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Anzeige von 5521 - 5525 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5521 1812 9 12 Trüb, kühl. Fahrt nach Eisenstadt. Wie traurig brachte ich die Nacht hin. Früh zum Grafen, Offenheimer, sehr beschäftigt. Um 11 h fuhr ich mit Carlo, der Graf später mit Effenrath. Therese hatte die Moser bei sich zu speisen. In Wimpassing aßen wir schlechtes Kälbernes, immer regnete es, um 6 h waren wir in Eisenstadt. Ich suchte Kárner, der Graf wohnt bei ihm, lief gleich zu meiner Mutter und fand sie so gut es ihre Unstände erlauben. Wie freute mich dies, wie ganz lebte ich auf ! Nany war schon im Theater. Ich erwartete die Ankunft des Grafen; er kam bald, machte Toilette. Zusammen gingen wir ins Schloss und erwarteten die Ankunft der Taxis’ schen. Auf dem Berg waren die Bürger, die Judenschaft, alles paradierte, die Gemeinde und 100 weiß gekleidete Mädchen standen auf der Stiege, überreichten Gedichte und streuten Blumen. Im kleinen Saal standen die Beamten, im Balkonzimmer der Adel. Der Berg war beleuchtet, besonders schön der Springbrunnen. Unter dem Donner der Kanonen und unter Fackelschein kamen sie um ½ 8 h an. Sehr feierlich war das Ganze. Es wurde noch Tee getrunken und dann begann die Oper „Das Waisenhaus“. Band 07 (VII.), Seite 118r
5522 1812 9 13 Namensfest Mariä in Eisenstadt. Früh ging ich zu Kárner, Grafen, plauderten zusammen. Um 9 h zum Schloss, zur Probe vom „Lotterielos“, da kam Danninger zu mir und verließ mich gar nicht mehr. Ich führte ihn in den Stall, zur Batterie, Marientempel, zur Kirche auf den Berg. Bischof Wild von Raab mit 23 Geistlichen hielt das Amt von Haydn. Die Grenadiere und Bergbürger paradierten vor der Kirche, die Stadtbürger auf dem Platz. Die Grenadiere und Stadtbürger feuerten und jetzt wurde aus den neuen Kanonen und der großen Batterie von 12 Kanonen gefeuert. Danninger war unser Gast. Nach Mittag führte ich ihn zur Tafel, schöner Aufsatz, noch von Bogen (?). Sambich (?) machte schöne Troller (?). An 3 Tafeln wurde gespeist. Nach Mittag stiegen wir im Garten herum, in den Treibhäusern, blieben auf dem Feuerwerksplatz, der sich nach und nach füllte. Alles gelang, nur der Rauch verdarb die Schlossdekoration. Die Kanonade war erschütternd. Dann begann ein Gelegenheitsstück mit Musik von Fuchs. Schmidts Mädchen stieg mit anderen vom Theater herab und überreichten der Taxis’schen und Paul, Fürstin, Blumenkränze. Dann das „Lotterielos“, welches sehr langweilte. Erst um 12 h kamen wir ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 118r
5523 1812 9 14 In Eisenstadt. Hofjagd auf dem Leithaberg, abends Ball. Früh zu Kárner, Grafen, der heute schon wieder nach Erlaa und Wien fährt. Ich fuhr mit Danninger und Heyssan zum Arme-Seelen-Taferl am Gipfel des Leithaberges zur Jagd. Sahen dann das schöne Jägerhaus und postierten uns auf Paderskys (?) Anraten zu den Cavriani, Fuchs und Zinzendorf. Schlechte Schützen, sie schossen 1 Schwein und 3 Hirschen; im Ganzen wurden 90 Stück geschossen. Danninger aß bei meiner Mutter, ich bei Csekonics, mit Kühnel (?) Vater, Sohn und Tochter, Hummel, Elsler, DeSmith und Tochter. Nach Mittag sah ich Pölts Küchengartenanlage, das Schlossmodell und Engels Gemälde des Neuen Schlosses. Abends zu Kárner, bei meiner Mutter aßen wir etwas. Hatte mit Kárner einen Mordsstrauß wegen Billett für Danninger, führte ihn auf den Ball, der mich langweilte. Blieb bis 12 h, dann mit Färber nach Haus. Danninger blieb und kam gar nicht zum Schlafen. Band 07 (VII.), Seite 118r
5524 1812 9 15 In Eisenstadt. Ein schöner, warmer Tag. Diner in Pottendorf, Volksfest in der Landegger Au, erste Wiesen. Früh zu Kárner, Probe zum „Lustigen Schuster“. Besuchte die Zimmer im Schlosse, sah das jüdische Geschenk vom Esterházy-Stammbaum, von Attilla, Rex Hunnorum, Jahr 457, sehr mittelmäßige Arbeit. Um 10 h fuhr ich mit Heyssan nach Potendorf, gegen 2 h kamen die Herrschaften. In Landegg empfing sie der Donner der Böller und 20 berittene Untertanen, in Pottendorf die Untertanen, im Garten die Knaben und Mädchen der Spinnfabrik mit ihrem Vorsteher und dem Arzt Weiß. Am Tor die Gemeinde mit Musik, an der Stiege weiß gekleidete Mädchen mit Kränzen, welche Blumen streuten, und die Geistlichkeit. Das ganze war sehr imponierend. Ich hielt mich meistens am Tor auf, fand Well mit Hillebrand, Frau des Direktors des Allgemeinen Krankenhauses, Jeanette Gyurian von Preßburg, ein Opfer von [des] Fürsten Laune, welche wie ein Dienstbot behandelt wird und mich sehr dauert. Heyssan und ich sahen das Schloss, den Saal, Garten, welchen der Kalte Gang sehr angenehm macht; er dringt zwischen Felsstücken in den Garten. Beim Pfleger Karl aßen wir in Eile etwas, die Unteregger und Jeanette bedienten uns. Die Harmonie von Neustadt machte Tafelmusik. Nach der Tafel fuhren die Herrschaften auf dem Kanal, ich mit Heyssan in die Au. Für die Herrschaften war ein Zelt gespannt. In der Mitte floss Wein und Bier, wurde Fleisch und Brot verteilt. An den Seiten tanzten die Hornsteiner, Pottendorfer und Landegger, jede Gemeinde mit ihrer Musik. Zu Seiten waren Springer. Ein schöner Mondabend begünstigte das Ganze. Erst nach 7 h fuhr alles nach Eisenstadt. Um ½ 9 h begann der „Lustige Schuster“, Oper in 4 Akten von Paër, welcher sich nach 11 h endigte. Ich begleitete die Stessel nach Hause. Band 07 (VII.), Seite 118v
5525 1812 9 16 In Eisenstadt. Heiter, warm. Manöver bei Trautmannsdorf von Herzog Albert-Kürassieren, Empfang des Herzogs, abends „Schweizer Familie“. Früh zu Kárner, dann fuhr ich mit Giáy und der Szuly (?) zum Manöver, welches sich in einem kleinen Karussell endigte. Der Herzog bewirtete das Offizierscorps, den Fürsten und Taxis im Gemeindehaus von Margarethen, es wurden ihre Gesundheiten getrunken. Ich aß bei meiner Mutter allein, waren vergnügt, plauderten, schrieb ein wenig. Gegen 6 h ging ich zum Schloss, der Kanonendonner verkündete Alberts Ankunft. Die Bürger paradierten und das ganze Offizierscorps begleitete den Herzog zu Pferde. Es war rührend, den würdigen Greis umgeben von den Braven seines Regiments, dem Ödenburger Divisionär FML Baron Fresnel, welcher ebenfalls mitritt, dann dem Generalmajor Baron Merko (?), in ungarischer Uniform zu sehen. Mit ihm fuhr General Blum, sein Adjutant. An der Stiege empfing ihn der Fürst, Taxis, die Fürstin Marie und Therese. Beim Eintritt ins Theater erschollen Trompeten und Pauken und ein allgemeines „Vivat!“. Bei der Ankunft war ich an Stessels Seite, mit uns Svoboda (?), den dieser Empfang rührte. Dann mit ihm in seinen Garten, die Kinder spielten, Hiedl (?) kam zu uns. Da rief mich ein Brief und des Grafen Ankunft weg. Mit Ihm ging ich ins Theater, plauderte bald da, bald dort, freute mich eines Briefes von Therese und wünschte so sehnlich, sie bei uns zu haben. Im Theater plauderte ich mit Hiedtl Therese, der Krug, Pock, Schiringer (?), Leutnant Seitz. Nach dem Theater ins Bett. Im Garten bei Mondschein bliesen die beiden Prinster vortrefflich. Band 07 (VII.), Seite 118v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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