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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5201 1811 10 29 Ein schöner Tag. In Baden beschäftigte ich mich schon früh, war bei Hantl, Fischer, trieb alle zusammen. Ging mit Schmid ins Theresienbad, war bei Schenk. Mittags aßen wir zeitlich, nach Tisch durchstrich ich das Haus des Dietrichstein, dann fuhren wir nach Wien. Ich fand Jean und Charlotte, welche eben ankamen und bei uns übernachten. Ich holte Schießl ab, wir gingen ins Theater an der Wien, zum 2. Mal „Die Jungfrau von Orleans“. Die Krüger ist für diese Rolle zu schwach und unverständlich. Ich unterhielt mich in Compagnie, plauderte mit Mayer, Treitschke, Wagner (?) über des Fürsten Windmacherei in Regensburg bei der Verlobung Im Burgtheater „Organe des Gehirns“, „Hass allen Weibern“; im Kärntnertor-Theater „Vestalin“. Band 07 (VII.), Seite 77r
5202 1811 10 30 Heiter, kalt; schöner Herbst. Im Burgtheater „Essex“ mit Lange, im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“, „Aeneas in Carthago“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Nach dem Frühstück gingen Jean und Charlotte auf die Maut, Therese zu ihren Schülerinnen, ich zum Schweiger und ins gräfliche Haus. Sprach Richart, Pisling wegen des kranken Janitz, war bei Jan[itz ?], Zichy. Mittags allein, Heurteur ist bei der Verfassung des Katalogs sehr fleißig. Nach Mittag kam Jeanettl, Pisling, Großbauer. Ich ging zu Ronner, abends ins Burgtheater mit Jeanettl, fand Moser mit Kölbel und Mayer, Peter mit den 2 Goldmann. Lange wurde mit Enthusiasmus aufgenommen; sein Spiel befriedigte mich so wenig wie die ganze Aufführung. Er wurde vorgerufen und sprach: „Jetzt und einer zweimaligen Sage nach entging ich dem Scheintode. Ich danke Ihnen, verehrungswürdiges Publikum, für Ihre Teilnahme, und habe keinen schöneren Wunsch, als noch länger Ihrem Vergnügen zu dienen und hier wirken zu können“. Band 07 (VII.), Seite 77r
5203 1811 10 31 Trüb, in der Nacht wütete ein Orkan und es regnete. Im Burgtheater zum ersten Mal „Die Zeiträume – so sind sie gewesen im Jahr 1498, so waren sie 1700, so sind sie 1811“, von Cäsar Heygel (?). Im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Früh in die Theaterkasse, zum Janitz wegen PIsling, und Zichy, dann zu Schön wegen Prüfung des Blindeninstituts. Der Direktor Klein empfing uns sehr artig, alles ist von höchstem Interesse. Von da in den Hof der Ungarischen Garde, den Apparat der Luftfahrer und Professoren Kraskovits (?) und Männer (?) zu sehen und zugleich Billetts zur Luftfahrt zu nehmen. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen, fuhr zur Moser. Sprach später Botta, Fier. Abends ins Burgtheater, Peter lockte mich in den 3. Stock, wo ich neben ihm und Richart elend saß; Therese war in der Loge. Die Stücke gefielen, besonders das letzte. Nachher zum Maurer soupieren; es regnete und stürmte heftig. Band 07 (VII.), Seite 77r
5204 1811 11 1 Allerheiligen. Veränderlich, am Nachmittag wurde es sehr windig. Im Burgtheater „Jubiläum 1498 – 1700- 1811“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Den ganzen Vormittag arbeitete ich zu Hause, schrieb nach Baden, der Keglevich. Erhielt Besuch von Ludwig Stessel, der für sich und Bruder einen Kostplatz wünscht, vom Kiepach, der ein Illyrier wurde und mit Frau und zwei Kindern hier ist. Gegen 12 h zu Janitz, der immer schlimmer wird, dann auf den Kohlmarkt und Bastei. Mittags waren Krieghammer mit Kathi und Rudolph, Jean mit Lotte unsere Gäste. Nach Mittag mit Peter und Schön auf die Kirchhöfe von Hundsthurm und Matzleinsdorf. Theresen kaufte ich ein Paar kleine Reif(?)ohrringe, jeder mit einem Brillanten, für 100 fl., welche Richart schickte; sie hat viel Freude damit. Auf der Bastei fand ich Rabe, den ich für Abend zum Cleynmann engagierte. Über die gestrigen 3 Stücke wurde für und dagegen räsoniert, besonders tadelte man, dass das Publikum die für 1700 so passende Symphonie von Gassmann bezischte; die Direktion hätte es auf dem Zettel vermerken sollen. Beim letzten Stück gefiel ein Quodlibet nicht sehr. Nach Mittag fuhr ich mit Rodler und Toni Schön zur Hundsthurmer Linie, da gingen wir auf den Kirchhof zu Rooses und Haydns Grab, beschenkten den Totengräber, verlor meine Diana, erwartete Peter, dann zusammen auf den Matzleinsdorfer Kirchhof. Überall fanden wir viele Menschen. In der Dämmerung wandelten wir der Stadt zu. Am Kärntnertor-Theater erwartete ich Rabe, zusammen zu Cleynmann. Wächter, Frank, Professor Marton (?), Herzenstein (?), Niemayer und Würth waren da; um 9 h gingen wir auseinander. Rabe begleitete mich. Therese ordnete Keller und Speise. Band 07 (VII.), Seite 77v
5205 1811 11 2 Neblig, dann heiter; die Barometer heben sich. Im Burgtheater Lange in „Macbeth“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“; morgen Redoute für die Witwengesellschaft. Früh arbeitete ich zu Hause, in die Theaterkasse, zum Ehz. Franz 540 fl. Interessen zahlen, zu Lobkowitz‘ Kasse, zum Janitz, Schießl. Sprach Zichy. Janitz ist etwas besser. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Grafen. Werlen besuchte uns. Therese ging in den Keller, großes Weinabziehen von 2 Eimer Großdorfer. Abends in Schießls Compagnie ins Leopoldstädter Theater „Das war ich“, dann aus dem „Abgebrannten Haus“ von Perinet eine Oper geschaffen, musikalisches Quodlibet in 1 Akt; elenderes gibt’s nicht. Die Doppler und Wolf spielten im ersten Stücke recht gut. Sartory, sie und Fermier übertrieben und verfehlten die Charaktere. Ein kalter, rauer Wind begleitete uns beim Hereingehen. Band 07 (VII.), Seite 77v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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