Kalt, heiter. Im Burgtheater „Fridolin“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Gustav Wasa“; Carl Vestris, 13 Jahre, Tänzer von der Oper zu Paris, wird im 3. Akt 3 Soli tanzen. Ich schlief die ganze Nacht nichts. Quarin lebt zwar noch, ist aber sehr schwach. Früh zu Danninger, De Caro, zum Grafen, dann wieder zu Quarin, der sehr schwächer wird. Von Haussareck erhielt ich 2 Billetts für heute „Häuslicher Zwist“, „Zum Goldenen Löwen“; ich gab Billets der Josephine, Toni und Babi, um in ihrer Compagnie dort zu sein. Es ist ein Strahl von Hoffnung, dass Quarin sich bessert, wie sehr erfreut mich dies. Alles drängt sich, sein Wohlsein zu erforschen. Er ist heute munter, sogar scherzhaft. Mittags waren Josephine und Toni unsere Gäste, nachher war ich auf der Bastei, die sehr brillant, voll war. Ich musste beim Grafen speisen. Abends zum Quarin, der mich lange nicht weg ließ. Dann zum Kerner; fand die Josephine nicht, die an Schnupfen liegt. Ich unterhielt mich mit Beindl von Quarin. Die Vorstellung war sehr brav. Dann gleich ins Bett. Therese war den Abend allein. .
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Kalt, heiter Im Burgtheater „Neuer Proteus“, Polawsky von Prag in Rooses Rolle als Baron Lindenfeld; im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Schatzgräber“ und „Harlekin auf den Alpen“. Den Vormittag sehr beim Grafen beschäftigt. Um 12 h ging ich zu Quarin, er ist noch im alten; blieb bis 2 h. Beim Speisen kam Csermak, mit dem ich von Institutsgeschäften sprach, dann Josephine. Therese machte Quarin einen Besuch. Ich war bis 7 h zu Haus, zu Quarin, den ich wieder schlimmer fand. Ich bin schon seit 2 Tagen nicht wohl, die Hitze am Krankenbette von Quarin, der Wechsel zur Kälte tun mir sehr übel. Um 10 h kam ich erst von Quarin Bett. Therese war den Abend allein.
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Trüb. Im Burgtheater „Ersatz“, Polawsky als Carl Baum, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Ein Tag in Paris“. Am Vormittag beim Grafen in Geldsachen, lauter Fatalia. Zum Danninger, Schießl, Quarin, der 3 Stunden Schlaf hatte; früh fingen die Beschwerden wieder an. Kleiner wachte bei ihm. Nach Tisch zum Grafen, eben kam die Gräfin. Zur Moser, wieder zum Grafen. Abends zu Cleynmann, hörte, dass die Gesellschaft aufgelöst sei. Dann zum 1. Akt im „Ersatz“, Polawsky gefällt. Dann zu Quarin, blieb bis 10 h; bekam heftiges Kopfweh.
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Trüb. Im Burgtheater zum 1. Male „Alte Liebschaften“, Lustspiel in 1 Akt von Kotzebue, dann „Beschämte Eifersucht“. Im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“, „Aeneas in Carthago“ mit Vestris; im Theater an der Wien „Abälino“. Am Vormittag beim Grafen, Schwaiger, Kárner, Quarin, der viel hustet, aber nicht schlimmer ist und mich trotz meiner Kopfschmerzen abends zu sich bat. Schießl war unser Gast, mit ihm deliberierte ich wegen Dekoration für Neuberg. Kárner trank mit uns Kaffee, Marie, Jeanette, Josephine kamen. Kárner blieb lange; abends bis 7 h zu Hause, dann zu Quarin, um im Dunstbad zu sein. Bei Therese waren die Stögerischen, Tante, Lavater (?), Heurteur mit Frau, dann kam Hitzinger, brachte eine Dose mit Uhr, Spielwerk und beweglichem Vogel, welche alle sehr unterhielt. Therese rief Josephine und Toni.
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Trüb, neblig. Im Burgtheater „Alte Liebschaften“, „Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Harlekin als Spinne“, „Geheimnis“. Den ganzen Tag sehr beschäftigt, richtete mich auf Baden zusammen. Mittags allein, nach Mittag mit Jeanettl wegen ihrer Entlassung zum Agenten Walcha. Zum Grafen, hörte abends, dass Högler, Bschaidner, Iden alle hereingefahren sind, dies ärgerte mich. Abends zu Quarin, der eine unruhige Nacht hatte, sonst im Alten ist. Mich quält sehr der Schnupfen. Zur Josephine, wo Therese war und Punsch getrunken wurde. Um 12 h ins Bett, schlief schlecht.
Band 07 (VII.), Seite 82r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).