Strenge Kälte, Schnee. Im Burgtheater zum 1. Mal „Die Braut“ von Theodor Körner, dann „Grüner Domino“, 1 Akt in Alexandrinern, „Puls“. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, [im Theater an der Wien] „Hausgesinde“, „Columbine auf den Alpen“. Zahlung von Kopf- und Dienstbotensteuer. Den Vormittag mit dem Keller beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, zu Stessel, zum Quarin, Schießl und Kronenfels besuchten mich. Letzterer bat um Garderobe, suchte darum Sartory auf und übergab ihm den Zettel. Dann schrieb ich dem Waldmeister Freytag. Körner (?) sprach ich im Burgtheater in Compagnie; das 1. Stück ist gut, das 2. langweilt, und Krüger als Bursche mit Schnurrbart langweilt sehr. Bei Therese waren Richart und Marie.
Band 07 (VII.), Seite 85v
5282
1812
1
18
Kalt, trocken; wegen vielen Schneehügeln sehr schlecht zu gehen. Im Burgtheater Wiederholung obiger kleiner Stücke und „Haus zu verkaufen“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Fassbinder“. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Otto von Wittelsbach“, Trauerspiel in 5 Akte von Babo, Grüner als Otto. Früh sandte ich Bschaidner zu Zinnicq, wegen des Badener Theaters, führte Jahny wegen Eisenstädter Arbeit zu Kárner, war im gräflichen Haus. Bei Peck, der mir heute ein Eintrittsbillett ins 1. Parterre im Kärntnertor-Theater sandte, welches mich freute. Mittags allein, nach Tische schrieb ich dem Grafen. Peck, Ehrenfels und Kárner tranken Kaffee, Ehrenfeld gab ich Billetts in Kerners (?) Theater. Bschaidner brachte mir eine Dekoration für die Optik und wählte gerade die Gloriette von Schönbrunn, welche ich schon vordem hatte. Josephine und Jeanette waren gerade da, wie ich so unangenehm überrascht wurde. Abends suchte ich Compagnie ins Theater an der Wien; Ich fand Kárner und Barits. Das Stück langweilte sehr, war auch nicht voll. Ich aß beim Zuckerbäcker im 3. Stock Aufgeschnittenes. Therese überraschte mich mit Punsch, dann ins Bett.
Band 07 (VII.), Seite 85v
5283
1812
1
19
Heiter, strenge Kälte. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Otto von Wittelsbach“. Dritte Redoute. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, gab in die Apotheke 3 Billetts und unsere der Lavotta. Da heute beide Teimer spielen, so wird bei Kerner (?) nicht gespielt werden. Den jungen Böhm will ich als Lehrer zum Franzl (?) und jungen Grasl (?) geben. Mittags allein, Stessel und Kárner besuchte ich, nach Mittag ruhte ich. Abends mit Therese zu Kerner (?), man gab „Abendstunde“ und „Dorfbarbier“. Therese unterhielt sich recht gut. Weder Josephine noch Ehrimfeld kamen, welches mich sehr verdross. Dann in die Redoute; es waren 1700 Personen gezahlt und 800 frei. Ich fand bald Compagnie, die ganze Haussareckische Gesellschaft, unterhielt mich mittelmäßig und blieb bis 4 h Die ganze Nacht schneite es sehr heftig.
Band 07 (VII.), Seite 85v
5284
1812
1
20
Heftig anhaltendes Schneien. Im Burgtheater „Braut“ und „Grüner Domino“ von Körner, „Korb“; im Kärntnertor-Theater „Trajan“, im Theater an der Wien „Figaro“. Früh ruhte ich, arbeitete etwas, schickte Radl und Schießl Slivovitza und roten Wein. Der dumme Franzl schlug mir eine Bouteille Slivovitza zusammen. Dann ins Haus, zum Schießl. Therese gab ihre Lektionen. Vom Grafen erhielt ich 2 Briefe mit Aufträgen voll Unannehmlichkeiten, die ich beantwortete. Nach Mittag kam Högler, Liebisch. Abends in Peter und Pfennigbauers Gesellschaft zur Weber, ihr Geburtstag.
Band 07 (VII.), Seite 85v
5285
1812
1
21
Anhaltendes Schneien, alle Wege sind unfahrbar. Im Burgtheater „Wald bei Her[mannstadt]“, im Kärntnertor-Theater „Medea“, im Theater an der Wien „Otto von Wittelsbach“. Früh arbeitete ich zu Hause, dann zu Leykam, das Wollgeschäft aufzuheben, zum Kaufmann, Terzaghi, Krautauer. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an den Grafen. Bei Ferdinand Pálffy war ich wegen Schafen, bat ihn um ein Billett ins Theater an der Wien, welches er mir zusagte. Ich schrieb deswegen an Treitschke und bat um schnelle Ausfertigung. Abends holte ich Ehrimfeld ab und fuhr mit ihm und Peck in die Ungargasse, zum Lonneux, wo zum Geburtstag „Hannes (?) in Wien“ gegeben wird. Fand dort Guglielmo Poltoni und Frau, Tuscher (?), Sonnens[tein ?]. Die Gesellschaft waren 40 Personen und sehr gewählt. Das Theater war mit Leintüchern ausgespannt. Die Fräule Fanny vom Hause spielte die alte Jungfer, tut nichts und macht nichts brav; dann ein paar Szenen aus den „Dienstboten“, endlich wurde die „Orakelglocke“ schlecht, „Reiter Stauf (?)“ brav, und ein Gedicht von Sonnens[tein ?], „Schein (?)“, ebenfalls gut deklamiert. Um 12 h fing man erst zu tanzen an, Tuscher und ich entfernten uns heimlich. Bis an die Knie wateten wir im Schnee.
Band 07 (VII.), Seite 85v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).