Michaelstag, Jungmanns Namensfeier. In der Nacht und am Tage Regen, sehr kotig. Im Burgtheater „Not ohne Sorgen“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Miranda“; Logen und Sitze sind im kleinen Lobkowitz-Hause zu haben. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an den Grafen, dann ins Haus. Sprach Pisling, fuhr zum Oefferl wegen Badner Theater. Mittags wegen Michael Jungmanns Namensfeier im Prater beim Paperl, Therese, 2 Goldmann, Weber, Nina, Peter, Ullmann, Jungmann, Arnsteiner, Wellfuss (?) waren in der Gesellschaft. Das Wetter verdarb alles; in der Hütte war es so finster, dass Licht brennen musste. Nina und ich gingen nach 5 h in die Stadt, ich ins Burgtheater, ich fand Compagnie, Moll (?), Josephine mit Anhang, Geissler, unterhielt mich. In Sturm und Regen ging ich nach Haus. Therese fand ich schon im Bett.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Jenny“, im Kärntnertor-Theater für die Wohltätigkeit „Zugemauertes Fenster“, „Amenophis“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Ab morgen sind folgende Preise (in Einlösungs-Scheinen): im Burgtheater Loge 7 fl bzw. 35 fl., 1. Parterre 1 fl. 12 x bzw. 6 fl., Sitz 1 fl 36 x bzw. 8 fl., 2. Parterre 36 x bzw. 3 fl., 3. Stock 42 x bzw. 3 fl. 30 x, Sitz 1 fl. bzw. 5 fl., 4. Stock 18 x bzw. 1 fl. 30 x; im Kärntnertor-Theater Loge 8 fl. bzw . 40 fl., 1. Parterre 1 fl. 30 x bzw. 7 fl. 30 x, Sitz 2 fl. bzw. 10 fl., 2. Parterre 48 x bzw. 4 fl., 3. Stock 1 fl. bzw. 5 fl., Sitz 1 fl 24 x bzw. 7 fl., 4. Stock 3 fl., Sitz 5 fl., 5. Stock 24 x bzw. 2 fl.; im Theater an der Wien große Loge 60 fl bzw. 12 fl., Loge 7 fl. bzw. 35 fl., 1. Parterre 4 fl. bzw. 48 x, gesperrter Sitz 6 fl., 2. Galerie und Parterre 3 fl., gesperrter Sitz 48 x bzw. 4 fl., 3. Galerie. 24 x bzw. 2 fl., 4. Galerie 12 x bzw. 1 fl.. Die Erhöhung ist ungeheuer. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in des Grafen Haus, Theaterkasse, zu Richart. Mittags allein, nach Mittag zu Pisling, welcher krank. Peck kam und bat für Ech um Tokajer. Jeanettl, Baron Freytag kamen, ich schrieb an den Grafen, ging zur Terzaghi. Abends ins Kärntnertor-Theater, sprach Jeanettl. Therese blieb zu Hause, bei ihr waren Goldmann, Ullmann, Jungmann, Peter; wir kamen nachher alle bei Maurer zusammen.
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Kalt, trüb; es heiterte sich aus und es wurde ein schöner Tag. Las den Komödienzettel, neue Piécen: Im Burgtheater zum 1. Mal „Johann, Herzog von Finnland“, Schauspiel in 5 Akten nach der Geschichte von Madame Weissenthurn, Musik zu den Zwischenakten von Hummel; im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, Singspiel mit Musik von Gyrowetz, Dekorationen von Melchior, im Theater an der Wien „Aschenbrödel“, im Leopoldstädter Theater „Romeo und Julia“ travestiert, Loge 2 fl. bzw. 10 fl., Parterre 24 x bzw. 2 fl., Sitz 2 fl. 30 x, eine sehr mäßige Erhöhung.. Im Burgtheater kostet eine Loge im Abonnement monatlich 100 fl. WW, im Kärntnertor-Theater eine Loge 5 fl. WW bzw. 25 fl. BZ; vorher zahlte man 12 fl. im Abonnement, außer dem 20 fl. Früh brachte uns der Bediente Anton ein Zirkular mit Becks Unterschrift, vermög welches die Gesellschaft vom 15. September 1811 bis 31. Jänner 1812 wieder 100% Zuschuss zugesichert werden und erhält Therese monatlich 375 fl. Gage. Bis 9 h zu Hause, dann zum Grafen. Ich war bei Peter und mit ihm auf der Bastei. Bei Richart speiste Weber, bei uns Brandl. Nach Tische zu Haus, um 5 h zu Pisling. Therese ging mit Marie zu Uiberreiter, fanden aber niemand und kamen gleich wieder. Ich machte Anstalten zur morgigen Badner Fahrt, lud Josephine ein, mit uns zu fahren. Abends im Burgtheater ins Orchester, man war sehr artig und ich saß bequem. Schöne Kostüme nach Stubenrauch, Dekorationen von Janitz, gute Besetzung, aber gedehntes, langweiliges Zeug, alte, oft und lang schon abgedroschene Szenen. Weissenthurn wurde vorgerufen, bedauerte, dass sie nichts Würdigeres liefern konnte. Sie habe nur fürs Herz geschrieben, dankte für die Nachsicht und versicherte, dass sie mit Ungeduld der Stunde entgegen sieht, in der sie hier zum Vergnügen des Publikums wirken kann, usw. Korn als Johann ist unbedeutend, Roose, sein Freund, wartet immer und tut nichts. Die Oper im Kärntnertor-Theater gefiel sehr. Bei Therese war die Goldmann.
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Nebel, dann heiter. Sah morgens bei Reimann Riedls Ankleidespiegel, dann Fahrt nach Baden mit Josephine Rodler, Kornhäusel fuhr aber wieder nicht mit. In Baden mittags bei Zinnicq, Josephine und ich aßen bei der Schwann, vorher bestiegen wir die Lang’sche Anlage und sahen den neuen Grotttenbau (?), seine Holzhütte, welche uns Streibl öffnete. Nach Mittag machten wir den Gang durch die Berggasse zur Anlagen der Alexandrowitsch, des Stephan Zichy nach Helena, am jenseitigen Ufer bis zum Bergwerk, zurück auf der nämlichen Seite, tranken zu Hause Kaffee und sahen „Alte und neue Dienstboten“. Der Abend war schön, das Theater um 8 h geendet, das bewog uns, im Mondenschein in der Stadt herumzugehen.
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In Baden. Ich war den ganzen Tag beschäftigt, Josephine musste allein spazieren gehen. Kornhäusel, Jahny, Oefferl kamen, wir hielten mit Oberstleutnant Wetzelsberg vom Pioniercorps Kommission wegen dem Theaterbau, dann mittags bei Zinnicq, Josephine speiste allein in meinem Zimmer. Abends fuhr alles weg, wir gingen ins Theater, zum Vorteil von Madlseder (?) und Frau – ehemals Menninger – „Strelitzen“, vorher ein Chor mit Transparentdekoration zum Namenstag des Kaisers. Elenderes lässt sich nicht denken: Soldaten als Strelitzen standen um das Porträt und in der Szene wurde vom Chor geheult.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).