war sehr dankbar, die Familie Freytag, Thaddä Weigl, Weigls Mutter und Tochter, Putz und Frau, Maschinist Schmidt, Zeuner, Sohn des Franz Wirth mit Hofmeister, Ehrimfeld; mit der Nina kam die Mutter, Marie und Geronimo, Damm und Schmid von Lobkowitz blieben weg. Nachher wurde etwas soupiert, um 10 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).