Tiefer Schnee, das Wetter lässt nach. Im Burgtheater „Germanicus“ von der Pichler, im Kärntnertor-Theater zum 2. Mal „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“. Früh zum Grafen, später fuhr ich zum Maler Hummel, zum Uiberreiter und zu Maler Adalbert Suchy, dem ich zum 3. Male saß. Mittags mit der Mama, nach Tisch kam Brandl mit Ullmann und Jungmann. In ihrer Gegenwart gab ich ihm 240 fl. als Zins und noch 20 fl. als Geschenk, womit samt dem vorigen der Zins bis auf Michaeli 1815 gezahlt ist. Ich arbeitete nach Mittag, sah wegen Quartier im Lilienfelder Hof, sprach Hoffmann. Abends soupierte ich bei Ehrimfeld und Zeuners Compagnie, wohin auch Assen kam. Mir war nicht recht wohl, ich spielte, dann schlief ich ein.
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Im Burgtheater „Schöpfung“, Wild, Pfeiffer, Klieber. Heute früh starb Radls Bruder, er erfuhr es erst zu Mittag; sehr war er bestürzt. Den Vormittag beim Grafen, wohin Radl kam, mir Sedlaczeks Tod in Dürnholz verkündete, und mich bat, wegen Wenig und seiner Anstellung zu Bergenstam und Sekretär Forster zu gehen, welches ich auch tat.Therese war bei Mirus und brachte Therese zum Speisen mit, sie, Ullmann, Kridl mit Neffen, Ehrimfeld und Neefe waren unsere Gäste. Um 5 h sprach ich Hoffmann bei Ehrimfeld. Um 7 h zu Radl, wo schon Kárner, Hampel, Seitz, Rumpelmayer, Ehrimfeld und Schießl waren und Kridl nachkam. Es wurde gespielt, soupiert, ich litt an Halsschmerzen und konnte an nichts teilnehmen. Um 11 h nach Haus. Bei Therese waren Turnau und Rohrweck.
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Kalt. im Burgtheater „Schöpfung“. Den Vormittag beim Grafen, fuhr zu Keglevich, sehr beschäftigt und krank. Dem Radl ging ich wegen Begräbnis seines Bruders an die Hand. Mittags allein, ich aß sehr wenig. Nach Tische legte ich mich auf’s Sopha und ruhte, ging nicht mehr aus. Ich fühlte abends Fieber und heftige Halsschmerzen. Die Schenk und Fanny schenkten uns den Abend, ich unterhielt Toni und sie mit Billetts und Ovids „Verwandlungen“. Nach 9 h ins Bett.
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Eva. Kalt, viel Schnee. Ich hatte eine schlechte Nacht, raffte mich zusammen und ging noch zum Grafen. Um 11 h fuhr ich zum Maler Suchy, der heute mein Bild endete; Maler Martini (?) war da und fand das Bild sehr ähnlich. Nach 12 h nach Haus und nicht mehr aus dem Zimmer. Ich schrieb der Mainolla, dass ich selbst kein Geld habe und die 100 fl. nicht leihen kann. Nach Mittag ruhte ich, dann Zurichtung zur 11. optischen Vorstellung. Schießl vollendete glücklich, aber bis zur letzten Stunde das Verwandlungsdekor. Nach 6 h kam Schenk mit Fanny, Tony, dann die Mama mit Nina und Marie, denen wir einen Fisch schickten. Ich schrieb Verse, die Therese sang und Nina auf der Gitarre akkompagnierte. Therese sang dem Neuberg eine Arie von Hummel „Jüngling, wenn ich dich von fern anblicke“, der Mirus eine Arie von Eisenstadt. Außer diesen kamen Neubergs Schwester, Kutscher (?), Krenhofer (?), Mirus’ Tochter, Sohn, und jung Stifft, dann Redeschini, Schenk, Kronenfeld, Neefe. Um ½ 11 h waren die fort, wir deckten schnell wieder und es erschien ein großes Souper. Ich gab Saibling und Faumtorte, die Schenk machte einen Strudel und Guglhupf. Schießl wurde abtrünnig, Ehrimfeld lief wegen Kronenfeld davon. Wir mit Gewey, der zufällig, aber herzlich willkommen kam, blieben bis 1 h beisammen, es war aber nicht sehr fidel.
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Christtag. Kalt, heiter. Therese gab ich gestern abend mein Bild, ich schien sie angenehm überrascht zu haben. Vormittags beim Grafen, ich sprach einen Augenblick mit Hoffmann. Mittags mit Therese allein, nach Mittag Ruhe, abends zu Schenk, mit ihm in den Redoutensaal, „Moses“ von Süssmayer, die Campi, Mayer, Wild, Frühwald, Mayer, Weinmüller, Weinkopf sangen, sehr voll. Therese war mit Neefe auf der Galerie und entschloss sich spät dazu. Dann nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).