Windig, die ganze Nacht Regen. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs“, im Kärntnertor-Theater „Mich[ael] Angelo“, dann Duport in „Zephir“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“, zum 1. Mal die Gottdank als Johanna, Grüner Estavajel, Ochsenheimer Lasarra. Den Vormittag sehr beschäftigt, Ehrimfeld trug ich auf, die Einladungen zur dritten optischen Vorstellung zu wiederholen. Bei Weinmüller war ich selbst in der Probe vom „Bergsturz“, dann bei Pfersmann. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, arbeitete. Ehrimfeld half mir zu arrangieren. Ich engagierte den jungen Fischer und seinen Compagnon mit Violine und Gitarre, um selbe während der Optik spielen zu lassen. Bei Tisch hatte ich wegen ihnen mit Therese viel Spaß und reizte ihre Neugierde. Therese bekam Kaffeevisite von Mühlhofer und Tochter, vorher war Jeanettl da. Der Graf überraschte und beschäftigte mich bis nach 6 h. Zu Haus fand ich die Csekonics Julie und hörte, dass Josephine wegen dem Buben Hoffmann erst abends absagen ließ, weshalb ich ihr aber eine derbe Post sagen ließ. Nach 6 h kamen Pfersmann mit Sohn, Weinmüller mit Frau und Grünberg, Kassier Damm, Koch mit Jette, Sonnleithner mit Frau und Töchterl. Die Optik gefiel sehr. Erst bei Schönau kamen die Virtuosen, Fischer vergriff sich oft. Sonnleithner mit Anhang ging, die anderen blieben. Alles war gut unterhalten und vergnügt, besonders gefiel unser Quartier.
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Trüb, neblig, nach Mittag wurde es heiter. Im Burgtheater „Porträt der Mutter“, Polawsky als Rekau; im Kärntnertor-Theater „Gattenwahl“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“, im Leopoldstädter Theater „Papillonfänger“ von Frenzl, Musik von Tuczek. Früh zum Grafen, Keglevich, Högler, zu Hummel ins Diana-Bad. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“ wegen Dlle. Schmidt von Berlin und musste sich wegen Kopfschmerzen legen Ich aß mit Julie Csekonics allein. Nach Mittag zu Hause, fuhr zum Hummel, besuchte Jeanette. Bei Therese war Josephine, entschuldigte sich wegen gestern. Czernin schickte mir 2 schöne silberne Tafelleuchter, welche mir zwar seine Güte beweisen, mich aber nicht freuen. Ich führte Kirchner (?) und Julie ins Lusthaus, dann ins Leopoldstädter Theater; elenderes lässt sich nicht denken. Fand Kárner und Trupp. Therese fand ich bei meinem Nachhausekommen noch immer in Kopfschmerzen.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Barbarei und Größe“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, Mlle. Schmidt von Berlin als Pamina. Im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“ mit Gottdank. Bei Hofe öffentliche Stephans-Ordens-Tafel, die Milder singt, auch Simoni und Weinmüller. Redoute für die medizinische Fakultät. Früh zum Grafen, sehr beschäftigt Auf die Bastei, mittags bei Radl, nahm Barits mit. Da speisten Polizeidirektor Werner, Angerbauer (?) und Heyssan. Nach Mittag in den Prater, sehr viele Menschen. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ zum 12. Mal, sehr voll. Im Parterre fand ich Compagnie, die Mama, Zeuner; war auf dem Theater. Einnahme 1100 fl. Therese sang sehr schön, Mlle. Schmidt aus Berlin gefiel nicht, es wurde wenig applaudiert
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Kalt, abends starkes Nebelreissen. Im Burgtheater „Ersatz“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“. Früh zum Grafen, hatte wegen dem entlassenen Arminy viel Verdruss. Koch schrieb selbst und der Tyrann las nicht einmal die Briefe. Dann zu Liebmann, Kutschera, der den Grafen wegen Vinzenz sprechen möchte. Später in Geisslers Gesellschaft, große Debatte wegen der Schmelze. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Gewey kam, wir lasen den Jux für den Sonntag. Dann mit ihm und Neefe an die Wien, besuchte Krieghammer, Rehmann (?), dann ins Theater. Die Diana folgte mir und machte viel Spaß. Ich plauderte meistens mit Kriegseisen, Lange. Dann zum Finale in „Cortez“, wo ich wieder Gewey, Neefe, Arrigoni fand. Weidmann beglückte mich.
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In der Nacht fiel der erste Schnee; kotig, schlechtes Wetter. Im Burgtheater zum ersten Mal „Pauline Wellenberg“, Schauspiel in 3 Akten von Kurländer. Im Kärntnertor-Theater „Winterquart[ier]“, „Schatz im Traume“, im Theater an der Wien „Rich[ard] Löw[enherz]“. Vor 8 h zum Grafen, entwarf eine Bittschrift nach des Fürsten Skizze für den Vinzenz um die Premier-Wachtmeisterstelle bei der ungarischen Garde. Erhob bei Liebmann 10.000 fl. in Zwanzigern, verkaufte die Hälfte zu 134 fl. bei Arnsteiner, war bei Schwaiger wegen Colloredo[s ?] Kapital zu 25.000 fl. und mattete mich so ab, dass ich mich mit heftigen Kopfschmerzen legen musste. Nach Mittag machte ich mich auf, schrieb die Bittschrift ab, übernahm von Arnsteiner 6686 fl. 52 x in Scheinen, hatte noch bei Scheiger wegen einem Medaillon für den Grafen zu tun. Hatte Besuch von meinem Bruder und Ehrimfeld, setzte noch eine Strophe für den Schulkameraden Mayer hinein und gab ihm selbes zum Abschreiben. Ging abends ins Burgtheater, fand Compagnie, überließ meinen Platz dem Florentin, fand Josephine, die mich nicht anzusehen wagte. Das Stück wurde gut gegeben, aber missfiel, am Ende wurde gezischt. Krüger spielte Friedrich II.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).