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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5531 1812 9 22 Ein schöner, warmer Tag. Fahrt nach Baden mit Schießl, Joris und Kornhäusel. Früh hatte ich noch mit DelChiaro zu tun, um 8 h wurde gefahren. Gleich bei der Ankunft begann die Kommission, Schumann Kreiskommissär, Robausch Ingenieur, ein Aktuar, Mayer Bürgermeister, Köcker (?) Syndikus waren anwesend. Sie dauerte 4 Stunden, alles wurde nach meinem Antrag bewilligt, sogar eine Tür in die Feuerschupfen von unserem Höfel erlaubt. Der Grund beträgt 77 Quadratklafter. Im Park fand ich Quarin mit Phillebois und Rabe. Mittags mit Schießl bei Fuchs, nach Mittag Aufnahme des Protokolls, nach 6 h mit Schießl auf die Schießstatt zum Freischießen, dann ins Theater, „Augenarzt“, wo ich mit Bassetti (?), Rehmann (?) – Schwester von Bauhofer (?) vom Banco – und Joris plauderte. Nachher promenierten wir im Mondschein im Park, soupierten bei Fuchs. Band 07 (VII.), Seite 119v
5532 1812 9 23 Vormittags schön, abends trüb, etwas Regen. In Baden „Masken“ und „Amazonen“. Früh ins Sauerbad, fand Hofrat Fritz, Uiberreiter und Kornhäusel, holte bei Roman (?) den Brief ab. Besuchte Kornhäusel, Uiberreiter, hatte noch zu tun. Wir aßen Eier und Rostbratel, fuhren um 11 h nach der Brühl und bestiegen den Anningerberg, um den neuen Tempelbau zu sehen, welcher mir noch zu wenig solid ist, welches ich auch Kornhäusel sagte. Schießl und ich schrieben uns die Inschrift in der Gruft unter dem Tempel auf, welche auf einer roten Marmorplatte eingehauen ist und voriges Jahr – ich glaube im Juni – gesetzt wurde:„Ruhet sanft auf diesen Höhen,edle Gebeine tapferer Krieger,ruhmbedeckt bei Aspern und Wagram gefallen. Vermag Euer Freund nicht,die entseelten Leichname zu beleben,sie zu ehren ist seine Pflicht.“Schießl zeichnete die Gegend, wir tranken Obers und kamen um 3 ½ h zum Wirtshaus. 100 Schritte davor sah ich unsere Pferde durchgehen. Seppl lief ihnen nach, ich auch, und fand selbe von Holz fast verschüttet unter einem Holzwagen, welcher ganz zerschmettert war, und der Kalesch liegen. Vom Handpferd steckten beide hinteren Füße in den Rädern. Unzugreiflich ist die Stärke, mit der die Pferde an den Holzwagen anprallten und ihn ganz, Räder, Leiter, Langwied, alles zerschmetterten. Ich war nur froh, dass kein Mensch verunglückte. Der Liechtensteinsche Holzknecht wurde von seinem Wagen über die Pferde weggeschleudert. Ich suchte zum ersten, die Pferde frei zu machen, das Geschirr aufzuschnallen. Mit meinem Stock stiess ich die Füße aus den Rädern und so kamen die Bestien ohne Beschädigung davon, außer dass selbe aus dem Maul bluteten. Am Kalesch war nur die Stange gebrochen, welche wir schnürten und so, nachdem Kornhäusel dem Burggrafen in Liechtenstein wegen Reparation des Wagens schrieb, und ich die Helfenden beschenkte, nach Hause gefahren. Die Folgen eines solchen Unglücks sind nicht zu berechnen. Den Wagen schickte ich gleich zum Brandmayer und suchte alles so viel als möglich zu arrangieren. Nachher gegen 8 h bekam ich erst Hunger, aß etwas in Compagnie und legte mich dann gleich ins Bett. Im Burgtheater „Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien Dlle. Krosek von Würzburg in „Jungfrau von Orleans“. Band 07 (VII.), Seite 119v
5533 1812 9 24 In Wien. Trüb, später den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Balboa“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Gattenwahl“, ital[ienische] Oper in 2 Akten von Guglielmi, [Maria] Teresa Sessi tritt als Donna Capricciosa auf. Im Theater an der Wien Dlle. Krosek als Sena in „Salomons Urteil“. Um 6 h schrieb ich dem Grafen einen langen Brief über die Vorfallenheiten, trug ihn um 9 h zur Illésházy, arbeitete im Hause, war bei Origoni, Hruschka, Scheiger (?). Mittags allein, nach Mittag zu Haus, arbeitete, las. Abends 7 h mit Therese zu Peters letzter Abendunterhaltung, gewöhnliche Gesellschaft. Ich unterhielt mich viel mit Poltoni, Schenk, Lusak (?), der Huber. Pfennigbauer gratulierte in Knittelversen dem Jungmann, Poltoni deklamierte in Knittelversen einen Dank an Peter und Frau. Dann wurden Quartette gesungen, Peter illuminierte seinen Opferaltar und so kamen wir um 1 h nach Hause. Band 07 (VII.), Seite 120r
5534 1812 9 25 Kalt, trüb. Im Burgtheater „Deutsche Hausfrau“, „Vetter aus Bremen“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“ Früh arbeitete ich zu Haus, dann ins gräfliche Haus, zu Tuscher (?). Zu Schießl, um ihm zu sagen, dass wir am Montag beim Quarin zum Speisen geladen sind. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen und schloss ihm Kárners und Csausanskys Briefe ein. Nina, Krieghammer und Ehrimfeld besuchten uns. Schikaneder starb am 21. abends elend im Wahnsinn und wurde am 23. begraben. Die Gesellschaft veranstaltet ihm am Mittwoch bei den Serviten ein Requiem von Mozart. Abends besuchte ich Mirus, sprach Arnfeld (?), dann ins Burgtheater, plauderte mit Huber, der Auersperg-Nanett, mit Bauer und Filath (?), und mit Müller, den ich um Exekution bat, weil unser Haustor immer offen bleibt. Soupierte dann mit dem Schweizer Böger beim Lothringer. Band 07 (VII.), Seite 120r
5535 1812 9 26 Kalt, heiter. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, „Kleiner Deklamator“, im Kärntnertor-Theater „Michael Angelo“ und Ballett „Fassbinder“. Im Theater an der Wien „Gustav Wasa“, Mad. und Mlle. Krosek von Würzburg spielen darin. Früh arbeitete ich zu Haus. Therese ging mit Nina wegen Widerrufung des Dekrets zu Hartl, der ihr versicherte, schon mit Lobkowitz gesprochen zu haben und versprach, wieder zu reden. Dann besuchten sie die Hruschka. Den Vormittag war ich im gräflichen Haus, bei Schießl und Peter. Mittags allein, Therese fuhr mit der Krieghammer in die Porzellanfabrik. Ich war zu Hause, schrieb an den Grafen und ging ins Leopoldstädter Theater; zum 1. Male „Sie sind zu Hause“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen von Perinet, dann Pantomime in 2 Akten „Der Zauberhut“ von Hampel. Therese begleitete Ehrimfeld und mich auf die Bastei und Glacis zum Theresientor herein. Im Theater fand ich Nitschner mit Salberger, Compos (?), Fabrikanten Trupp (?) mit Frau, ehemals Galloni (?), Hiller (?), welche nach Kaschau reist. Die Pantomime war unterhaltend, Jeanette gefiel mir im ersten Stücke nicht. Band 07 (VII.), Seite 120r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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