Dichter Nebel, nass. Im Burgtheater „Flatterhafter Ehemann“, im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“ italien[isch], im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die Hussiten vor Naumburg“ mit Zwischenakten und Chören von sieben Meistern, nichts von Salieri. Früh zum Grafen, sehr beschäftigt. Mittag bei Burgerth (?), dann in Compagnie speisen. Therese war bei der Moser. Nach Mittag besuchte ich die Auersperg-Nanett, plauderte viel von Josephine. Dann ins Theater an der Wien, wo ich die Schenk mit Familie fand. Nachher in Compagnie nach Haus, zur Möhrung, wo Neefe, Ehrimfeld und Pechwill waren, mit diesen zum Ball beim Römischen Kaiser, Einnahme für die austretenden Sträflinge. Fand Kleinschmid, Poller, Korn, Mauthner (?). Eine Menge Huren versammelte sich da. Um 12 h nach Haus. Siboni ist bei seinem Freund, dem italien[ischen] Dichter Rossi und wird von 2 Vertrauten bewacht. Der Mord geschah in Hernals, nur er und das kleine Kind waren gegenwärtig.
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Heiter, kotig. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“. im Kärntnertor-Theater „Grüner Domino“, „Figaro“ mit Duport, im Theater an der Wien „Hussiten“. In der Reitschule Generalprobe zu „Timotheus“. Früh zum Grafen, Theaterkasse, Schaffalitzky, welcher ich die Obligationen zu 5000 fl. brachte und die mir zum Andenken eine schöne Brieftasche, blau und gold, gab. Therese ließ ich die gestickte von der Hocheder nehmen. Nach 12 h mit Therese zur Generalprobe, Galerie und Parterre fast besetzt, der große Effekt, welchen man von einem so zahlreichen Orchester erwarten konnte, entsprach nicht. Nachher mit Therese, Seitz, Rumpelmayer und Jean zum Jahn speisen. Ich begab mich nachher zur Mirus, brachte der Therese ihr Bild und Namenbuch und versprach, morgen das Transparent für Neuberg aufzustellen. Zu Hause fand ich Werlen, die Schenk mit Fanny und Toni. Später zu Bur[gerth ?], um 9 h ins Bett.
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Neblig, außerordentlich kotig. Im Burgtheater „Schreibpult“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, wegen Tod der Mutter Milder singt die Röckel. Im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, neue Brücke über die Wien, neue Straßenbeleuchtung Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“, weil Mohrhardt den Tamino, die ältere Bondra die Pamina und Röckel Papagena spielen; Milder und Laucher singen nicht. Dann ging sie zur Moser. Ich war beim Grafen, schickte um Billetts für meine Compagnie ins Konzert, war bei Scheiger, sprach die Rehmann und Freundin und ging dann im tiefen Kot zur Moser, da speisten die Teuber Liesi, Baron Wetzlar und Frau, geb. Mich[ ..?] Arnstein, welche sich immer erwürgen will und darum bei der Moser ist. Um 5 h fuhren wir zur Mirus, ich stellte das Transparent auf, zeigte ihnen Hygieias (?) Opfer im Tempel. Nach 6 h nach Haus. Ehrimfeld wartete und fing an für morgen zur Optik zu arrangieren. Da bestätigte er mir, dass Wallersfeld (?) wegen einer geheimen Verbrüderung von Amt und Gehalt mit mehreren anderen suspendiert sei, dass Peck, Mainolla, Leon, Ferdinand Pálffy dabei sind. Gegen 8 h suchte ich Compagnie, um zu plaudern, dann ins Bett.
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Trüb, kotig zum Versinken. Im Burgtheater „Katakomben“, im Theater an der Wien „Hussiten vor Naumburg“. Gestern um 10 h, wir lagen schon, kam noch Ehrimfeld, zu avisieren, dass heute im Kärntnertor-Theater die „Zauberflöte“ ist, zum 14. Mal. Wie höchst unangenehm am heutigen Abend, da sich nichts mehr ändern lässt ! Früh zum Grafen, sehr beschäftigt und viel Verdruss. Nach 11 h begab ich mich zum Konzert, davor war ich mit Ehrimfeld bei Taroni und nahm ein ergiebiges Déjeuner á la fourchette. In der Reitschule großes Konzert „Timotheus – die Macht der Musik“ von Händel, instrumentiert von Mozart, mit mehr als 500 Dilettanten, für die Badener, Asperner und Wagramer, 1. Galerie 6 fl., 2. 2 fl., Parterre. Sitz 5 fl, zum Stehen 3 fl.; Anfang um die Mittagstunde. Nahm Billetts für den ganzen Zirkel, bestimmte danach beim Jahn zu speisen. Sehr voll, im Parterre fand ich Schlosshauptmann Riedl, bei dem ich blieb. Die Solostimmen sangen Mad. Geymüller, Mlle. Bartfeld (?) bei Mälzel und die kleine Riedl. Suini (?) und Hoffmann singen Tenor, Sonnleithner und Kiesewetter Bass, Mosel dirigiert, Tost die Violine, und Streicher am Klavier. Der Chor „Stürmt ihn auf“ im 2. Teil von außerordentlicher Wirkung und wurde wiederholt. Nach dem Konzert zum Jahn speisen und zu Wirschmid Kaffee trinken. Beim Speisen waren Strack (?), Ehrimfeld, Seidl, dann Kränzl (?) von der Polizei mit seiner Frau, einer LaRoche. Dann nach Hause, richtete zur 5. optischen Vorstellung. Therese fuhr nach 6 h ins Theater, ich erwartete die Gäste. Mühlhofer mit Frau und Tochter, Rigatt, Richart mit Simon und Frauen, Erhart mit 3 Kindern, Neefe mit Mad. Aue und zweiter Schwester, Schießl mit Marie, Werlen, Jean, Ehrimfeld, Richter, Strack, Gall, Bibl[iothekar], Gehringer Sohn, Pechwill. Neefe und Ehrimfeld gingen ins Kärntnertor-Theater und kamen nach Therese zweiter Arie. Um 7 h begann die Vorstellung. Therese erschien im Kostüm, als sie kam, saß schon alles beim Essen. Es war alles sehr lustig, Pechwill predigte, sang, Therese auch.
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Trüb, elendes Wetter, tiefer Morast. Im Burgtheater „Flatterhafter Ehemann“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und Divertissement, im Theater an der Wien „Hussiten“. Abreise des Grafen, um 7 h zu ihm, um 9 h fuhr er weg. Ich ging zum Quarin, Sekretär Keller, Dermer, Geissler, fand Gesellschaft. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Mein Bruder beurlaube sich, Birkmayer kam, mich wegen Radl und seiner Draperie und Lampe zu bitten, Jeanettl war auch da. Mit Birkmayer auf den Tiefen Graben, sahen die neue Beleuchtung. In die Leopoldstadt, sprach Jeanette, ins Kärntnertor-Theater, Burgtheater, langweilte mich überall und ging mit Ehrimfeld zur Möhrung soupieren.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).