Kalt, trocken. Im Burgtheater „Heinrich Reuss von Plauen“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, Laucher als Prinzessin wurde angesagt. Im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, im Josephstädter Theater „Johann von Wieselburg“. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an Grafen und Keglevich. Fuhr zu Radl, dem ich seine Draperie aufmachen ließ, zum Hummel wegen des Grafen Bild, in die Stadt, dann wegen Wenig zum Radl speisen. Mit Kárner und Rohrweck schlenderte ich in der Stadt herum, letzteren nahm ich zum Speisen mit. Heyssan war auch da. Die Lampe und Draperie machten große Wirkung und gefielen sehr. Nach Mittag ließ ich die Lampe beleuchten.Therese lud die Turnau und Rohrweck für Dienstag zur Optik, und speiste zu Haus. Gegen 5 h wandelten wir ins Josephstädter Theater, gedrängt voll, wir bekamen noch Sitze, blieben in Compagnie und passierten so den Abend angenehm.
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Gefroren. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“ und „Die Rosen des Malesherbes“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und Duport in „Zephir“, im Theater an der Wien „Jäger“. Früh zum Stessel, ins gräfliche Haus, zu Radl auf den Markt, dann in Geisslers Gesellschaft, Burgerth (?). Mittags allein, nach Tische ging Therese zur Turnau, ich blieb zu Haus. Reimann kam mit seinem Testaments-Aufsatz von Chimani, den ich ganz unbrauchbar fand. Ich versprach, ihn zu ändern; konsultierte ziemlich lange mit ihm, nachher mit Kral (?), der mich eben besuchte. Nachher wurde an den Grafen geschrieben, später an die Wien. Kam mit Rehmann und Bergenstam zusammen, soupierten beim Kreuz.
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Maria Empfängnis. Strenge Kälte. Im Burgtheater „Barbarei und Größe“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“ mit Laucher, im Theater an der Wien „Hussiten“. Früh arbeitete ich in Instituts-Angelegenheiten, schrieb für Musini einen Brief an Advokat Sonnleithner, ging auf den Kohlmarkt, Graben, dann in Seidlers (?) Konzert. Mittags allein, Quarin gab ich die Loge. Jeanettl und Brandl kamen, auch schrieb ich an den Grafen und war bei Illésházy. Nach Mittag Zurichtung zur 7. Optik. Um 6 h schon kam Bergenstamms Buchhalter mit Familie, dann rückten alle anderen an: Bergenstam mit Familie, Andor (?) mit Tochter, Wenig, Turnau mit Ruthner, Radl, Rohrweck mit Frau, Schenk mit Fanny und Babette, Thaddä Weigl mit Frau und Kind, Schön mit Riedl, Kárner, Opitz (?) mit Frau und 2 Töchtern, Heyssan, Damm mit Grechtler (?), Pechwill, Ehrimfeld, Neefe. Es war eine große, schöne Gesellschaft, 9 davon blieben und aßen Schill, Zunge, Würsteln. Pechwill sang, und unter Scherz und Lachen wurde es 12 Uhr.
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Ein stürmischer, rauer Tag; den ganzen Abend wehte und schneite es. Im Burgtheater „Geizige“, im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“, Wothe Vater als Lafarra. Früh wegen Quartier ins Salesianerhaus zu Dr. Neubauer (?), dann zu Offenheimer, Pálffy, zu Weber ins Bureau, Kárner und Richart. Die Offenheimers ersuchten mich auf die verbindlichste Art, ihnen morgen meine Optik in ihrem Hause zu zeigen, weil ihrer Mutter Namensfest wäre. Nach vielem Bitten gab ich es zu und versprach es ihnen. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an den Grafen. Offenheimer kam nach Mittag zu mir und wir verabredeten das Arrangement zur morgigen Vorstellung, Ehrimfeld und Schießl engagierte ich, mir zu helfen. Therese ist nicht wohl und fand ich auf dem Sopha. Dann Zurichtung zur 8. optischen Vorstellung für Quarins Gesellschaft: mit Ihm Familie Phillebois, Lottel, eine kleine Nannerl, Pock, Hofrat Zeiller, Kárner, Nina, Marie, Schießl, Ehrimfeld. Die Optik, besonders Apollos Tempel im Wolkendekor, machten viel Glück. Beim Souper führte Quarin das Wort. Nach 10 h ging alles und ich war sehr froh. Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen.
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Ein stürmischer, kalter Tag, dann heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Deutscher Hausvater“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 16. Mal, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh zum Offenheimer mit Ehrimfeld, um alles dort zu rekognoszieren. Dann ordnete ich im Hause alles für die Ankunft der Gräfin Casimir, ging zu Liebisch, nahm bei ihm für Szuly 6 Gilets, fuhr mit ihm in die Porzellanfabrik, mit Hoffmann in die Brigittenau. Mittags Diner bei Quarin, mit Schießl, Therese, Phillebois, Babette, Well, Lautsch, Zeiller, wir waren sehr fidel. Nach Mittag zu Haus, sprach die Gräfin Casimir, Assen, schrieb an den Grafen Um 5 h zum Offenheimer zur 9. großen optischen Vorstellung, zum Namenstag seiner Mutter Judith. Wir manipulierten im Schlafzimmer des Leopold, die Zuseher sind im Sitzzimmer. Die Ungelegenheit ist wirklich groß. Schießl und Ehrimfeld reichten mir hilfreich die Hände. Der Herz Hauptmann brachte eine Schilderung meiner Bilder in Reime, ziemlich schlecht. Ich lernte beim Souper den Sohn des Mendelssohn, Andres (?), Großhandels-Reis[ender?] von Frankfurt kennen, Pignatelli, Joël, Bartholdi, Warnsdorf (?) waren auch da. Steife Unterhaltung, mit Gewalt hielt man mich beim Souper. Im Kärntnertor-Theater sang Therese rein, stark, doch wurde wenig applaudiert. Um ½ 1 h kam ich nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).