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Anzeige von 4541 - 4545 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4541 1810 1 7 Kalt, trüb. Im Burgtheater „Armand“, im Kärntnertor-Theater „Brautkranz“ von Weissenbach , im Theater an der Wien „Rochus Pumpernikkel“. Vor 5 h saß ich an meinem Arbeitstisch, schrieb den Wollkontrakt mit A[braham ?] Uffenheimer und trug ihn zu ihm. Stessel war beim Grafen, er gab Theresen die unterschriebene Silbernote. Gestern waren wir zusammen im Kärntnertor-Theater, sehr voll, nachher soupierten wir zusammen im Hotel garni zur Kais[erin] v[on] Österr[eich]. Therese lud Brandl zum Speisen. Ich, Kárner und Seitz gingen auf die Bastei, letzterer war auch unser Gast. Mein Graf gab sich auch wegen Quartier beim Cavriani Mühe, der Schuft hat aber die Juden zum Steigern und so wurde es nichts. Den ganzen Vormittag beim Grafen, es gab viel zu tun. Für Stessel bewirkte ich 6 Bouteillen Champagner, 6 Tokajer. Nach Mittag zum Uffenheimer, gab ihm den Kontrakt. Er wollte mir 200 fl geben, die ich nicht nahm; endlich wies er mir 700 fl an, die ich morgen hole. Mir begegnete Umlauf, zu Therese kam sie. Wir stellten ihnen sehr freimütig das Schändliche ihres Betragens vor. Um 4 h zum Grafen, sprach Scherer (?), Botta, zu Peter und zeitlich ins Bett. Im Notfall muss Brandl uns helfen. Band 07 (VII.), Seite 1v
4542 1810 1 8 Trüb, gefroren, trocken. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Zerstreute“, „Zerbrochene Brille“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“, im Leopoldstädter Theater „Eifersucht in der Küche“ und mechanische Vorstellung des Sachatzek (?) Früh zum Grafen, zu Uffenheimer, erhob meine 700 fl., trug sie gleich zum Stessel und legte sie samt den anderen vom 1.Jänner 2500 fl. an. Mittags allein, nach Tische kam Hörr, dem gab ich das Gilet der Josephine zur Abänderung. Schwarz und Wisenfeld besuchten mich, wir tranken Rosoglio. Später zur Rodler, sprach Botta. Abends mit Stessel ins Leopoldstädter Theater, wo ich Jeanette fand. Die Taschenkünstler waren mittelmäßig, die Trompeter, Tamboure und Paukenschläger, welche unter dem Theater dirigiert wurden, sehr schlecht. Ebenso ist auch die Pantomime von Hampel (?) ohne allen Wert, doch Volkerts Musik angenehm. Nachher soupierten wir bei der Österr Kaiserin. Therese war bei Hocheder, abends wegen Redleins (?) Quartier bei der Brentano, welche sie uns für 1100 fl. lässt. Ohne 600 fl vom Grafen kann ich es nicht übernehmen. Band 07 (VII.), Seite 1v
4543 1810 1 9 Kalt, trocken. Im Burgtheater „Livländischer Tischler“, im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, dann zum ersten Mal großes Ballett von Angiolini, Musik von Spontini „Hercules und Achelous“, 4 Akte. Mit dem Grafen sprach ich wegen Quartier bei Brentano und er entschloss sich 700 fl. daraufzuzahlen, jedoch sollte ich verlassen, was ich könnte. Ich war bei der Richart wegen des Hausverkaufs-Entwurf des Hauses der Fürstin Dietrichstein um 300.000 fl und 1000 # in Gold Schlüsselgeld, sagte der Richart wegen Quartier im Landhaus und lud Brandl zum Speisen. Mit ihm machte ich ernstlich aus, der Therese den 3. Stock im anderen Haus zu überlassen, mir den 2. Stock in No. 366, also dem Reihack (?) und Kreiner gerichtlich aufzusagen, welches ich auch gleich bewerkstelligte und dem Jungmann übergab. Abends zu Rösgen wegen Kölnerwasser, dann mit Russ, Zinnicq, Botta ins Leopoldstädter Theater, zum 1. Mal „Jakob Molay“ nach Kalkberg (?) von Schuster, mit einem Kerker von Neefe, sehr brav gemalen. Im Stück schlief ich. Therese war allein zu Hause. Band 07 (VII.), Seite 1v
4544 1810 1 10 Sehr kalt. Im Burgtheater „Singspiel“, dann zum 2. Mal „Hercules und Achelous“, pantomimisches Ballett in 4 Akten, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“.Früh zum Grafen, zum Brandl, dem ich 200 fl brachte und selbe gleich auf Abrechnung des Zinses zu 300 fl. im 2. Stock seines Hauses überließ. Heute wird beiden Parteien aufgekündet. Mittags hatte ich mit der Wäscherin zu handeln, die mich auch steigerte. Bei Haas (?) bestellte ich Zwirn von Prag. Hannerl und Rosel besuchten uns. Ich ging zur Gulyás wegen zwei Pianoforte, dann zur Brentano, das Quartier absagen. Ich sprach Botta, suchte Kárner, Stessel. Abends zu Richart, dann zum Souper zu Reich, wo ich Holzinger und Lusak (?) fand. Wir hatten theatr[alische] Sitzung, bestimmten Stücke, Ausgaben, waren munter und punschierten bis ½ 1 h. Holzinger und Lusak begleiteten mich. Band 07 (VII.), Seite 2r
4545 1810 1 11 Kalt, trocken. Abends fing es zu schneien an. Im Burgtheater zum ersten Mal „Sorgen ohne Not und Not ohne Sorgen“, satir[isches] Lustspiel in 5 Akten von Kotzebue. Im Kärntnertor-Theater „Entführung aus dem Serail“, im Theater an der Wien „Attila“. Den Vormittag beim Grafen, zu Kárner, den ich wegen Vermählung der Brandlischen sprach und ersuchte, Beistand zu sein, welches er mir gerne zusagte, dann machte er mir die Freude, dass der Fürst heute meiner Mutter 1 Halbe Offizierswein täglich bewilligte, welches Therese und ich ihr gleich schrieben. Ich ging zum Brandl, sprach mit Therese, zu Richart, dann nach Haus. Mittags allein, dann schrieb ich, dann in Peters Gesellschaft, wo ich Reimann fand, mit dem ich in die Stadt ging. Abends ins Burgtheater in den 3. Stock, fand Giftschütz, Botta. Das Stück unterhielt mich. Band 07 (VII.), Seite 2r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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