Trüb, kühl. Im Burgtheater zum ersten Mal „Ungleiche Brüder“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Cosa rara“. Zum Grafen, Erben, Stessel, Quarin, Offenheimer. Radl und Stessel fanden sich beim Grafen. Quarin freute sich, mich zu sehen; Radl schickte mir einen Fisch. Mittags war Brandl unser Gast, Jeanette und Marie Hatzl (?) kamen nach Tisch und nahmen Teil an unserem Schill. Nach Mittag zum Hofrat Erben, den ganzen Tag beschäftigt. Bevor der Graf abreiste, hatte ich wegen dem Badner Haus einen gewaltigen Sturm. Abends kam ich beim Taroni mit Radl zusammen, nahm ihn mit Ullmann mit zu Peter, dann zum Stern soupieren, dahin kamen Birkmayer, Salberger, ein Weinhändler und beide junge Leute. Ullmann und ich gingen um 10 h nach Hause.
Band 07 (VII.), Seite 68r
5117
1811
8
6
Heiter. Fahrt nach Eisenstadt mit Radl und Birkmayer. Vor 5 h wartete ich ihrer, erst um 6 h wurde nach Eisenstadt zu meiner Mutter und Kárner gefahren. In Wimpassing hielten wir und um 11 h waren wir in Eisenstadt. Freudetrunken sank meine alte Mutter auf dem Sessel, ich war ganz hingerissen. Dann suchten wir Kárner, fanden ihn im Schloss, gingen die Allee aus, Ehmann führte uns herum, Niemayer (?) in den Garten, dann zu Kárner, tranken Wein. Mittags hatten wir bei meiner Mutter nichts verlangt, weil Radl hoffte, von Stürmer (?) geladen zu werden. Die Einladung unterblieb, wir begnügten uns mit Käse, Brot und Wein. Nach Mittag fuhren wir durch den Tiergarten nach Donnerskirchen, ich zeigte ihnen die Schönheiten der Gegend, den See, Oslip, Rust und St. Margarethen. Ischik (?) und ich pritschten sie im Keller, dann nach Haus, soupierten mit Kárner, Elsler und den zwei Prinster, welche ich bat, Duos zu machen, sehr angenehm. Noch auf der Straße machten sie Jagdstücke.
Band 07 (VII.), Seite 68r
5118
1811
8
7
Fahrt nach Wien. Die Freude meiner Mutter und die Trennung von ihr erregten ein Gefühl, das mich sehr bewegte. In Höflein badeten wir, dann nach Pottendorf. Stiegen bei Mautkontrollor Birkmeier (?) ab, sahen Theyers (?) Theater, das elendeste, was sich denken lässt. Man gab zum Vorteil der Mad. Bartmann (?) „Jurist und Bauer“. Schlichen dann im großen, durch Engel angelegten Garten herum, dann zum Speisen. Mit Mühe brachte ich die Schlemmer weg. Vor 6 h in Wien, zum Hofrat Erben, nach Haus, ins gräfliche Haus, nirgends jemand. Abends sprach ich Jeanette. Im Burgtheater „Rächendes Gewissen“, Wothes Versuch als Cynthia, so-so. Auf die Bastei, um 10 h ins Bett.
Band 07 (VII.), Seite 68v
5119
1811
8
8
Ein schöner Tag. Den ganzen Tag sehr beschäftigt, mittags mit Peter Feier (?), abends mit Jungmann ins Leopoldstädter Theater, sahen ein neues „Donauweibchen“, nichts Besonderes. Dann zu Peter, wo Ullmann, Jungmann, Radl, Birkmayer, Pfennigbauer waren. Erst um 12 h nach Hause.
Band 07 (VII.), Seite 68v
5120
1811
8
9
Trüb, dann Regen. Den Tag über sehr beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, zu Jungmann wegen kleinen Zetteln, zum Grafen. Abends sprach ich Mainolla, um 9 h ins Bett.
Band 07 (VII.), Seite 68v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).