In Baden. Kühl. Rosalie, Namens- und Vermählungstag der Rodler. Im Theater „Dorfbarbier“, dann „Cavallerie zu Haus“, mit Weinmüller, Baumann. Früh zu Hensler, wo beide schliefen, zur Probe. Im Bad blieb ich nur eine Stunde, dann 2 Stunden mit dem Grafen gearbeitet, gegen 1 h in den Park, fand Kleinschmidt (?), Palm (?), Gruber. Mittags mit Weinmüller, Baumann, Schremser (?) und Anton (?) zu Schildknecht, polnischer Tag, Baumann kokettierte mit einer Polin, die ihn durchaus nicht bemerkte. Nach Tische tranken alle bei mir Kaffee, später Arbeit, dann ins Theater, sehr voll, Peretti, Hirschmüller, Kleinschmidt, Fleschner (?) waren in unserer Nähe, es war ein lachendes Fest, sie waren gut gelaunt. Am Ende vorgerufen, Baumann sagte „Zwei Sachen stärken den Menschen: das Badener Bad und Ihre Gnad“, dann kam Weinmüller und sagte: „Das Gescheiteste, was mein Adam im Leben sagte, ist dies und ich stimme herzlich ein“. Nachher Souper beim Schildknecht, um 11 h ins Bett.
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Kühl, heiter. Früh ins Bad, beurlaubte mich von allen, am Vormittag Arbeit, dann in den Park. Kleinschmidt, Gruber engagierten mich mittags zu Teller, Müller speiste auch da, wir waren froh. Bei der Zugeniss (?) empfahl ich mich, fuhr mit Pisling und Frau in die Brühl, schrecklicher Staub.In der hinteren Brühl beim Müller Hildrich (!) fanden wir Zichy, Hantl, die alte Beneke, Boschetti (?); wir machten eine angenehme Überraschung, jausneten mit ihnen. Dann mit ihnen zugleich nach 6 h fort, sie nach Meidling, wir nach Baden. Ich besuchte noch das Theater „Junger Herr auf Reisen“, dann ins Bett.
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In Baden. Kühl, heiter. Unsere geplante Abfahrt wird für morgen bestimmt. Im Theater „Hausdoktor“. Früh ins Bad, vieles kindisch, Rueff und Huber wurden gebraten und begraben. Den ganzen Tag Arbeit, mittags im Park, nahm so halb Abschied. Plauschte mit Jahn, Peretti, Hirschmüller, Phillebois, Wallis. Mittags mit Kleinschmidt zu Teller, schlechtes Essen, gute Gesellschaft. Nach Tisch zeigte ich Kaiserstern, Gruber, Poller (?), Kleinschmidt und Anhang unser Haus, welches ihnen sehr gefiel, dann bediente ich sie mit Tokajer. Abends im Theater, dann zu Siccard mit Huber, Rueff, Schuster, tranken Villaner und aßen Salami. Nachher in die Réunion, leer, Symphonie von Méhul, Arie von Kiesewetter. Zum Schlusse tranken wir Kaffee beim Huber und waren recht kindisch.
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Abschied von Baden. Heiter, kühl. Früh ins Bad, dann alle Rechnungen zusammen machen, zahlen. Das 26. war mein Abschiedsbad. Huber und ich nahmen Figurerln von Husaren, Ulanen, Bauern, Kapuzinern, Greteln (?) und dgl. mit ins Bad und beschenkten damit unsere Badegesellschaft, dann wurde Rueff gebraten. Die Woller besuchte mich, ich zeigte ihr das Haus, welches ihr sehr gefiel. Mittags im Park große Beurlaubung von Quarin und anderen. Mittags mit der Kleinschmidt und Gruber zu Teller mit Huber. Arbesser lud mich zu seiner Einnahme „Weiberehre“, die ich nicht mehr sehen konnte. Gegen 4 h fuhren Huber und ich nach der Stadt. Mit Freuden empfing mich mein liebes Weib; ich brachte Brot und Kipfeln, plauschte mit ihr, dann ins g[räfliche] Haus, Theaterkasse, mit Huber auf die Bastei, sprach Josephine, Kaiser (?), Birkmayer, zum Maurer, war vorher in Compagnie, um 10 h ins Bett.
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Maria Geburt. Heiter. In Schönbrunn Deklamatorium. Früh zum Grafen, sehr beschäftigt, dem Pisling gab ich 500 fl. Douceur. Gegen 12 h in Geisslers Gesellschaft, auf den Kohlmarkt, nachher sprach ich Arenberg. Zu Richart, Therese mit 2 Goldmann, Pfennigbauer, Peter mit Weber, Jungmann zum Diner bei Ullmann, lustig. Abends wandelte ich allein gegen den Prater, fand Mirus, Compagnie, Eleve, Birkmayer, Heyssan. Mit diesen in die Stadt, kam in Compagnie, dann ins Bett. Therese kam erst nach 10 h, sie brachte der Schießl Marie einen gestickten Hut und Kragen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).