In Baden kühl und veränderlich. „Häuslicher Zwist“ und „Alle fürchten sich“, dann „Die Amazonen“ von Vulcani. Vor 7 h ins Antonibad, fand Steiger von Neustadt, Fink, Leisring (?), blieb eine Stunde sehr einsam, dann nach Hause zum Grafen, immer beschäftigt, suchte Bschaidner und den Bildhauer auf, machte ein paar Abänderungen. Um ½ 12 h in die galante Messe in die Stadtpfarrkirche, wo jetzt – da die Augustinerkirche geschlossen ist – sich die schöne Welt versammelt. Dann in den Park, der heute sehr besucht war. Um 2 h zum Speisen, General Bubna, Gestütsdirektor General Sauban (?), Graf Gatterburg, Woyna – Geliebter von der Laucher – und Vinzenz speisten da. Nach Mittag in meinem Zimmer, dachte der 42 Jahre, die ich heute verlebt hatte, arbeitete, ging gegen Helena. Abends ins Theater, da kam aber der Graf und engagierte mich, nach Helena zu fahren. Wir fanden ziemlich zahlreiche Gesellschaft und blieben bis nach 6 h. Am Rückweg vor dem Frauentor begegnete uns die kranke Musini in Compagnie, welche ins Theater ging. Ich mit dem Grafen folgte, wandelte bald aus und ein, weil es immer zu tun gab. Nach dem Stück kam ich mit Leifer (?), Weidmann und Brunner (?) zusammen, welche eine Fußreise nach Grätz machen. Zusammen speisten wir in Compagnie bei der Schwann. Weidmann war mein Schlafkamerad, wir plauschten noch. Therese sang in der „Zauberflöte“ zum 5. Mal, Einnahme 594 fl.
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Beigehefteter Brief Thereses:Wien, den 5. Juli 1812Lieber Mann !Tausend Glück zu Deinem so werten Geburtstage; möchte Gott Dir geben, was ich so herzlich Dir wünsche, so wärst Du wohl der Glücklichste der Sterblichen. Nur der unerreichbare (unverweichbare?) Wunsch bleibt mir, dass Du mich liebst wie ich Dich liebe, die nur in Dir das Glück ihres Lebens findet.Deine ThereseHeute haben wir wieder die „Zauberflöte“, sonst wäre ich selbst nach Baden gekommen, Dir zu gratulieren. Ehrimfeld, der gleich nach Deinem Wegfahren kam, war in Verzweiflung, dass Du nicht gewartet hast, um Dich noch einmal zu sehen. Ich habe wirklich über seine Gesichter lachen müssen. Soeben komme ich vom Liebisch. Er sagte mir, bis Dienstag wolle er Dir die bestimmte Antwort wegen der Wolle sagen. Sollte es aber nicht Zeit haben, so mache es nichts, wenn die Wolle weggegeben würde, da er ohnehin noch selbe vom vorigen Jahre habe. Es wäre ihm sehr lieb, wenn er mit Dir selbst darüber sprechen könne.Adieu
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In Baden kalt, stürmisch. „Wildfang“, Lustspiel in 3 Akten von Kotzebue. Gleich nach 4 h kamen Leifer und Brunner, tranken bei mir Slivovitza und machten den ersten Ausflug über Merkenstein nach Gutenstein. Ich ging zum Grafen, mit dem ich Debatten wegen Bschaidner und den Pressburger Malern hatte, dann ins Johannesbad, fand niemand Bekannten als Rösgen. Zu Haus zu tun, mit dem Grafen Quartier ansehen, zum Hantl, besuchten Dietrichstein, sahen das Haus von allen Seiten, welches leider von Grund auf verdorben ist. Gegen 12 h suchte ich Compagnie zur Promenade. Im Park waren der Kälte wegen wenig Menschen. Mittags speisten der Landmarschall Dietrichstein, Exz. Graf Thürheim, Cavriani, General Sauban, Schenk, Schmidt, Zinnicq. Dietrichstein fand viel Gefallen an dem ganzen Appartement. Nach Mittag Fahrt nach Wien. Nach 4 h fuhren der Graf und ich in die Stadt, in Sturm und Regen kamen wir nach Wien. Therese freute sich, mich zu sehen. Ich arbeitete bis 8 h, dann suchte ich Compagnie, um herum zu schlendern.
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Regen, trüb und kalt. Im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Kranker aus Liebe“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Zauberflöte“, Teimer Pamina, Campi Königin, Wild Tamino, Forti Sarastro. Im Leopoldstädter Theater „Pygmalion“, im Josephstädter Theater zum 6. Mal „Monatszimmer“, Posse von Jos[eph] Huber, die sehr gefällt. Früh zu Nagl (?), Verschiedenes einzukaufen für Baden; fuhr zum Högler, Porzellanfabrik. Nahm für den Grafen eine Loge, dann Sitze im Theater an der Wien. Mittags allein, nach Mittag Ruhe, zu Liebisch und zur Terzaghi in den Garten. Abends im Theater an der Wien, sehr voll, fand gleich Compagnie, Arbesser, Weitenhiller, Berger (?), Wildgans. Das Publikum war über alles in Enthusiasmus. Wild und die Teimer übertrafen alle Erwartung, weniger gefielen Forti und Campi, gar nicht gefiel Mayer als Papageno. Die ersteren 4 wurden nach dem 1. Akt und Schlusse vorgerufen. Zu Haus fand ich meinen Bruder, der von Wildenschwert ankam.
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Kalt, abwechselnd Regen. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Grenadier“, Oper in 1 Akt, Musik von Umlauf, dann Pantomime in 2 Akten von den Angiolini, „Pantalon der Zeichenmeister“; Maschinen von Schmidt. Im Theater an der Wien „Zauberflöte“, im Josephstädter Theater „Dankbarer Sohn“, dann zum 1. Mal Mad. Müller in „Medea“. Früh zum Grafen und den ganzen Tag beschäftigt. Mittags waren die Agnes und Jean unsere Gäste, nach Tische kamen Ehrimfeld, Kornhäusel, Krieghammer. Um 4 h zum Grafen, der um 6 h nach Baden fuhr. Sprach Arenberg, dann ins Josephstädter Theater; Quarin gab ich die Loge ins Kärntnertor-Theater. Die Rothe, Müller und Nany holten Therese ab, wir fanden uns in der Loge No. 5. Mein Bruder und Ehrimfeld kamen nach. Zusammen in die Stadt. Ich soupierte in der Kugel, wohin Massburg kam, und erzählte, dass die Oper zwar gefallen, die Pantomime aber ganz missfallen habe.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).