Ungesundes Wetter, sehr neblig und kotig. Im Burgtheater „Toni“, „Alte Liebschaften“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, die Laucher singt nach ihrer Krankheit wieder. Im Theater an der Wien „Hussiten“. Meine Schwester schickte uns durch den Kárner Obst und schrieb, dass die Viehseuche der Gegend immer noch wüte, Rindfleisch koste unten 8 x, hier 11 x, Kerzen 24 x, hier 30 x, ord[inäre ?]. Früh um 8 h kam Radl, später Högler. Mit diesen bestimmte ich die Draperie, Fransen, Schnüre zu Radls Doppelfenstern, brachten damit 2 Stunden zu. Fuhren zu ihm, um alle Masse zu nehmen, ließ die farbige Glaslampe im Schlafzimmer aufhängen und erfüllte so sein wiederholtes, dringendes Bitten. Therese gab bei Stöger Lektion und fuhr dann zur Moser speisen. Ich aß mit Gimnich und Redeschini (?) im Fischhof, da wurde erzählt, dass Rivolla zwischen den Brücken gefunden und gestern in Kagran begraben wurde. Ihre Schwester Lisette kam vor 3 Wochen auf 5 Monate ins Zuchthaus; ein schrecklicher Schlag für die Familie. Nach dem Essen in Dreschers Kaffeehaus, fand Schenk, Heyssan, Fries. Dann nach Haus, schrieb dem Grafen. Um 6 h kam Therese, dann Goldmann Therese. Ich ging in beide Stadt-Theater. Die Laucher wurde ziemlich mit Klatschen empfangen und sah gut aus.
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Trüb, neblig, abends Regen; teuflisches Wetter. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, „Geteiltes Herz“, im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“ italien[isch], im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Früh arbeitete ich zu Hause, dann zum Keller vom Ehz. Franz, Liebmann, Jungmann wegen meiner Obligation. Mittags waren Kridl und Lang unsere Gäste und sehr fidel. Nitschner kam und lud mich ein, morgen zu ihr auf die 1. Galerie zur Kantate zu kommen. Ullmann kam auch zum Speisen, zwischen dem Essen kamen Schmirer, Nadastini, Brandl mit Therese; wir hatten keinen Platz mehr. Mit Kárner plauderte ich eine Weile herum, vom Erbe der Moritz, vom Geldmangel und dergleichen. Nach Mittag schrieb ich zu Haus an den Grafen, suchte den Hofrat Geissler auf. Abends sprach ich Burgerth (?), und war bei Hofrat Geissler. Therese ging zu Phillebois gratulieren und war abends bei Schenk, wo ich sie abholte und bis 9 h blieben.
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Regen, tiefer Morast. Im Burgtheater „Mäon“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, zum 15. Mal, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, neu dekoriert. Zweite Aufführung des „Timotheus“. Früh arbeitete ich zu Hause, dann in Geisslers Gesellschaft, um 10 h suchte ich Nitschner in der Reitschule auf. Das Konzert war sehr besucht, ich kam mit Marie und Frigo zusammen. Der Hof wurde mit Klatschen und „Vivat“-Rufen empfangen. Am Schluss Volkschor, war von keiner großen Wirkung; der Chor „Stürmt ihn auf“ wurde am Schluss wiederholt. Lobkowitz sang enthusiastisch die Chöre mit, saß neben den Solosängern. Mittags speisten die Mama, Kárner, Jungmann und Wisenfeld bei uns. Radl schickte 2 Hasen, seinem Klienten versprach ich zu Bergenstam zu führen. Nach Mittag zu Haus, schrieb an den Grafen, von dem ich heute 3 Briefe erhielt. Abends ins Kärntnertor-Theater, leeres Haus. Therese sang sehr schön, selbst Lobkowitz applaudierte. Im 3. Stock fand ich Haslinger, Rehmann, Burgerth (?).
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Heiter, sehr kotig Im Burgtheater Lang in „Spieler“, aber wegen Demmer „Armut und Edelsinn“; im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, dann Duport in „Figaro“, im Theater an der Wien „Hussiten vor Naumburg“. Früh zu Hause, hatte mit Carlo und den Leuten zu tun. Mit Radls Klienten Wenig zum Bergenstam, zur Terzaghi, Liebmann, Offenheimer. Mittags mit Radl und Wenig zum Aktuar Rosival (?). Therese kaufte ihrer Mutter zum Namenstag ein Dutzend Schnupftücher und speiste dort. Kunz (?) brachte mir 300 fl. Nach Mittag schrieb ich noch an den Grafen und befasste mich mit der Optik, hatte vollauf zu tun, bis die Gesellschaft der Moser zur 6. optischen Vorstellung anrückte: Baron Wetzlar, Kölbl, Schaumburg, Frau, Mädchen, Fechner (?), Herder (?), Eckstein, Baumgarten, DeLucca, Teuber mit amoroso, Langer, Offenheimer mit Schönfeld, Marie von Nina, Schenk mit Fanny, Kränzl (?) mit Frau. Um 9 h empfahl sich der größte Teil, die Verbliebenen aßen mit uns Hasenpastete und Fisch. Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen
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Kalt, gefroren. Im Burgtheater „Spieler“ mit Lange, im Kärntnertor-Theater „Franzisca von Foix“, im Theater an der Wien „Sargines“. Früh arbeitete ich zu Hause, um 10 h mit Wenig zu Bergenstam, welchen ich für Dienstag zur Optik lud, zu Franz Pálffy wegen 300 #, zu Kárner. Lud mehrere vom Haus zur Optik. Mittags bei Quarin mit Babette und Peck, nachher ins gräfliche Haus und zur Geissler. Um ½ 5 h in die Burg, um Schallhas’ (?) Optik zu sehen, Scheuer, Schießl, Neefe, Arrigoni, Ehrimfeld, Damm, Therese Schenk, Fanny, Toni und einige Mädchen vom Hofrat Stöger gingen mit. Anfangs zeigte uns Jacks (?) etwas mit dem Hohlspiegel, dann sahen wir den Vesuv, eine Gegend von Italien, Westminster, Schweiz, Augartenbrücke, zuletzt eine von Venedig von Scheurer (?), die am wenigsten gefiel. Der Mechanismus ist so, wie der meinige wird. Meine Bilder und Beleuchtung ist weit angenehmer, obwohl 9 argantische Lampen brennen. Therese ging mit den Schenkischen zu uns, ich mit Neefe ins Leopoldstädter Theater. „Klarisse“, mit Hensler, die alte Farce aufgewärmt, „Zauberin aus Liebe“. Ich fand Compagnie, dies entschädigte mich etwas.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).