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Anzeige von 5151 - 5155 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5151 1811 9 9 Heiter. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, dann „Der wiedererkannte Amenophis“ mit Viganò. Im Theater an der Wien zum ersten Mal „Quäker“, Schauspiel in 1 Akt, dann „Feodora“, Oper in ! Akt, beides von Kotzebue. Große Geldgeschäfte. Bei Uffenheimer und Offenheimer war ich lange, mit dem Grafen fuhr ich zu Brandmayer und Simon, dann zu Geissler und Richart. Mittags waren Martini und Eder (?) unser Gast, Brandl kam auch. Nach Mittag zur Moser wegen Louis, zum Grafen, übergab 100.000 fl. Mit Louis musste ich zum Artilleriemanöver unter Simmering fahren, da selbes aber erst abends wurde, schickte ich Louis mit dem Wagen zurück und blieb allein unten. Fand wenig Bekannte, schloss mich den Bombardiers an, die mir alles erklärten. Zuerst wurden aus einem neuen Böller Steine geworfen, dann Wachteln (?), dann Pulversäcke, zuletzt aus Haubitzen Leuchtkugeln. Im tiefen Staub ging ich mit starken Schritten 1½ Stunden zum Maurer. Heute nach Mittag 5 h wurde der Kaufmann Jahn begraben; ein guter junger Mann von 30 Jahren, gestern am Nervenfieber verstorben. Er war ein guter Mensch. Band 07 (VII.), Seite 71v
5152 1811 9 10 In Wien. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, „Lügner und sein Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Röckel anstatt Milder. Im Theater an der Wien „Quäker“ und „Feodora“, Musik von Seyfried; beide Stükke gefielen sehr. Nach 7 h zum Grafen, fand die Moser, sehr beschäftigt. Fuhr mit dem Grafen zum Simon, Brandmayer und Reimann, dann zur Geissler. Fand Gesellschaft, mit Peter zur Richart. Mittags war Brandl unser Gast. Nach Mittag kam die Weber mit klein Fritzl, die Jeanette und Wisenfeld. Ich schrieb an Quarin nach Baden, ging zum Offenheimer, Peretti, suchte Radl auf der Bastei. Kam mit ihm, Birkmayer und Ronner zusammen, mit ersterem dann zum neuen Restaurateur Beck im Clary’schen Haus, unmäßige Preise, der geringste Wein 8 fl., Beefsteak 4 fl., Ragout melé 5 fl., Hasen 5 fl, Mehlspeis mit Zucker 6 fl. usf. Die Zimmer sind elegant, mit Silberpapier, Vorhänge von Atlas und gestickt, auf die Gasse 3, im Hof 1 Zimmer, die Bedienung gut, zahlt 40.000 fl. Zins. Dann mit dem Kessler auf den Thury. Unser lieber Ullmann ist kränklich. Band 07 (VII.), Seite 71v
5153 1811 9 11 Warm, unerträglicher Staub. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Fassbinder“, im Theater an der Wien „Mädchen von Marienburg“. Früh zum Grafen, den ganzen Tag beschäftigt. Vormittags noch bei Nowosilzeff um 20.000 fl. Mittags war Brandl unser Gast. Ich bin sehr matt, ganz abgespannt, aß wenig. Nach Tische kamen Wisenfeld und die Rodler, die auf ihrer Rückreise bestohlen wurde. Mit Therese und Marie fuhren wir zur Uiberreiter, sahen Haus, Garten, er kam später, wir unterhielten uns gut und wandelten zum neuen Tor herein. Gleich ins Bett; ich schlief wenig und sehr unruhig. Band 07 (VII.), Seite 72r
5154 1811 9 12 Wie gestern. Im Burgtheater „Üble Laune“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“. Den Vormittag beim Grafen, um 2 h reiste er ab. Ich eilte nach Hause, legte mich auf’s Canapé. Mir ist sehr übel, heftige Kopf- und Halsschmerzen mit Fieber quälen mich. Mit wütenden Schmerzen lag ich auf den Kopf gestützt auf meinem Stuhl. Kleiner verschrieb mir. Ich konnte mich nicht erhalten, musste ins Bett. Bei Therese speiste Agnes, Wisenfeld war da. Um 5 h bekam ich Erbrechen, ein Strom von Blut floss aus meiner Nase. Agnes rufte den Kleiner. Mein Fieber wurde heftiger, mein Kopfschmerz rasend und so dauerte es die ganze Nacht. Band 07 (VII.), Seite 72r
5155 1811 9 13 Warm. Ich lag im Fieber, Kleiner kam den Tag zweimal, verschrieb Arznei. Hatte Besuche von Moser, Richart, Radl schickte uns Fisch und Forellen, welche Nadastini brachte. Jungmann speiste mit Therese. Nach Tische kamen Peter, Ullmann, 2 Goldmann, Nina mit Mutter. Therese schrieb an den Grafen. Um 8 h waren wir allein. Klingmann spielte im Theater an der Wien den Zaren im „Mädchen von Marienburg“ und gefiel nicht besonders. Band 07 (VII.), Seite 72r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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