Heiter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Ehekontrakt“ von Dilg (?), „Eduard in Schottland“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“ mit Mme. Sessi, im Theater an der Wien „Frau aus Krems“, im Leopoldstädter Theater „Adelheid von Burgau“. Sehr früh zum Grafen, mittags waren Peter, Jungmann, Ullmann unsere Gäste. Ich sprach Boschetti um 11 h, nachher zu Puthon, auf die Bastei, schlich mit Merz (?) und Jungmann herum. Therese fuhr nach Tisch zur Kindstaufe des Joseph Stern, das Mädchen erhielt den Namen Therese. Nachher fuhr sie zur Stadler, wo die Phillebois war; blieb da den Abend. Ich erhielt Besuch von Heurteur und Frau. Abends in Compagnie ins Leopoldstädter Theater, fand Jungmann, Peter, Reich und Pfennigbauer. Ich langweilte mich, die Wolf gefiel.
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Heiter, warm; ein seltener Herbst. Im Burgtheater „Johann von Finnland“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Aeneas in Carthago“, Früh zum Grafen, der Graf reiste mittags ab und Vinzenz kam. Am Vormittag bei Schwaiger wegen Klage an Uffenheimer, bei Janitz, der sehr gefährlich krank liegt; ich fand eben Oeppinger. Dann plazierte ich mich auf dem Graben und promenierte auf der Bastei, die einer vollen Redoute glich. Mittags bei Peter, mit Ullmann, Jungmann, Reich, Weber, Pfennigbauer und den 2 Goldmann. Bei Tische wurde sehr gezecht, ich verlor mich nach Mittag im Prater, der ebenfalls sehr besucht war. Sah Richart, Krahl (?), Graumann (?), Ochsenheimer (?), Osswald, Kaiser, alle gingen ins Leopoldstädter Theater „Landhaus an der Landstraße“, mit Mad. Wolf, dann „Harlekins 32 Zaubereien“. Nach dem Stück ging ich wieder zu Peter, fand Jeanettl, die anderen noch alle zechen. Ullmann, Jungmann vernachlässigten mein armes Weib so sehr, dass gar niemand mit ihr sprach. Erst um 11 h kamen wir nach Haus.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Feodora“, „Zauberring“. Ich arbeitete sehr fleißig, schloss meine Kasse ab, war bei Lobkowitz, zahlte in der Spiegelfabrik meine neuen Spiegel 50 x 32“ zu 494 fl. 48 x, und 25 x 32“ zu 178 fl. 52 x, zusammen 673 fl 39 x. Reimann macht mir hinzu Säulen und Rückwände. Mittags mit Therese allein, Schmied (?) schickte eine kalte Pastete. Nach Tisch kam Schießl, er fuhr mit zu Reimann. Von Rohrweck erhielt ich blaues Glas zur Optik. Nach Mittag fuhr ich mit dem jungen Joël nach Währing, Haus und Garten No. 23 anzusehen, ehemals Baldauf, nun Borkenstein (?) gehörig. Das Haus ist vernachlässigt, der Garten sehr groß, aber wieder verwahrlost, er will dafür 80.000 fl. Dann besuchten wir den Kirchhof, Ort der Ruhe, sahen die Monumente der Kurz, Lubomirska, Hegleschek (?), Schauenstein u. a. m., sahen in Weinhaus das Gebäude des Van der Nüll, fuhren über die Felder nach Hernals, reizende Aussicht. Zu Reimann, traf Rodler, mit dieser auf die Bastei. Hörten der Musik zu, zu Maurer soupieren, dann zur Josephine, mit Therese punschieren.
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(irrtümlich 21. datiert) Ungemein schöner Herbst; ein unangenehmer Wind erhob sich, der Staub ist unerträglich. Im Burgtheater „Livländischer Tischler“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Julius Cäsar“, im Josephstädter Theater das alte „Überall und nirgends“. Früh zum Högler, Moser, sprach Weber, Pisling, Boschetti. Mit Poller (?), Rabe, Camesina auf die Bastei. Mittags allein, Therese ging nach Mittag mit den Goldmann zur Weber. Ich fuhr zur Moser, Besuch von Wisenfeld und Krzkowsky von Fürst Dietrichstein. Högler zeichnete mir das Portal zur Spiegelwand. Dann durch den Prater, Rabe fuhr mit mir und stieg beim Theater aus, ich sprach Arenberg und passierte den Abend bei Cleynmann, Bittner (?), 2 Jäger, Hahnlein (?), Bogy (?), Schmalzried (?), Seyffert (?), Fanz (?), Unger, Glatz und mehr anderen. Es wurde meistens gespielt.
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(irrtümlich 22. datiert) Kalt, trüb. Im Burgtheater „Abschied“, Lustspiel in 2 Akten von Kurländer aus dem Französischen von L. Congé, vorher „Ehekontrakt“. Im Kärntnertor-Theater „Zugemauertes Fenster“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien [irrt. Kärntnertor-Theater] „Attila“. Früh schnitt mir Josephine die Haare. Ich arbeitete in Institutsgeschäften, später zu Schweiger wegen Uffenheimer. Therese gab am Vormittag Lektionen, mittags mit ihr allein. Nach Tische schrieb ich dem Grafen, Therese ging nach Mittag zur Rohrweck. Heurteur kam mit ihrem Mann, blieben den ganzen Nachmittag und Abend, Weber, dann Peter kamen. Wir hatten unseren Jux mit Deklamieren, Heurteur sprach ein paar Szenen aus „Bianca della Porta“ meisterhaft, die Weber ärgerte sich und ließ ihren Zorn laut werden; dann gingen wir zum Maurer.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).