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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5196 1811 10 24 Ein düsterer Tag, Nebelreissen. Im Burgtheater „Verbotene Waren“, nachher „Raphael“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, Hasenhut als Dandini; im Leopoldstädter Theater „Ludwig der Springer“, mit Schmidtmann (?). Abschied von Kurländer, nahm vom Publikum auf ewig Abschied und wurde solenn ausgezischt. Um 7 h wegen Dukatenauswechslung zum Biedermann, zu Rohrweck wegen blauem Glas zur Optik, arbeitete in Kassageschäften, später ins Haus. Mittags speiste ich nicht bei Rohrweck, sondern bei Moser, mit Pater Johann, Polizeidirektor Klenner (?), Fier. 2. optische Vorstellung, nach Mittag Aufstellung der Optik mit vergrösserter Einsicht;, um 7 h Anfang der Optik. Therese überraschte mich mit dem Weg nach Gutenstein vom Bschaidner. Es kamen Uiberreiter mit Frau und Karl, Bayer mit Toni und Ernst, Richart mit ihr, Marie, Wisenfeld, Ullmann, Jungmann, später noch unser lieber Joris. Bis 10 h waren wir recht vergnügt zusammen. Band 07 (VII.), Seite 76v
5197 1811 10 25 Düster, die Barometer fallen. Im Burgtheater „Rächendes Gewissen“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“, „Harlekin und Columbine“. Früh arbeitete ich zu Hause, besuchte Schießl um seiner Charlotte zur Namensfeier etwas zu machen, sprach Weber, Radl. Mit Schießl verabredete ich, auch Degen mit seiner Flugmaschine für meine Optik zu produzieren, welcher herabkommt und die Devise „Wir gratulieren“ in der Hand hält. Mittags allein, Therese ging nach Mittag spazieren, ich blieb zu Hause, las. Fräule Izdenzcy, Krieghammer und Kathi kamen, abends sprach ich Frigo. Bei Cleynmann deklamierte Seyffert die „Schlacht“, den „Taucher“ von Schiller, „Legende“ von Goethe, Unger las „Die Zeichen der Ehe“ von Steigentesch, Cleyn[mann ?] die „Freude“ und andere Stücke. Für die nächste Zusammenkunft wurde manches zu deklamieren bestimmt. Herzenstein (?) und ich sollen den 5. Akt von „Piccolomini“ lesen. Band 07 (VII.), Seite 76v
5198 1811 10 26 Stürmisch; vor Staub möchte man ersticken. Im Burgtheater „Beschämte Eifersucht“, „Ehekontrakt“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „4 Schildwachen“, „Harlekin als Spinne“, im Leopoldstädter Theater „Walraud der Hexenmeister“ von Eichthal, Joseph Schusters Einnahme. Früh arbeitete ich beim Grafen im Haus, mittags allein. Nach Mittag zu Haus, suchte Kees (?) wegen optischen Figuren. Dann ins Leopoldstädter Theater, fand Compagnie, wie gewöhnlich elendes Zeug, nachher zu Maurer. Nach Tisch kamen Jeanettl, Heurteur mit Frau und Fritz; er fing an, meine Bibliothek zu ordnen und einen Katalog zu entwerfen. Band 07 (VII.), Seite 76v
5199 1811 10 27 Die Barometer fallen sehr, stürmisch, unerträglicher Staub. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Aeneas in Carthago“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. An der Wien zum 1 Mal beim Tischler Herbst optische Vorstellung von Schmid und Sonnleithner. Zu Haus den Vormittag, dann zum Grafen ins Haus, später auf den Kohlmarkt. Josephine und Toni waren unsere Gäste. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, die Martini, Reich, Goldmann, Weidmann kamen. Nach 4 h an die Wien in die neue Optik, Josephine, Toni, Josephine Goldmann gingen mit; erster Platz 4 fl. Fünf Vorstellungen, äußerst mittelmäßig, den Kenner kann nichts befriedigen. Beim Hereingehen wollte ich auf dem kleinen Brückl ausweichen und rutschte mit dem Fuß hinab, worüber Therese aus Schrecken in Weinen und Lachen ausbrach. Die Damen gingen hinaus, ich in beide Theater. Im Burgtheater fand ich Kurländer mit dem schönen, sanften blonden Weibchen. Im Kärntnertor-Theater leer, blieb der Compagnie willen, dann nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 76v
5200 1811 10 28 In der Nacht Regen, trüb. Im Theater an der Wien Scholz‘ Einnahme „Jungfrau von Orleans“. Fahrt nach Baden mit Schmid, Iden, Högler. Es heiterte sich aus, gegen Pfaffstätten erhob sich ein wütender Sturm mit Regen, am Nachmittag wurde es wieder schön. Der Vorderteil des Theaters wird schon abgebrochen. Im Salettl hatte ich beim Eintreten schon wieder Verdruss, nichts kommt vorwärts. Mittags lud ich auch Bschaidner, die Lieserl kochte. Nach Mittag fuhren Bschaidner, Högler und Streibl nach Schönau und durchstrichen den Garten in allen Richtungen, besonders den Bau des Tempels mit seinen Felsenumgebungen. Bis es dämmerte unterhielten wir uns, Bschaidner nahm vorher die Partie des Gartens durch die Brücke auf, mit den 2 Wasserfällen, dem Binderhaus, im Hintergrund Kirche und ein Teil des Schlosses. Nach Mittag wurde im Hause fleißig gearbeitet, abends las ich, um 9 h ins Bett. Band 07 (VII.), Seite 76v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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