In der Nacht Regen. Therese und ich sind Patienten. Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, Polawsky als Sohn, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Cisterne“. Mit Högler und Bschaidner großen Strauß, der Saal ist zu dunkel. Nach 9 h zum Grafen, sehr beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag fuhr ich zur Mirus, zum Wallner und in die Porzellanfabrik, wo ich meine Neujahrskalender an Niedermayer, Joris, Passy und Dietschy (?) verteilte. Abends zu Hause. Theresens Mutter war heute beim Kaiser, sie war sehr gnädig aufgenommen und er versicherte sie, dass er das Singen noch niemandem versprochen hat. Abends kam Richart, Josephine, die schon für morgen sehr beschäftigt ist. Heute spielte unser Franz Karl Brockmann zum letzten Mal, mit Polawsky von Prag als sein Sohn. Er starb Sonntag den 12. April 1812, abends 6 h, im 67. Jahr an Gedärmbrand. Als Polawsky vorgerufen wurde, äußerte er den von allen tiefgefühlten Wunsch für das Wohl des Künstlers. Mit lautem Jubel bewies das Publikum Brockmann seinen Dank.
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Trüb, sehr kotig. Im Burgtheater „Intermezzo“, Im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“ und Divertissement, Einnahme des Karl Vestris, 13 Jahre; im Theater an der Wien „Cisterne“, im Leopoldstädter Theater „Kampf um Mitternacht“, Einnahme Fermiers. Den Vormittag wegen Alabasterwaren auf der Maut, bei Terzaghi, beim Grafen. Mittags allein. Kornhäusel und Peter sind da. Nach Mittag Zurichtung zum Souper und 8. optischer Vorstellung anlässlich Josephinens Gesellschaft. Ihr Arrangement ist äußerst elegant und reich. Um 6 h wurde Kaffee getrunken, Hofrat Givek (?) und Frau, Vater und Schwester, Geppert mit Frau, 2 Brüder Hoffmann, Kárner, Kridl, Schießl waren da, Cleynmann und Maurer sind krank. Nach 7 h begann meine Optik, die sehr gefiel, um 9 h wurde bei Josephine soupiert. Wir plauderten bis ¾ 2 h, der Punsch näherte erst alles und machte fidel.
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Trüb, nach Mittag heiter. Ich muss sehr husten. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, Divertissement mit Vestris, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Den Vormittag beim Grafen und Quarin, der sich sehr freute, mich zu sehen. Ich besorge um seine Brust und Lunge. Nach Tische kamen Josephine und Jeanette; erstere ist nicht wohl. Ich arbeitete, abends zur Mirus, fand Schwägerin, und lud sie abermals für den Heiligen Abend – Eva –; sie war sehr galant. Blieb dann in Compagnie, um 7 h nach Haus, da waren Ullmann, Krieghammer und Kathi. Vor 9 h ins Bett. Unser Ofen raucht, wir können nicht heizen und leiden Kälte.
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Thomas, kürzester Tag. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Ostade“ und Divertissement mit Vestris, im Theater an der Wien „Ein Tag in Paris“. Den Vormittag beim Grafen, Kassageschäfte, zum Liebisch, Pálffy. Mittags allein, nach Tisch kamen Josephine, Jeanette, ich hatte zu tun. Dann zum Bach, der annoncierte; war nicht voll. In Compagnie zum Krippenspiel nach Mariahilf, plauderte mit Schwarz und Polizeidirektorin; nach Haus, fand DelRio. Ins Burgtheater, Polawski als Marinelli gefiel nicht. Nachher zum Quarin, wo ich mir wieder Verschlimmerung meines Hustens und Schnupfens holte.
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Neblig. Im Burgtheater „Die Jahreszeiten“, im Kärntnertor-Theater Deklamatorium, Einnahme des Korn. Früh zum Grafen, der heute nach Preßburg reist, zum Högler, Liebisch, Schießl. Die neue Dekoration ist ihrer Vollendung nahe. Später in die Theaterkasse um Billetts ins Burgtheater, gab sie in die Apotheke. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Josephine macht mir Galle wegen der Kästen, die wirklich fleißig gearbeitet sind, und Czernin ist so viel Kavalier, dass er nicht einmal das weiche vom harten Holz unterscheiden kann. Abends sprach ich Botta, Wolfmayer, dann opferte ich mich bei Quarin. Therese legte sich wegen Kopfschmerzen früh ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).