In Wien. Ignaz-Fest. Im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, im Theater an der Wien „Strandrecht“, „ Zauberring“. Ich leide sehr an meinem Mund. Therese speiste beim Baron Feszthy (?). Früh fuhren Therese und ich zum Ullmann gratulieren, dann hatte ich vollauf zu tun. Gegen Mittag war ich bei Wallner, da rief mich Seitz, zeigte mir seinen 3 Wochen alten Buben und fuhr mit mir ins Diana-Bad. Mittags aß ich schnell beim Traiteur im Rothgassel, schrieb dann dem Grafen, arbeitete, war in der Spiegelniederlage. Abends die ganze Compagnie auf die Mehlgrube, Ullmanns Namensfest zu feiern, Reschey (?), Arnsteiner, Brandstätter, Weber waren beim Souper, während dem starb Lembs Becher (?), ein Junge von 18 Jahren, jäh am Schlag. Reschey und ich schlichen um 10 h nach Haus, ich arbeitete noch. Therese kam erst nach 1 h, auf dem Graben nahmen sie noch Gefrorenes.Nachtrag: von Collin, k.k. wirk[icher] Hofrat bei der Hofkammer, Finanz- und Kommerz-Hofstelle, geboren am 26. August 1772, wurde im Jahr 1805 Hofsekretär, 1809 Hofrat und Ritter des Leopolds-Ordens. Pflicht war sein erster Gedanke; ihr wich alles, selbst seine Lieblingsneigung, die hohe, beseligende Dichtkunst, wurde ihr zum Opfer gebracht. Nur im nächtlichen Dunkel gestattete er sich diese Erholung, doch Amtsgeschäfte durften der Muse den Rang nicht streitig machen. Vom „Regulus“ an, den er im 28. Jahre seines Alters vollendete, bis auf die „Horatier und Curiatier“, deren Druck und Vorstellung er nicht mehr erlebte, trug jedes seiner Kunstwerke den Stempel des Talentes, des ausgebildeten Geistes und der vertrautesten Bekanntschaft mit den Griechen und Römern.
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Schwül, mittags Donnerwetter, schöner Mondabend. Früh war ich bei Högler, mit ihm bei Jahny, zu Wallner und Reimann. Fahrt nach Rodaun, Therese, 2 Goldmann, Weber, Peck Vater und Sohn, Reschey (?), Jungmann, Ullmann, Peter; die Damen im Kalesch, wir in Reichs Wurst. Bei den Paulanern saß ich auf die Wurst. Reich empfing uns sehr freundschaftlich, wir frühstückten, sahen uns in Haus und Garten um, gingen in die Kirche, Schlossplatz, da überraschte uns ein erquickender Regen, von dem die Wiener nichts wussten. Wir speisten gut, der Hausherr würzte mit froher Laune den Tisch, nur waren Ullmann und Jungmann bis ins Läppische voll Attention gegen die Goldmann und vernachlässigten meine Frau und Weber ganz. Abends ins Schloss, in den Garten, da waren wir selbst im Regen sehr kindisch, machten Gruppen. gymnastische Übungen, scherzten, lachten. Nach 8 h nach Haus. Die 2 Goldmann drängten sich zu uns auf die Wurst. Nach 10 h ins Bett.
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Fahrt nach Baden, in Wien Staub, außer dem Wiener Berg angenehme Fahrt. Den ganzen Tag Arbeit, nahm die Rechnungen vor, zahlte den Leuten Zulagen, Monatsgelder, ließ die Öfen ändern, Figuren setzen. Fruchtlose Lizitation des Badener Theaters. Abends Fahrt nach Helena, dann nahm ich die Bianchi zurück, ging ins Theater, „Verliebte Sesselträger“ und „Böse Frau Kassandra“. Ich langweilte mich, nachher ins Bett.
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In Baden. vormittags Dukaten zählen, 1370 #, Rechnung schließen, mittags in der Redoute mit Kammermayer (?), nach Mittag Arbeit. Abends im Theater „Zauberspiegel““, Einnahme Windisch’, alte Farce, mit Quodlibet, Musik; fand noch Compagnie und war so ziemlich unterhalten. Nachts mit Sekretär von Keglevich, Hafner, Bildhauer Wallner mit Schätzen reich beladen nach Wien. Im Regen, der gegen Wien immer weniger wurde, kam ich um ½ 1 h an, Therese erwartete mich nicht mehr.
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Dominikus. Schwül, abends Regen mit Donnerwetter, das in der Nacht fortwährte. Am Vormittag beschäftigt, dann in die Kirche; Therese sang bei den Dominikanern mit der Freytag die Bravourarie, dann das Alleluja von Salieri, Messe von Haydenreich. Auf den Graben, Kohlmarkt; die Goldmann haben sich auch eingefunden. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Abends zur Moser, dann über den Prater zum Grafen, fand Geissler in der Limonadehütte, dann wieder zum Grafen, der im stärksten Regen kam. Blieb bis 10 h, dann nach Haus, ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).