Maria Himmelfahrt, Feiertag. Regen, rauer Wind. Fahrt nach Enzersdorf, Wien, abends wieder in Baden. Früh badete ich im Antonsbad, dann – um Therese zu überraschen – nach Enzersdorf. Suchte den Chor, Kainz und Stegmayer fand ich zuerst. Ich blieb auf dem Chor, da kamen Therese, welche ganz große Freude über meine Erscheinung hatte, ihre Schülerin Fischer, die Jäger mit Gatten, welche die Messe von Diabelli veranstalteten. Alle empfingen mich sehr freundschaftlich. Das Amt ging sehr gut. Therese fuhr mit mir in die Stadt, ich machte meine Geschäfte, holte Therese ab, wir speisten beim Quarin, der über meine Ankunft große Freude hatte, da waren Reg[ierungs]rat Anders, Abbé Neumann vom Münzkabinett, Regierungsrat Debroy, die Familie Phillebois, wir waren sehr vergnügt. Nach 4 h zum Grafen, endigte im Haus die Geschäfte, dann um 5 h mit Therese zur Moser, sprach Graf Louis, dann nach Baden. Ich führte Therese zur Mutter, die ich auch überraschte, dann ging ich ins Theater „Judith und Holofernes“, nachher übers Wasser zum Löwen, fand Zechner, plauderte, dann ins Bett.
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In Baden. Kühl, aber ein heiterer Tag. Den Vormittag beschäftigt, ich erzählte dem Grafen, dass bis 15. September die 100 fl.-Zettel aus dem Kurs gesetzt sind. Therese kam zu mir, ich sandte der Mutter guten Wein. Mittags aß ich im Löwen, nach Mittag zu Hause. Abends mit Therese, Mirus und Tochter nach Helena, bestiegen den Weg des Franz Zichy nach Scharfeneck, unterhielten uns gut und blieben, bis es dämmerte. Sah den letzten Akt von „Alten und neuen Dienstboten“.
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In Baden. Ein schöner, warmer Tag. Kornhäusel, Högler und ein Spiegelmacher kamen, es wurde fleißig gearbeitet. Therese kam mit den Phillebois unser Haus zu sehen. Ich besuchte ihre Mutter und nahm Abschied. Sie fuhr mit Therese und Nina in die Stadt. Mittags in der Redoute. Den ganzen Nachmittag beschäftigt, zu Högler, Kornhäusel, ernstlich wegen Verfertigung des Salettls gesprochen. Hensler und Graf Podstatzky besuchten mich. Abends im Theater „Zauberflöte“ zum Vorteil des Gubig, Gottdank als Tamino, fand Holtzer mit Kathi, langweilte mich und war am meisten mit der Jungmeyer zufrieden.
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Ein schöner Tag, Baden sehr glänzend, letzte Redoute. Früh wie gewöhnlich ins Antonsbad, dann arbeiten zum Grafen, fand Albinsky (?) bei Leipzig (?), besuchte Holtzer, dann im Park, setzte mich zu Phillebois, besprach mich mit Pisling wegen Entbindung seiner Frau, die Sonnenstein Gevatterin, unterhielt mich mit ihnen, dann mit Mirus, Vogl, Littrow (?) in die Redoute speisen, nach Mittag zu Pisling, arbeiten, verschaffte den Phillebois den Postzug, führte die Mirus zur Graner Hütte, nahmen gutes Obers und promenierten bei Helena, wo es sehr voll war. Sah den letzten Akt von der „Everl vom Alsterbach“, sprach Simon, schrieb Therese, dann in mein Tagebuch und legte mich um 11 h ins Bett.
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In Baden. Ein schöner Tag, früh ins Antonsbad, unterhielt mich mit Phillebois, Gillitzstein (?), Poll (?), Sonnenstein. Den Vormittag Arbeit, mittags in der Redoute. Graf Vinzenz verschlimmert sich. Nach Mittag mit Phillebois, Mutter, Babette und Peck durch den Doblhoff-Garten, die Anlagen der Alexandrowitsch, des Stephan Zichy und dann auf des letzteren seinen durch Major Plöchl angebenen Weg nach der Veste Rauhenstein, zurück durch das Tal den Fahrweg. Im Haus wurde ich überall gesucht, der Graf lief selbst herum, ich musste um ½ 8 h nach Wien, kam um 10 h an, stürmte bei Quarin, Kleiner, besuchte Therese auf eine halbe Stunde, fuhr mit Kleiner zurück, kam um 1 h an. Es war sehr kalt, ich bekam heftigen Husten und Schnupfen. Ging gleich mit Kleiner zum Vinzenz, es wurde verschrieben, auch mir, dann schliefen wir zusammen. Bei Pisling speiste Sonnens[tein ?] und er fuhr mit ihr in die Stadt, weil Joris (?) auch krank ist. Im Theater „Beschämte Eifersucht“, dann Terzett von Rosetti
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).