Kalt, neblig. Im Burgtheater „Standesprobe“ und „Blind geladen“, im Kärntnertor-Theater Szenen aus „Balduin“, „Amenophis“ und Finale der „Horazier“, Einnahme der Sessi; im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Früh zum Grafen, Offenheimer, Hassaureck, sprach Zichy, Horn von Schwarzenberg. Mittags allein, in der Böhmischen Kanzlei sprach ich Dall’Aglio (?) Dann Arrangement zur 6. optischen Vorstellung. Kridl, Jean. Karoline, Poth (?), Odersky (?), Frau, Baber, Frau, Mädchen, Kriegl, Mayer, Frau, Potschek (?), Müller, ein 2. Odersky. 2 Kinder, Mansfeld, dann Josephine und Toni waren geladen, alle kamen, bis auf die Baber. Alle waren sehr unterhalten und vergnügt. Nach 5 h war Therese mit Nina bei Lobkowitz in der Kanzlei. Er war sehr artig, las mit Castelli ihre Dekrete, fand selbe sehr interessant und versicherte sie, Rücksicht zu nehmen. Nach 6 h kam sie nach Hause und fand mich in voller Arbeit. Abends allein.
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Trüb, etwas Regen. Im Burgtheater „Johann von Finnland“, im Kärntnertor-Theater „Zugemauertes Fenster“, dann Finale der „Horazier“ mit Sessi, „Quacksalber“. Redoute für die Bildenden Künste. Den Vormittag beim Grafen, dann bei Liebisch und Danninger, Mittag bei Ullmann mit Therese und Goldmann, nach Mittag kam Heurteur, um 5 h ging ich nach Haus schlafen. Nach 9 h in die Redoute, sehr voll, zum Ersticken warm. Ich saß meistens, sprach in Compagnie Josephine, Toni, Henriette, Bayer, Simon, mehrere Masken. Um 3 h nach Haus, erster Schnee.
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Katharina. Schnee, dann heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Hagestolze“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, Mohrhardt als Karl VII., im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“ Früh zum Grafen, hatte mit ihm und der Keglevich zu tun. Fuhr ins Theater an der Wien wegen morgen, zum Högler, sie rast (?). Mit dem Grafen zu Liebisch, waren lange da, zum Rohrweck, zum Quarin speisen, großes Diner wegen Katharina Phillebois. Sie alle, Zeiller, Professor Witz (?), Regierungsrat Anders (?), Well, Lautsch waren sehr jovial. Nach Mittag zu Haus, auch abends. Jean und Caroline nahmen Abschied, morgen reisen sie nach Brünn. Abends war Major Giannastasio da. Um 8 h ins Bett.
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Kalt, gefroren. Im Burgtheater „Zeiträume“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien zum Vorteil des Pensions-Instituts „Ein Tag in Paris“, Oper in 3 Akten von Etienne, Musik von Isouard, Dekorationen von Sacchetti und Gail. Früh zum Grafen, schrieb an Högler, der die Keckheit hatte, mir mein Spiegelglas aus der Niederlage abholen zu lassen. Reimann und Högler machten den neuen Spiegel auf, viel Arbeit, macht aber einen schönen Effekt War beim Offenheimer, löste des Grafen Obligationen ein, gewann 1000 fl. Mittags war Schießl unser Gast, Dissertation wegen Beleuchtung des Tempels. Abends sprach ich Dall’Aglio, dann suchte ich Compagnie. ins Theater an der Wien. Sehr voll, ich begegnete Leuchtl, neben mir kam Baumer (?). Die Oper ein Alltagssujet, langweilte sehr, die Musik nichts Auszeichnendes. Sie wurde bezischt, Grüner mit Demmer und Kainz (?) dankten zuletzt. Bei Therese waren die Rohrweck und Krieghammer.
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Trüb, kotig. Im Burgtheater „Buchstab“, „Jenny“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Tag in Paris“. Früh zum Grafen, der heute reisen sollte, dennoch nicht reist, vollauf beschäftigt. Mit der Keglevich schloss ich die Rechnung. Kaufte bei Rohrweck Gläser, mittags allein, nach Mittag wegen Kassa zu Kilian. Dann Zurichtung zur 7. optischen Vorstellung. Peck mit Mainolla (?) und Schwester, Gail, Janitz, Scheurer, Castelli mit Hruschka, Hassaureck, Biringer (?), Gimnich, Leuchtl, Krenner (?), Ehrimfeld, Krieghammer mit Kathi, Kárner mit Henriette Teiner (?), Reichel, Mayer mit Frau, Kronenfels, Redeschini waren geladen, etliche erschienen nicht, welches uns sehr ärgerte, da man schon alle Vorbereitungen traf. Schießl, dann Josephine mit Toni waren auch da. Die Versammlung war froh und blieb bis 11 h.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).