In Baden. Die ganze Nacht und Tag Sturmwind. Noch glimmt es, unaufhörlich suchte ich zu löschen, ließ die Brand herabwerfen und aus dem Hof tragen, die Rauchfänge und Frontispiz abtragen und so machte ich dem Feuer endlich ein Ende. Die ganze Nacht schlief ich nichts, erschöpft sind alle meine Kräfte. Um 4 h war ich auf dem Platz, bekam 24 Mann mit Schaufeln, Kreunzen und Scheibtruhen. Nun ging die Arbeit rasch vonstatten. Ich suchte das Haus zu reinigen und zu schließen. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen und an Therese, dass alles frägt, wann der Graf zu bauen anfängt, und gab Richart beide Briefe mit und die Diana, welche läufig ist und mir viel Ungelegenheit macht. Nach Mittag regnete es heftig. Abends im Regen kam der Graf mit Carlo. Ich logierte ihn beim Jäger ein, wir nahmen das Quartier beim Blumenstock, gingen zum Zinnicq, zum Dietrichstein. Abends fand ich Compagnie, aß eine Ente und freute mich, einmal nach so vieler Anstrengung schlafen zu können.
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In Baden. Kalter Wind, abwechselnd Regen. Vor 6 h zum Grafen. Dann stellte ich Leute zum Abbrechen und Schutt ausführen an, und war mit ihm den ganzen Vormittag beschäftigt. Um 1 h fuhr er nach Erlaa. Nach Mittag mit den Leuten, hatte Kommission, schrieb Therese und dem Grafen. Richart war so gut, mir bei der Fleschner – „Zur schönen Wienerin“ – für Therese ein Zimmer im Hof für täglich 48 x aufzunehmen. Mit Ringer, Glück von Eisenstadt, Angerer von Neustadt und Hantl hatte ich Konferenz wegen Eggers Bohlendächern, die sehr dagegen sind. Wegen heftigen Regens ging ich gar nicht mehr aus.
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Den ganzen Tag Sturmwind und Regen. Früh badete ich im Antonsbad, fand Kamper, dann die Nitschner mit Denickel (?) Den Vormittag beim Gebäu und zu Hause. Ich lasse immer Schutt ausräumen. Verfasste eine Schadensangabe über 56.000 fl,, ließ etwas Möbel für den Grafen zum Blumenstock räumen, dann zum Speisen zum Löwen, fand Compagnie, sprach mit Pichl und Berger von Laxenburg über das Bauen. Nach Mittag bestiegen wir unsere Ruine, den neuen Bau, gingen in meine Zimmer, zeigte ihnen Kornhäusels Pläne. Dann mit Richart und Musini in die Lang’schen Anlage, von wo aus man den Brand und die Verwüstungen ganz übersehen konnte. Nachher mit Ringer zum Fuchs soupieren. Abends schrieb ich noch Therese und dem Grafen einen langen Brief. Heute sang Therese in der „Zauberflöte“ zum 9. Mal, Einnahme 482 fl.. Sang besonders schön, welches mich Havermehl (?) und Kindler (?) versicherten, die ganz entzückt von ihrem Gesang waren.
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Windig, trüb, den Abend heiter. Früh schrieb ich wieder dem Grafen, richtete das Quartier und Stall zusammen, und schloss mit den Sappeurs einen Akkord, ihnen 30 fl. zu geben, wenn sie mit dem Abbrechen und Ausräumen fertig wären. Wie Löwen strengten sie sich an und wurden fertig. Mittags aß ich auf der Breiten. Abends schrieb ich wieder an den Grafen, aß bei Richart Fisolen und sorgte für ein anderes Quartier, weil das Zimmer bei Fleschner feucht ist. Gab bei der Markl (?) und Jäger Kommission. Nach 9 h schrieb ich wieder dem Grafen und legte mich dann sehr ermattet ins Bett.
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Endlich einmal ein schöner Tag. Für die Verunglückten vom 26. – 8 Tage sind schon verflossen – gibt Zinnicq „Aline“. Früh ordnete ich die Inventarien, schickte den Jäger herum, um alles aufzunehmen, schrieb Therese und Ehrimfeld, sorgte und sah für Therese um eine bessere Wohnung. Mittags mit Richart bei Döller, vorher in die Kirche, Park. Von Wien kamen viele Freunde. Der Graf schrieb mir, dass Kornhäusels Rechnung 1722 fl. WW betrage, welches wirklich viel ist. Die Pressburger und Magendorfer Arbeiten betragen 359 fl., die Badener 1363 fl. Für Therese nahm ich das Parterrezimmer links im Jägerischen Haus für täglich 2 fl., und verlor bei Fleschner die 5 fl.. Ich stand eben bei der magistratischen Sammlung vor dem Wiener Tor, da sagte mir Hirnschall, dass über 700 Wägen hereinfuhren; die Hruschka mit Spiri, deren Nani als Aschenbrödel gestern an der Wien ganz außerordentlich gefiel, und Zeuner (?) kamen eben an. Im Park traf ich sie mit Richart und Musini wieder. Sie speisten in der Redoute, ich beim Döller. Bei Richart tranken wir Kaffee. Ich schrieb an Therese, Ehrimfeld und den Grafen. Abends im Theater, welches sich nicht sehr füllte, aber es fand sich eine brillante Gesellschaft. Die arme Huber musste die Celia mit Krämpfungen spielen. Samt den 1000 fl. vom Kaiser betrug die Einnahme bei 3000 fl., ein Tropfen, wenn man den Verlust von 3 Millionen bedenkt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).