Regen, ein wahrer Landregen. Im Burgtheater „Jenny“, Drama in 4 Akten aus dem Französischen; heute zum 2. Mal, hat gefallen. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien Pantomime „Harlekin als Spinne“, dann „Feodora“. Früh zur Keglevich, hatte viel zu tun, schrieb dem Grafen, besuchte Pisling, War in Geisslers Gesellschaft, mittags allein. Dem Prinzipalen von Kollmann, dem Waldmeister Freytag, schrieb ich auch, ließ nach Mittag den irdenen Ofen abreissen und alles verputzen. Abends zur Keglevich und Maurer.
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Trüb, Regen. Im Burgtheater „Straßenräuber aus Kindesliebe“, im Kärntnertor-Theater „Feuerprobe“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Räuber“. Früh arbeitete ich in Institutsangelegenheiten, dann in Geisslers Gesellschaft. Mittags allein, nach Mittag Konferenz mit Jahny, Högler und Nagl, dann fuhr ich zu Reimann und Moser. Abends ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Ronner (?) und Peretti, unterhielt mich, plauderte auch mit Huber und Haim. Im Burgtheater waren Vojt und Frau, die 2 Goldmann mit Ullmann, Hitzinger Mutter. Ich las noch und schlief erst spät ein.
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Trüb, dann heiterte es sich etwas auf. Im Burgtheater „Jenny“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus“, im Theater an der Wien „Quäker“ und „Harlekin als Spinne“. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb an den Grafen, dann in die Theaterkasse. Erhob wegen Wette mit Arnsteiner, dass am 27. März 1780 im Burgtheater „Ottilie“, eine Loge 4 fl. 18 x, Parterre noble 1 fl., Sitz 1 fl. 20 x, 2. Parterre 24 x, 3. Stock 30 x, Sitz 40 x und 4. Stock 17 x waren. Dann ins gräfliche Quartier, mit Kridl und Peck (?) zu Brandmayer und in die Porzellanfabrik. Mittags mit Therese allein, nach Mittag Arbeit, später zur Terzaghi ins Haus, Ronner, dann ins Burgtheater, fand Kornhäusel und Frau, neben mir kam Kurländer, der mutmassliche Verfasser des Dramas, zu stehen, seine Gesellschafterin, ein liebes, blasses Geschöpfchen, kam neben mich zu sitzen, ich unterhielt mich. Dann zu Maurer, wo meine Urkunde in pleno verlesen wurde, Rödl (?) aber dennoch disputierte.
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In der Nacht Gewitter und Platzregen, kalt, windig, trüb. Im Burgtheater für die Wohltätigkeit „Brief aus Cadix“, „Rätsel“, im Kärntnertor-Theater „Betrogene Betrüger“, „Amenophis“, im Theater an der Wien „Salomons Urteil“, Mad. Ebers von Lübeck, ein schönes Weib, als Sena. Früh arbeitete ich zu Hause, hatte mit Kornhäusel zu tun, suchte Radl auf dem Markte. Mittags in Peters Gesellschaft, Therese lud ihre Mutter und Töpfer zum Speisen. Nach Mittag zu Haus, Graf Künigl suchte mich, um mit Kornhäusel Sonntag nach Baden zu fahren, welches unmöglich und ich Zinnicq selbst schrieb. Abends ins gräfliche Haus. Ein Sturm und Gewitter um 7 h bewog mich, nicht mehr auszugehen.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Lanassa“ Wothe als junger Brahmine, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Don Juan“, Ehlers‘ Einnahme. Früh arbeitete ich, dann ins Haus, fuhr zu Radl um einen Hechten, dann Rendezvous in der Schottenkirche für Fahrt nach Dornbach. Vorher besuchte ich Graf Vinzenz. Fuhr mit Moser, Catlau, Kölbel, Mayer und Fier. Mittags kehrten wir im neuen Wirtshaus ein, nahmen Rostbratl, aßen sehr mittelmäßig und zahlten viel. Begannen dann unsere Promenade in den Park, zum Grabmal, zum Gärtchen mit dem Springbrunnen, zum chinesischen Lusthaus, zum Teich mit dem Sterbenden Fechter. Dann gingen die übrigen zur Moritzruhe, Moser und ich suchten den Weg zum Dianentempel. Ein kalter Sturmwind verjagte uns, da setzten wir uns in eine Grotte beim Teich und erwarteten die Rückkommenden. Um 5 h in die Stadt, nach Haus, dann ins Burgtheater, langweilte mich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).