Trüb, kotig. Im Burgtheater „Sonnenjungfrauen“, Lange als Rolla; im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, Mohrhardt als Pylades, im Theater an der Wien „Tag in Paris“. Den Vormittag beim Grafen, zum Czernin, verkaufte bei Liebisch Uhrbandeln, sprach Zichy. Nach Mittag zur Moser. Abends sprach ich Dall’Aglio, war im Gewölbe bei Reich mit Scheurer, sprachen von der Optik, aßen Käse, Hering, tranken Wermut mit Wein. Nach 8 h begab ich mich ins Burgtheater, Lange wurde vorgerufen.
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Trüb, trocken. Im Burgtheater „Unser Fritz“, „Wiedervergeltung“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Den Vormittag beim Grafen, führte zum Schön, dann Quarin, suchte Kárner auf. Therese gab Lektionen. Riedl besuchte uns und schickte einen Fußteppich, grau und rot quadrilliert Den Dunst (?) führte ich zum Czernin, der mir – weil er durch die Nase spricht – geradezu sagte, der Mensch habe die Franzosen. Josephine brachte Therese zwei Garnituren Bänder, und ich schenkte ihr Thümmels „Reisen“, 10 Bände. Nach Mittag kam Marie, ich sagte ihr Czernins Äußerung. Bei Josephine tranken wir Kaffee, abends zur Unterhaltung beim k.k. Rat und Oberarchitekten Fischer, da waren Füger mit Tochter Josepha und Sohn, Vergolder Weitenhiller mit Frau, Klein von Auersperg, Hoffmann, Klement und Chimani, welche mit dem Sohn Carl Quartett spielten, Weiten[hiller?] zeigte ein chinesisches Feuerwerk, Therese sang eine Arie als Gratulation, dann mit Lotte ein Duett; hernach wurde soupiert. Therese tanzte sogar, wir blieben bis 12 h und unterhielten uns gut.
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Neblig, etwas Regen. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater Einnahme der Francesca DeCaro, zum 1. Mal „Gustav Wasa“, von Muzarelli, Musik von Gyrowetz, Dekorationen von Melchior; im Theater an der Wien „Don Juan“. Den Vormittag beim Grafen, mittags war Brandl unser Gast. Nach Mittag kam die Jeanette, die wegen Entlassung mit Pálffy derb harcelierte. Dann fuhr ich zum Tischler Lichtenecker, zu Kornhäusel, der in Ebergassing, zu Reimann. Dann sprach ich Cappi, Frigo, Hruschka. Abends ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie. Das Ballett gefiel nicht, ist kurz, doch langweilig.
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Ein heiterer, schöner Tag. Im Burgtheater „Rächendes Gewissen“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“,„Gustav Wasa“, im Theater an der Wien „Ein Tag in Paris“. Eröffnung der Bühne beim Kerner mit „Zerstreuter“, und „Adolph und Klara“, Musik von Kerner (?). Beim Bach Karussell und Turnier. Früh zum Grafen, zu Kárner, mit dem ich lange plauderte, mit ihm auf den Kohlmarkt und die Bastei, die sehr brillant war. Dann zu Well speisen, er musste verreisen, seine Frau ist kränklich, ging nur zum Tisch. Da waren Taubstummendirektor May mit junger Frau, der Naturgeschichts- und Botanikprofessor aus Prag Mikan (?), Wells 2 Söhne und noch ein paar. Ich unterhielt mich recht gut. Nach Mittag ging ich in Bachs Circus, zum Erdrücken beim Einlass; es unterhält. Abends in Kerners (?) Theater, sehr voll, die Krieghammer spielte nicht, statt ihr eine gewisse Schäffern (?). Ich fand Compagnie, Josephine, Toni, Henriette, Janitz, Bayer, Leuchtl. Um 10 h ins Bett. Im Hause nebenan traf im 2. Stock Waidt (?) der Schlag.
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Heiter. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Richard Löwenherz“. Früh zum Grafen, zu Offenheimer wegen Dukaten, zahlte Horn von Schwarzenberg 200 # für Fleury, sonst beim Grafen. Mittags allein, Weigl Thaddä besuchte uns. Nach Mittag zu Haus, ruhte. Abends zur Namensfeier des Dr. Franz Tschebulz, Komödie von Fanny, Tableau, Tanz, Gesang. Überraschung des fernen Rittmeisters Joseph zur silbernen Hochzeit. Steife gezierte Gesellschaft, Therese sang „ Griselda“. Um 10 h kam die Goldmann, es wurde herumgetragen, getanzt, wir gingen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).