Früh etwas Regen, feucht und trüb den ganzen Tag. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“ mit Mlle. Fischer, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Früh zu Stessel, lud seinen Ludwig und Joseph zum Speisen. Zu Quarin, wo ich Phillebois fand, der mich sehr freundschaftlich empfing. Zur Theaterkasse, zu Radl, dann zur Familiengüter-Kanzlei, endlich zum Dr. Schweiger und ins Cavrianische Haus, wo ich bis nach 12 h arbeitete. Nach Tische gingen Therese mit Josephine und Toni zur Krieghammer zum Kaffee, ich fuhr mit Schießl ins Theater an der Wien, suchten den Maschinisten Putz wegen Figuren zu meiner Optik, wurde abgewiesen, er hat zuviel zu tun. Dann zur Krieghammer, mit Scheiger fuhren wir wegen Porträt von Adamberger zu Rahl, er bedarf 5 Wochen und verlangt 20 #. Abends bei Cleynmann, es wurde gespielt und diskurriert, Hauptgegenstand war des Kaisers Handbillett wegen Widersetzung der Ungarn. Nach 9 h zur Josephine, sah ihren neuen Ofen und fasste den Entschluss, ihr eine Figur machen zu lassen. Sie gab Therese ein sehr schönes kirschrotes Band, mir ein besonders gearbeitetes Uhrband.
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Warm, heiter. Im Burgtheater „Unvermählte“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. In der Nacht 12 h kam meine Schwester Nany, schlief bei der Sepherl, früh beim Erwachen kam sie zu uns. Die Überraschung war angenehm, ich führte sie zur Hütte meines Bruders. Kaufte bei der Infantin einen Uhrschlüssel zum neuen Band, fuhr zum Wallner wegen einer Figur für Josephine, lasse die Minerva neu modellieren. Sprach Zichy, arbeitete zu Hause, mittags mit der Schwester. Nach Tisch kam Czernin und ersuchte mich um einen Kanzlisten. Hatte einen Strauß mit dem Hafner der Josephine wegen ihrem Ofen. Nach Mittag kam der Graf. Ich lag immer auf dem Sopha, bis ich um 10 h ins Bett ging. Ich bin gar nicht wohl, habe Fieber mit Kopfschmerzen. Hatte Besuch vom Schießl, welcher mit Josephine den Degen einhing, vom Langreuter, welcher seine Dampfmaschine im Gardehof aufstellt. Bei Therese waren Baron Freytag, Rösner, Nany, Bruder und Caroline.
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Trüb. Im Burgtheater „Fiesko“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“. Wegen Prinz Anton von Sachsen Redoute, Kontratanz mit Gesängen. Peck und Rösner brachten mir Billetts, ich sie in die Apotheke, dem Langreuter, Scheiger, Hörr, den 2 Mädchen der Josephine. Ich bin gar nicht wohl. Den ganzen Vormittag war ich beim Grafen. Mittags waren die Nany und Richart bei uns. Nach Mittag kam Josephine, mein Bruder mit Charlotte; nach 5 h gingen Richart und Josephine. Vierte optische Vorstellung, ich fing an, meine Optik zuzurichten. Heurteur mit Frau und Sohn, Reimann samt Familie, sein Bruder mit Frau und Sohn, Langreuter sind geladen, die 2 jungen Stessel auch. Um 7 h begann die Vorstellung, nachher etwas Souper.
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Kalt, windig. Im Burgtheater „Irrung“, im Kärntnertor-Theater „Trajan“, Velluti singt wieder; im Theater an der Wien „Hochzeit des Figaro“. Den ganzen Vormittag beim Grafen in Odiosa beschäftigt. Diner bei Quarin, Geburtstag des Phillebois, außer diesem Hofrat Zeiller, Prälat von den Schotten, Regierungsrat Riedler (?) und Dr. Steininger (?). Die ersteren lud ich auch zur Optik und nahmen es mit Vergnügen auf. Nach Mittag und abends zu Haus, meine Schwester, Krieghammer und Kathi, Peter, Jungmann, Heurteur waren da. Es wurde deklamiert, nach 9 h gingen sie und ich begab mich ins Bett.
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Trüb. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Aeneas in Carthago“, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Früh zum Grafen, später kam Zinnicq, Dissertation wegen Badener Theater. Den ganzen Vormittag beschäftigt, gegen 12 h sprach ich Zichy; Janitz bessert sich etwas. Mittags mit Nany, nach Mittag arbeitete ich, las. Zinnicq engagierte mich, mit Janitz Donnerstag nach Baden zu fahren. Abends in die Gesellschaft zu Cleynmann, sie war nicht zahlreich. Hähnlein (?) sagte mir, dass er mich von Marktstafl (?) von Kaerl (?) kenne, wo ich 1792 war. Bei Therese waren Weber, Krieghammer Kathi, 2 Goldmann, Peter, Jungmann, Heurteur, welcher den Braun, Lange, Koch und Klingmann parodierte. Von Cleynmann zu Maurer, zu Hause fand ich Therese in Zahnschmerzen liegen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).